Die Iran-Marionette Hisb’Allah traf sich in Algerien mit anti-marokkanischen Rebellen  

Von Stefan Frank

Marokko beendet die diplomatischen Beziehungen zum Iran. Dies sagte der Außenminister des nordafrikanischen Landes, Nasser Bourita, der Deutschen Presse-Agentur (DPA) in der Hauptstadt Rabat. Das Königreich wirft dem Iran vor, über die von Teheran gesteuerte Hisbollah-Miliz und die iranische Botschaft in der algerischen Hauptstadt Algier Waffen an die Polisario-Rebellen in der Westsahara zu liefern.

Die Westsahara liegt zwischen Marokko und Mauretanien am Atlantik. Die Guerillagruppe Frente Polisario kämpft dort seit 1973 für die Souveränität des von Marokko besetzten Gebiets. Seit 1991 gibt es einen Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien.

Treffen mit der Hisbollah in Algerien
Marokko, so Bourita, habe Beweise, die zeigten, dass sich hochrangige Vertreter der Hisbollah und der Polisario mehrfach in Flüchtlingslagern in Algerien getroffen hätten. Arrangiert worden seien die Treffen von einem iranischen Diplomaten. Polisario und Hisbollah hätten ihre Zusammenarbeit verstärkt, nachdem die marokkanischen Behörden im letzten Jahr den libanesischen Geschäftsmann Kassim Tajeddine festgenommen haben, der beschuldigt wird, Finanzgeschäfte und Geldwäsche für die Hisbollah abgewickelt zu haben.

Der Iran wies die Anschuldigungen als „völlig haltlos“ zurück; er respektiere die Souveränität anderer Staaten. „Eines der Prinzipien der iranischen Außenpolitik ist die Anerkennung der Souveränität und territorialen Integrität von Ländern und der Nichteinmischung in deren innere Angelegenheiten“, sagte Bahram Ghassemi, ein Sprecher des Außenministeriums.

Auch Algerien reagierte ungehalten auf die Anschuldigungen und zitierte am Mittwoch den marokkanischen Gesandten ins Außenministerium. Ein Sprecher des marokkanischen Außenministers kommentierte dies mit den Worten, Marokko verstehe „Algeriens Verlegenheit, sein Bedürfnis, Solidarität mit seinen Verbündeten, der Hisbollah, dem Iran und der Polisario, auszudrücken und zu versuchen, seine geheime Rolle bei dieser Aktion gegen die nationale Sicherheit des Königreichs zu leugnen“. Marokko aber besitze „präzise Daten, und handfeste Beweise, die die Unterstützung der Hisbollah für Polisario und die Mitwisserschaft Irans“ belegten.

Faustschlag unter Diplomaten
Die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern sind, von gelegentlichen Tauwetterperioden abgesehen, seit jeher angespannt, die Landgrenze ist seit 1994 geschlossen. Bei einem Treffen des UNO-Komitees zur Dekolonialisierung, das im Mai letzten Jahres in der Karibik stattfand, streckte Soufiane Mimouni, der Generaldirektor des algerischen Außenministers, den marokkanischen Diplomaten Mohamed Khamlichi mit einem Faustschlag zu Boden.

Zum Iran unterhielt Marokko früher gute Beziehungen – bis 1979. Seit der Machtübernahme Ajatollah Khomeinis ist das Verhältnis beider Staaten zumeist schlecht. 1981 brach der Iran die diplomatischen Beziehungen zu Marokko ab, nachdem der marokkanische König Hassan II. dem ins Exil gezwungenen Schah Mohammad Reza Pahlavi Asyl gewährt hatte. Während des Iranisch-Irakischen Kriegs der 1980er Jahre stand Marokko auf der Seite des Irak. 1991 erneuerten Marokko und der Iran ihre diplomatischen Beziehungen. 2001 reiste der marokkanische Ministerpräsident Abdurrahman Yossoufi nach Teheran, traf den religiösen Führer Ajatollah Khamenei und unterzeichnete Handelsverträge und andere bilaterale Abkommen. 2009 brach Marokko die Beziehungen wieder ab. Der Auslöser der neuerlichen diplomatischen Krise war die Äußerung eines Beraters von Ajatollah Ali Khamenei, Ali Akbar Nateq-Nouri. Dieser hatte gesagt, Bahrain sei die „14. Provinz des Iran“, auf die der Schah leichtfertig zu Gunsten der Briten verzichtet habe. Dies wurde in Marokko als Hegemonieanspruch des Iran auf arabisches Land verstanden. Zudem beschwerte sich Marokkos Regierung darüber, dass der Iran in Marokko über von ihm gesteuerte Kulturzentren den Schia-Islam verbreite.

Geplante Anschläge auf marokkanische Juden
Im Februar 2008 hatte der marokkanische Inlandsgeheimdienst 25 Mitglieder einer Zelle festgenommen, die unter der Führung von Abdelkadir Belliraj, einem Mann mit marokkanischer und belgischer Staatsbürgerschaft gestanden haben und Anschläge auf Ministerien, Armeeoffiziere und Angehörige von Marokkos kleiner jüdischer Minderheit geplant haben soll. Dabei wurde ein großes Waffenarsenal gefunden. Ebenfalls verhaftet wurde Abdel Hafiz al-Saryati, ein Mitarbeiter von Al-Manar, dem Satellitenfernsehsender der Hisbollah. Marokkos Innenminister Chakib Benmoussa behauptete, die Verhafteten hätten im Libanon eine Ausbildung durch die Hisbollah erhalten. Belliraj wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Im Februar 2014 stellten Marokko und der Iran die diplomatischen Beziehungen wieder her, und im Dezember 2016 schickte Marokko seinen Botschafter nach Teheran zurück. Für erneute Spannungen in dieser Zeit sorgte ein Dossier des südafrikanischen Geheimdienstes NIA, das 2015 an die Öffentlichkeit gelangte. Darin wurde die Spionagetätigkeit iranischer Dienste in Afrika beschrieben, die diese unter dem Deckmantel von Kulturvereinen oder Wirtschaftsunternehmen, etwa der Teppichindustrie, ausübten. In einem Satz hieß es: „Der iranische Einfluss ist beschränkt auf Gebiete mit beträchtlichen schiitischen Gemeinden: Tansania, Sansibar, Äthiopien, Nigeria, Marokko, Senegal, Mauretanien, Niger und Guinea.” Marokkanische Zeitungen berichteten darüber (was in dem Land, in dem Zensur herrscht, sicherlich nicht ohne Billigung der Regierung geschehen wäre).

Die Arabische Liga bekundete unterdessen ihre Unterstützung für Marokko. Ein Sprecher von Generalsekretär Mahmoud Afifi sagte am Mittwochabend, die Arabische Liga verurteile Irans „Einmischung in die inneren Angelegenheiten von Marokko und anderen arabischen Ländern“. Angesichts von „Irans Strategie, die darauf zielt, Chaos und Instabilität in der Region zu verbreiten“, dürften die arabischen Nationen nicht untätig bleiben.

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