Neues Urteil gegen Mörder an jüdischem Ehepaar aus Marokko  

Juli 7, 2017 – 13 Tammuz 5777
Marokko auf dem Weg zum Rechtsstaat?

Von Patrick Casiano

In Kürze wird sich der Mord am jüdischen Ehepaar Sam (Samuel) Toledano and Wicki Schitrit zum ersten Mal jähren. Diese wurden am 3. Juli 2016 in ihrem Haus in Casablanca von dem Hausangestellten Mustafa Rerhay erstochen. Dafür wurde dieser am 29. Mai 2017 von einem Gericht in Casablanca zum Tode verurteilt.

Dies stellt ein außergewöhnliches Beispiel dar in Anbetracht der Tatsache, dass Mördern von Juden in der arabischen Welt eine größere Milde entgegengebracht wird als Mördern von anderen Personen.

Das augenscheinlichste Beispiel für diese Ungleichheit ist sicherlich der Fall von Ahmad Daqamseh, ein jordanischer Soldat der am 13.März 1997 sieben israelische Schulmädchen während eines Schulausfluges erschoss und weitere Personen verletzte. Der Angriff geschah auf der sogenannten „Friedensinsel“, einem Stück Land, das Israel in Folge des israelisch-jordanischen Friedensvertrages an Jordanien abtrat, welches jedoch von Jordanien wiederum an israelische Bauern verpachtet wurde, damit diese ihre bereits seit Jahren fest eingespielte Bebauung des Bodens fortsetzen können. Dieses Territorium hat einen besonderen rechtlichen Status. Es steht unter jordanischer Kontrolle, aber Israelis können es ohne Visa betreten. Somit hätte diese „Friedensinsel“ ein nachbarschaftliches Kennenlernen ermöglich sollen. Obwohl das Militärstrafgericht für gewöhnlich viel härter ist als das zivile und obwohl Jordanien laut Informationen von Amnesty International 1997 mehrere Todesurteile verhängte und vollstreckte, erhielt Ahmad Daqamseh dennoch nur eine lebenslängliche Freiheitsstrafe (Anm. d. Red.: Wir propagieren nicht die Todesstrafe, wir bemängeln hier lediglich die Ungleichheit innerhalb Jordaniens). Im April 2013 sprach sich eine überwältigende Mehrheit im jordanischen Parlament für eine Freilassung des „Helden“ aus. Jedoch wurde dies damals noch nicht in die Tat umgesetzt. Womöglich, weil der König nicht einverstanden war. Im Oktober 2016 gab es Meldungen, denen zu Folge der Mörder freigelassen wurde. Diese wurde natürlich von offizieller jordanischer Seite abgestritten. Der gegenwärtige Aufenthaltsort von Ahmad Daqamseh ist somit unklar.

Am 5.Oktober 1985 erschoss der ägyptische Soldat Suleiman Khater sieben israelische Touristen in Ras Burqa auf der Sinai-Halbinsel. Es gibt einige Parallelen zum Fall Dasamqeh. Der Besuch der israelischen Touristen geschah auch hier kurze Zeit nach dem Friedensabkommen mit Ägypten und auch diesesmal erhielt der Mörder trotz des normalerweise viel strengeren Militärstrafrechts und trotz der allzu großen Bereitschaft Ägyptens die Todesstrafe zu verhängen, nur eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Was mit dem tunesischen Polizisten geschah, der an Simchat Tora 1985 drei Juden in einer Synagoge auf der Insel Djerba erschoss und mehrere verletzte – obwohl er doch gerade zu deren Schutz dort postiert wurde – lässt sich trotz der Tatsache, dass er noch an Ort und Stelle von Kollegen überwältigt wurde, nicht recherchieren.

Ebenso lässt sich nicht recherchieren was mit Mahdi Muhammad Ali al-Sharqawi geschah, der am 4. Oktober 1998 in einer Synagoge in Bagdad mindestens zwei Juden tötete und sich danach den Behörden stellte. In beiden Fällen erscheint die Verschwiegenheit verdächtig.

Die vier oben genannten Fälle sind diejenigen, die dem Autoren aus dem Gedächtnis einfielen. Die vier genannten Fälle sind somit nur ein Teil einer Liste, die sich noch fortsetzten ließe. Dem Autor ist aber bisher kein einziges Beispiel bekannt, in dem ein Mörder eines Juden in der arabischen Welt diejenige Strafe erhielt, die landesüblich ist und auch dem Mörder eines Muslims zugestanden hätte. Somit scheint der neue Fall aus Marokko wirklich eine Neuerung zu sein. Es geht in dem Artikel somit nicht um die Todesstrafe an sich, sondern um die Gleichheit vor dem Gesetz.

Komplett zu lesen in der Druck- oder Onlineausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier für 39 Euro im Papierform abonnieren oder hier ein Onlinezugang zu den 12 Ausgaben für 33 Euro kaufen.


Sie können auch diesen Artikel komplett lesen, wenn Sie die aktuelle Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" hier online mit der Lieferung direkt an Sie per Post bestellen oder jetzt online für 3 Euro statt 3,70 Euro am Kiosk kaufen.

Brief an die Redaktion schreiben

Soziale Netzwerke