Juli 3, 2014 – 5 Tammuz 5774
Meshugge» – was denn sonst…?

image

Wie ich eine ziemlich unkoshere Nacht inmitten von «Berliner» Israelis erlebte 

Letzte Woche kam der Brief von der Amts- anwaltschaft Berlin: «Tatzeit: 07. September 2013. Tatvorwurf: Diebstahl. Tatort: Brun- nenstr. 70. Sehr geehrte Frau Fischer, die ein- geleiteten Ermittlungen haben bisher leider nicht zur Feststellung des Täters geführt.»
Diejenigen, denen der Name «Brunnen 70» etwas sagt, horchen jetzt vielleicht auf. Und diejenigen, die unwahrscheinlicher Weise wissen sollten, was in der Nacht des 7. September 2013 gefeiert wurde, können jetzt eins und eins zusammen zählen. Meshugge. Besser gesagt: Eine Meshugge-Party. Es gab am 7. September 2013 zugleich Rosh HaSha- na, das Jüdische Neujahr, zu feiern. Und ku- rioserweise erlebte ich den ersten Diebstahl meines Lebens! Wo war ich da eigentlich hin- geraten? «The Unkosher Jewish Night» prangt als Slogan auf der Website der Meshugge Partys. Veranstalter ist seit einigen Jahren Aviv Netter, und mittlerweile hat diese Party-Reihe in der Brunnenstraße einen erstaunlichen Bekanntheitsgrad erreicht. Auch die Medien interessieren sich.

So berichtete die «Berliner Zeitung» im Oktober 2012 unter der Headline «Dont worry, be jewish!» über die Meshugge- Partys, der «Tagesspiegel» am 23.04.2013 über die «Unkoschere Nacht», und auf der Website der Party-Reihe kann das Video eines RTL-Beitrages bestaunt werden, der mit den Worten endet: «Judentum ist eben nicht nur etwas für das Geschichtsbuch, für‘s Mahnmal oder für‘s Museum.» Ah ja. Ju- den in Deutschland können also auch feiern. Aber erst, wenn es einen israelischen «DJ-Import» wie Aviv Netter gibt? Gefeiert wird hier eigentlich alles: Sich selbst, Israel, gute und schlechte israelische Evergreens, deutsch- Israelische Freundschaft, auch Anlässe wie den israelischen Un- abhängigkeitstag oder bestimm- te jüdische Feiertage. Wie am besagten 7. September. Angesagt wer das Jüdische Neujahr, viele implizieren damit Apfel, Honig und die Töne des Schofar. Es begann nun für mich aber weniger feierlich, denn meine Tasche hatte sich «verabschiedet». Ziemlich unkoscher das Ganze, denn heißt es nicht: Du sollst nicht stehlen? Die Leute von Meshugge litten mir mir.

Meshugge-Party ist bei weitem nicht der einzige Ort in Berlin, an dem sich junge Is- raelis zum fröhlichen Beieinander treffen. Doch es ist einer der meistfrequentierten Szene-Plätze der israelischen «Community» überhaupt. Die zählt mittlerweile nach Zehn- tausenden, welche sich auf länger in Berlin eingerichtet haben - ein Umstand, den nicht

Komplett zu lesen in der Druckausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier abonnieren oder hier einen Kennenlernen-Exemplar bestellen.

Brief an die Redaktion schreiben

Soziale Netzwerke