Unprofessionelles Eingreifen der deutschen Sicherheitskräfte bei den Olympischen Spiele endete 1972 im Massaker. Erst mit der GSG9 konnte erfolgreich auf Terror reagiert werden. Schon damals war deutlich, nur entschlossenes Handeln sichert Erfolge – Kompromisse werden als Schwäche angesehen.
Wie ein Urknall wirkte das Inferno „nine eleven“ 2001 in New York auch auf uns. Der islamische Terrorismus könnte auch Deutschland bedrohen. War es das Ende der Spaßgesellschaft oder nur eine Unterbrechung der Partys? Die Politiker taten besorgt um Deutschlands Sicherheit. Die Bevölkerung befürchtete Einschnitte von Freiheiten zu Lasten der Sicherheit. Mehr Geld für Polizei, Armee und Geheimdienste standen nach dem Ende des Kalten Krieges erneut auf der Tagesordnung. Bald kehrten die Medien zum grotesken Unterhaltungsstil zurück: „Die berechtigten Sorgen der Bürger dürfen nicht missbraucht, die Freiheit nicht zu Tode geschützt werden.“ Die Spaßgesellschaft hatte Glück. Die Kofferbomben (2006) in deutschen Zügen versagten. Die Attentatsversuche hatten gezeigt, dass wir überhaupt nicht gegen Terrorismus gerüstet waren.
Der Irak-Krieg blieb für die deutsche Spaßgesellschaft weit entfernt. Der „Arabische Frühling“ weckte sogar Illusionen. Als die Auseinandersetzungen immer brutaler wurden, war der islamische Terrorismus der Spaßgesellschaft wieder nähergerückt. Noch aber bereitete der Islam nur wenigen Bürgern Unbehagen. Daheim verflachte die Multikulti-Gesellschaft zunehmend in kritikloser Toleranz. Verfehlte Ausländerpolitik führte zu wachsendem Unmut. Muslime in Deutschland ließen sich trotz des Heeres von Integrationsbeauftragten auf allen Ebenen kaum integrieren. Entmutigend wirkten auch die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Sie baute Schulen und Brunnen in Afghanistan. Die Taliban zerstörten sie. Nichts wollte mehr gelingen. Risse in der Spaßgesellschaft werden sichtbar. Was hat sie dem islamischen Terrorismus entgegenzusetzen? Etwas Meinungsfreiheit, ein wenig Dekadenz, hauptsächlich, Ignoranz und Spaß.
Resignation ist ein schlechter Ratgeber
Was wäre ein Volk ohne Eliten? Nicht Naturwissenschaftler und Ingenieure, sondern jene, die für Verwirrungen und Verunsicherung sorgen, die statt im Klartext zu sprechen, akademische Floskeln dreschen. Fehlbeurteilung des Terrorismus durch Nahost-Experten vermengt sich mit abstrusen Expertisen von Sozialwissenschaftlern, die vor Überfremdung warnen, den eigenen Staat, die USA, die EU und den EURO bekämpfen. Ihre Rezepte heißen Konformität statt Demokratie, eine homogene Gesellschaft mit hegemonialer Führung etc. Andersdenkende sind schlechte Deutsche – Verräter. Sogenannte Querfronten verbreiten skurrile Theorien in privaten Magazinen, auf Internetportalen oder durch Wanderprediger, die auf keiner Demo fehlen dürfen. Verharmlosung des Islams und des globalen Terrorismus einerseits, Misstrauen und Hetze gegen die demokratische Gesellschaft anderseits prasseln auf die Bevölkerung nieder und verbreiten Frust und Ängste.
Moderate Kräfte, die dem Wirrwarr der Eliten ausgesetzt sind, die sich mutig den Ewiggestrigen entgegenstemmen, drohen zu verschleißen. Sie werden vom Staat allein gelassen.
Die vereinigte deutsche Spaßgesellschaft feierte vor kurzem ihr 25-jähriges Jubiläum. Der islamische Terror ist mehr als doppelt so alt. Die meiste Zeit haben die Deutschen gebraucht, um die Ursachen des globalen islamischen Terrorismus zu deuten. Ein Erkenntnisprozess, der bei weitem noch nicht befriedigt, zugleich aber enorm wichtig für reale Beurteilungen von globalen Konflikten ist. Wie ist diese Schwerfälligkeit zu erklären? Ist die deutsche Spaßgesellschaft nach 25 Jahren Einheit in Frieden und Wohlstand verklumpt? Der Kalte Krieg war vorbei, Diktaturen, Kriege und Terrorismus weit weg. Neu ist, dass diesmal Deutschland mit einem Weltkonflikt direkt konfrontiert ist. Heraushalten oder Alleingänge sind die beiden Pole, zwischen denen Politiker und Experten taumeln, die die Gefahren des Terrors noch immer nicht verinnerlicht haben. Mehr als Trägheit wirkt ganz offensichtlich die Unsicherheit. Zu kaum einem anderen Thema ist so viel wirres Zeug im Umlauf, wie zum globalen islamischen Terrorismus. Es beginnt schon mit der Beurteilung dessen Ursachen, die in den letzten 25 Jahren mehrmals wechselten. Erst waren das Erbe des Kolonialismus, die Demütigung der entrechteten Araber und die Armut schuld, dann war es Israel und der Konflikt mit den Palästinensern, dann die Interventionskriege des Westens. Immer waren die Anderen schuldig. Bis heute wird der Islam in Deutschland bagatellisiert. Experten und Politiker sehen den Westen, (besonders die USA) als Verursacher des islamischen Terrors, während sie Toleranz bis Unterstützung für Despoten aufbringen.
In der Auseinandersetzung mit dem Islam handeln die USA und der Westen seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts vorwiegend reaktiv auf Aktionen menschenverachtender Despoten oder heimtückischer Terroraktionen, am wenigsten wegen Ressourcen oder Landeroberungen. Manche Reaktionen waren falsch.
Doch was immer der Westen falsch gemacht hat – es rechtfertigt nicht die Barbarei, und es widerlegt weder die Eigendynamik des globalen, islamischen Terrorismus noch die Expansionsbestrebungen seiner gewaltigen Machtblöcke. Mittlerweile ist die Kritik am Terrorismus in den Medien des Nahen Ostens wesentlich massiver als hierzulande! Wie soll man gegen Terror effizient vorgehen, die Menschen für die Beherrschung seiner Folgen mobilisieren, wenn Ursachen und Folgen verwechselt werden, Selbsthass größer ist als die moralische Verdammung der Dschihadisten, Toleranz gegenüber den Islam das Vertrauen in die eigenen Werte übersteigt?
So reduzieren sich eben die Auseinandersetzungen auf das Thema Flüchtlinge, das von Abschottung und Überforderung bis hin zu Willkommenskultur mit Selbstüberschätzung geführt wird. Die Einen wie die Anderen behandeln nur eine Folge des Terrorismus. Indessen wüten IS, El-Kaida, Al Nusra, Taliban und Boko Haram ungestört weiter. Sie amüsieren sich zynisch über die Streitereien zu Quoten und Grenzzäunen in der EU.
Dem Spaßvolk auf‘s Maul geschaut zeigt, dass es trotz des Wirrwarrs den Wandel der Ereignisse offensichtlich begreift. Schauen wir dem Staat und seinen Institutionen auf die Finger.
Regierung und Parlamentarier
Was stimmt denn Frau Bundeskanzlerin: „Multikulti ist gescheitert“ oder „der Islam gehört zu Deutschland“? Ist die größte Herausforderung für die EU der Terrorismus oder sind es die Flüchtlinge? Das Eine ist ein Widerspruch (oder Dialektik?), das Andere eine Orientierung auf Nebenwirkungen des Terrorismus. Das Flüchtlingsdrama, eine humanitäre Herausforderung, wird zum Dauerdrama, solange der Terrorismus, der die meisten Flüchtlinge im Strom der heutigen Völkerwanderung verursacht, weiter ungeschoren bleibt. Der globale islamische Terrorismus ist ebenso gefährlich, wie die globale Erderwärmung. Quoten für Flüchtlinge können die Belastungen verteilen, nicht aber Fluchtströme stoppen. Da Deutschland wenig gegen Terrororganisationen und noch weniger gegen Terrorstaaten unternommen hat, reagiert es nun chaotisch auf eine „Flüchtlingsschwemme“, die es selbst mitverursacht hat.
Wie steht es um die nationale Sicherheit, wenn Deutschland einmal direkt, ernsthaft vom Terrorismus bedroht wird? Einen nationalen Sicherheitsrat, der in Ausnahmesituationen den Einsatz von Polizei, Armee u.a. Diensten koordiniert, gibt es nicht. Nicht auszudenken, was für ein Chaos das Land erfassen würde. Dagegen wäre die Flüchtlingskrise eine Episode. Ist das Abwegig? Genauso wenig, wie die Vorstellung über Flüchtlingswellen vor einem Vierteljahr. Kriegszustände haben wir schon. Scheinbar warten die Politiker noch auf eine Kriegserklärung. Es muss doch alles seine Ordnung haben. Eine sachliche Lageeinschätzung unter parteipolitischem Kalkül ist nicht mal in Einzelfragen möglich. Während CDU/CSU für die Abschiebung von Salafisten sind, warnt der Koalitionspartner SPD vor „Symbolpolitik und Aktionismus“, was immer das bedeuten mag. Die Grünen halten Abschiebungen für kontraproduktiv, weil sie die Probleme ins Ausland verschöbe. Eigentlich kommen sie von dort. Die Linken sind kategorisch dagegen. (…)
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