Juli 2, 2014 – 4 Tammuz 5774
Kinderarmut stärker bekämpfen

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Der UNICEF-Report 2014 kritisiert auch Missstände in Deutschland 

Ausgrenzung und Gewalt zählen nach Ein- schätzung von UNICEF heute zu den größten Herausforderungen bei der Verwirklichung der Kinderrechte. Seit der Verabschiedung der UN-Konvention über die Rechte des Kindes vom 20. November 1989 konnte zwar weltweit die Kindersterblichkeit halbiert und der Anteil arbeitender Kinder um ein Drittel reduziert werden. Doch gerade die ärmsten Kinder sind von sozialen und medizinischen Fortschritten oftmals ausgeschlossen – in reichen wie in armen Ländern. Insbesondere die Präventi- on von Gewalt und Hilfen für benachteiligte Kinder müssten verbessert werden, so der UNICEF-Report 2014, der am 25. Juni in Berlin vorgestellt wurde.

Viele Details bleiben erschreckend: Jedes dritte Mädchen unter 18 Jahren auf der Welt – einige davon nicht einmal sieben Jahre alt – sei von früher und erzwungener Heirat betroffen. Mehr als 150 Millionen Mädchen und 73 Mil- lionen Jungen erführen jedes Jahr sexuelle Gewalt. Besonders groß sei hierbei die Gefahr in Kriegsgebieten oder in Flüchtlingslagern. Schätzungsweise 300 Millionen Kinder unter fünf Jahren zeigten problematisches Verhalten sowie Aggressivität, weil sie in ihrem Umfeld Gewalt ausgesetzt sind. Mädchen und Jungen würden sogar willkürlich zur Zielscheibe von Terror gemacht – wie bei den Entführungen Hunderter Schülerinnen in Nigeria oder bei gezielten Bombenangriffen auf Wohnviertel im syrischen Bürgerkrieg.

Das Risiko für Kinderrechtsverletzungen sei trotz zunehmender Aufmerksamkeit in Schu- len, in Heimen und Jugendstrafanstalten wei- terhin hoch. Armut und Überforderung sind auch häufige Ursachen für Gewalt in den Fami- lien. 35 Länder haben bisher ein umfassendes gesetzliches Verbot von Gewalt durchgesetzt – darunter auch Deutschland. Doch leben in diesen Ländern nur fünf Prozent aller Kinder.

Auch Deutschland muss aus der Sicht von UNICEF die Ursachen von Ausgrenzung und relativer Kinderarmut stärker bekämpfen. Eine Längsschnittanalyse von UNICEF ergab, dass allein zwischen 2000 und 2010 rund 8,6 Pro- zent der deutschen Kinder und Jugendlichen langjährige Armutserfahrungen gemacht ha- ben. Und allein 2012 haben Jugendämter über 40.000 Kinder in Obhut genommen – meist weil ihre Eltern überfordert waren.

Weitere Informationen zum UNICEF-Report 2014 finden Sie unter: www.unicef.de/report2014

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