August 7, 2015 – 22 Av 5775
Die Friedens-Flottille steuert Nordkorea an

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Kim Jong Un und andere Verbrecher profitieren von der Fixierung auf Israel  

Von Jerome Lombard

Es ist ein sonniger Sommermorgen. Eine Gruppe internationaler Friedensaktivisten hat die letzten Vorbereitungen getroffen. Der Kapitän gibt das Signal zum Auslaufen. Mit ihren gecharterten Schiffen wollen die Aktivisten von der südkoreanischen Hafenstadt Incheon über die Seegrenze nach Nordkorea. Ihr Ziel ist der Hafen von Nampo im Nordwesten des Landes. Geladen haben sie Hilfsgüter, darunter Lebensmittel, Wasserflaschen und Medikamente. Ziel der Aktion: Den unter Hungersnot leidenden Menschen in dem kommunistischen und weitestgehend von der Außenwelt abgeschnittenen Land konkret Hilfe leisten und ein Zeichen gegen die menschenverachtende Diktatur Kim Jong Uns setzen. So heißt es im Aufruf der Gruppe.

Weit sollen die Aktivisten aber nicht kommen. Mit vorgehaltenen Maschinengewehren bringen nordkoreanische Marinesoldaten den Schiffskonvoi unmittelbar nach Überfahrt über die Grenze auf. Die Schiffe müssen abdrehen und zurück in den Süden fahren. Man benötige keine Hilfsgüter. Die Demokratische Volksrepublik Nordkorea sei autark und ermögliche ihren Bürgern ein Leben in Wohlstand, heißt es von staatlichen Stellen. Der internationale Aufschrei ist groß. Die Europäische Union verurteilt das Gebaren Nordkoreas mit scharfen Worten. In vielen Hauptstädten demonstrieren Hunderte gegen die dynastische Diktatur der Kims. Die Vereinten Nationen verabschieden eine Resolution und werfen dem Regime Piraterie sowie den Bruch des Völkerrechts vor. Es kommt zu diplomatischen Verwicklungen. Ein handfester Skandal.

Die Lektüre dieser Zeilen hat Sie ins Grübeln gebracht? Sie haben in den Nachrichten überhaupt nichts von diesem Zwischenfall gehört? Wie sollten Sie auch? Das Geschilderte ist niemals geschehen und entspringt rein der Fantasie des Autors. Wenn Ihnen das fiktive Storyboard aber dennoch irgendwoher bekannt vorkommt, ist der Kontext in der Realität schnell gefunden: „Humanitäre Friedensflottillen“ der Friedensbewegung gibt es ausschließlich nach Gaza. Nicht nach Nordkorea oder in andere Regionen dieser Welt, in denen schwerste Menschenrechtsverletzungen in gigantischen Ausmaßen stattfinden.

Und wenn die Aktivisten sich dann aus Europa kommend in Richtung Gaza aufmachen, wie erst im Juni diesen Jahres wieder geschehenen, geht es nicht etwa darum, gegen die repressive Herrschaft der Islamisten der Hamas zu protestieren. Sondern alleinig darum, die von Israel verhängte Seeblockade, die den Waffennachschub für die Hamas und anderer islamistischer Terrorgruppen in dem Küstenstreifen unterbinden soll, zumindest symbolisch zu durchbrechen. Öffnet den Seeweg! Waffen satt für die Dschihadisten! Das ist das inoffizielle Motto und heimliche Kalkül der angeblich so friedensbewegten Aktivisten-Skipper. Denn sie wissen genau: Sollte Israel die Seeblockade tatsächlich lockern, könnten Waffen und anderes Kriegsmaterial wieder unkontrolliert nach Gaza gelangen. So war es in der Vergangenheit. So würde es wieder sein.

Jürgen Todenhöfer hat am 8. Juli auf seiner Facebook-Seite den Gaza-Streifen als „das größte Gefängnis der Welt“ bezeichnet. Hat der Mann schon einmal von Nordkorea gehört? (...)

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