Araber verbieten moslemisch-israelischem Fußballer die Einreise  

Von Gerd Buurmann

Der österreichische Verein FC Red Bull Salzburg ist ohne seinen muslimischen Spieler Munas Dabbur ins Trainingslager geflogen, da dem Spieler die Einreise ins Land verweigert wurde. Der Verein scheint jedoch nicht besonders betroffen zu sein von der Diskriminierung eines seiner Spieler, denn nach der Landung stand auf der Internetseite: „Die Roten Bullen sind gut gelaunt, gesund und munter mit ‚Sack und Pack‘ angekommen.“

Munas Dabbur gehört offensichtlich nicht zum „Sack und Pack“ der Mannschaft, obwohl er in dieser Saison zwei Tore in 15 Ligaspielen geschossen hat und somit seinen Beitrag dazu geleistet hat, dass der FC Red Bull Salzburg nur noch 2 Punkte von der Tabellenführung entfernt ist. Am 22. Januar 2017 flog der Verein dennoch ohne Munas Dabbur los.

Moment, das war doch erst zwei Tage nach der Amtseinführung von Donald Trump. Da hatte er doch noch gar kein Dekret zum Einreiseverbot aus gewissen Ländern unterschrieben, oder? Stimmt! Hatte er nicht. Das Flugzeug war auch nicht auf dem Weg in die Vereinigten Staaten von Amerika, es flog in die Vereinigten Arabischen Emirate. Die haben zwar kein Einreiseverbot für Muslime verhängt, sehrwohl aber eins für Juden und für all ihre Freundinnen und Freunde gleich mit. Munas Dabbur ist Israeli und spielt mit und für Juden. Das geht nicht! Sein Debüt als Spieler in der israelischen Nationalmannschaft gab er im Jahr 2014. Sein erstes Tor für Israel erzielte er im September 2015 bei der EM-Qualifikation gegen Andorra.

Moment, warum spielt Israel im Europäischen Fußballverband? Israel liegt doch im geografischen Einzugsbereich der Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC), oder? Stimmt! 1956 trat der israelische Verband der AFC bei, doch Länder wie Afghanistan, Pakistan, Indonesien und der Sudan weigerten sich, mit Israel auf einem Platz zu spielen. Bei den Asienmeisterschaften 1972 erklärte sich lediglich Südkorea bereit, in der Qualifikation gegen Israel anzutreten. Zu den WM-Qualifikationsspielen 1962 in Indonesien wurde die israelische Nationalmannschaft gar nicht erst eingeladen. Im Jahr 1974 schließlich schloss die AFC den israelischen Verband auf Antrag Kuwaits aus!

Im Jahr 1978 stellte der israelische Fußballverband erstmals einen Antrag auf Beitritt zum europäischen Fußballverband (UEFA), doch der Verband lehnt ab. Es sei nicht möglich, so hieß es damals, einen geografisch nicht in Europa liegenden Verband aufzunehmen. Vor allem die osteuropäischen Mitgliedsländer hatten sich strikt gegen das israelische Ersuchen ausgesprochen. Sie waren dem jüdischen Land Israel damals noch schlechter gesonnen als Donald Trump heute manch einem muslimischen Land. Mit dem Zusammenbruch der UdSSR änderte sich die Situation jedoch und im Jahr 1991 wurde die israelische Fußballnationalmannschaft in den europäischen Verband aufgenommen und erhielt drei Jahre später schließlich auch die Vollmitgliedschaft.

#JewBan gibt es schon seit geraumer Zeit.
Die Diskriminierung und das Boykottieren von Juden und ihren Freundinnen und Freunden, sowie das Verhängen von Einreiseverboten für Menschen aus Israel hat eine lange Tradition. Das Auswärtige Amt zum Beispiel warnt, dass deutsche Staatsbürger im Libanon in den Knast wandern können, wenn sie in Israel waren:

„Reisende, die sich zuvor in Israel aufgehalten haben, werden, wenn dieses aus dem Reisedokument ersichtlich ist (z. B. durch israelische Einreisestempel oder Ausreisestempel von jordanischen oder ägyptischen Grenzübergängen zu Israel), regelmäßig an der Grenze zurückgewiesen, auch wenn bereits ein Visum erteilt wurde. Deutsch-Libanesische Doppelstaater und Doppelstaater anderer arabischer Herkunft riskieren zusätzlich eine Festnahme, da für diesen Personenkreis ein Israel-Aufenthalt einen Straftatbestand darstellt.“

Dennoch bleiben Proteste wie gegen das Dekret von Donald Trump aus dem Jahr 2017 aus. Als die „Sportschau“ nachfragte, was der Verein aus Salzburg zu dem Einreiseverbot eines ihrer Spieler sage, erklärte der RB-Sprecher Christian Kircher: „Keine News!“ Der Verein habe „keinen Tag definiert“, bis zu dem es sich lohne, Dabbur nachreisen zu lassen. Der Präsident des jüdischen Sportvereins SC Hakoah Wien, Paul Haber, kritisiert das Vorgehen des FC Red Bull Salzburg mit klaren Worten:

„Das Trainingslager hätte abgesagt gehört. Die ganze Mannschaft hätte nach Spanien fliegen sollen.“ Er fügte hinzu: „Es ist keine extreme Überraschung, dass ein israelischer Sportler nicht in ein arabisches Land einreisen darf.“ Daher fordert er, dass „Länder, die Sportlern die Einreise verweigern, vom internationalen Sport boykottiert werden.“ Salzburgs Sprecher Christian Kircher entgegnet nur lapidar: „Der Herr ist uns nicht bekannt. Wir haben das zur Kenntnis genommen.“ So sieht Empörung aus, wenn Israel, Juden und ihre Freundinnen und Freunde diskriminiert wird.

Aiman Mazyek ist Vorsitzender eines Vereins, der sich „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ schimpft, obwohl von den 4,4 Millionen Muslimen in Deutschland nur 10.000 Mitglieder in diesem Verein organisiert sind. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat im Vergleich bei weniger als 200.000 Juden in Deutschland 100.500 Mitglieder. Dieser Zentralrat vertritt somit über 50% aller Juden in Deutschland. Aiman Mazyek spricht jedoch nur für 0,21 Prozent aller Muslime in Deutschland. Dennoch nennt er sich selbstergriffen Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland und das Erstaunliche ist, er wird auch noch angehört. Genauso gut könnten sich die Mormonen als „Zentralrat der Christen“ ausgeben und bei Anne Will und im Spiegel für Katholiken und Protestanten sprechen!

Aiman Mazyek jedenfalls hat das Einreiseverbot scharf kritisiert. Nein, nicht das Einreiseverbot für Munas Dabbur! Er ist zwar Moslem, aber eben auch Israeli und da schweigt der Zentralratsvorsitzende. Mazyek hat natürlich das Einreiseverbot für Bürger aus muslimischen Staaten in die USA kritisiert und sagt, es sei „ein Schlag in das Mark Amerikas.“ Er spricht von einem „Bruch mit den zivilisatorischen Koordinaten“ und erklärt, die Regelung von Donald Trump sei „Wasser auf den Mühlen aller Extremisten“. Mazyek glaubt sogar, mit dem Einreiseverbot werde die Terrororganisation „Islamischer Staat“ gestärkt.

16 Länder haben zur Zeit ein Einreiseverbot gegen Juden ausgesprochen: Algerien, Bangladesch, Brunei, Iran, Irak, Kuwait, Libanon, Libyen, Malaysia, Oman, Pakistan, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, die Vereinigten Arabischen Emirate und der Jemen! Einige dieser Länder hassen Israel sogar so sehr, dass sie alles hassen, was mit Israel zu tun hat und daher weder Juden aus Israel ins Land lassen, noch Menschen, die Juden in Israel besucht haben. Dazu gehöre auch ich!

Gegen diese lange Liste von Ländern mit einem Einreiseverbot für Juden protestieren jedoch keine Massen. Aiman Mazyek spricht nicht von einem „Bruch mit den zivilisatorischen Koordinaten“, sieht kein „Wasser auf den Mühlen aller Extremisten“ und lässt den „Islamischen Staat“ schön raus aus der ganzen Angelegenheit. Aiman Mazyek schweigt und die Mehrheit schweigt mit ihm, wie sie schon bei den Juden von damals geschwiegen hat.

Dafür werden die Muslime, die heute von dem Dekret des amerikanischen Präsidenten betroffen sind, mit den Juden von damals verglichen, obwohl sämtliche Länder, die unter das Einreiseverbot von Donald Trump fallen, selbst ein Einreiseverbot gegen Juden ausgesprochen haben. Wer diese Muslime mit den Juden von damals vergleicht, hat nichts aus der Geschichte gelernt, denn damals schwieg die Masse, als es gegen Juden ging. Heute aber brüllt die Masse, wenn es gegen Muslime geht – und das ist auch gut so. Die Mehrheit schweigt jedoch, heute wie damals, zu der exakt gleichen Ungerechtigkeit, die seit Jahrzehnten gegen Juden gerichtet ist.

Muslime sind nicht die Juden von heute. Das sind immer noch die Juden!
Ich gebe zu, das Einreiseverbot in die Länder, die mich reinlassen, weil ich in Israel war, trifft mich wenig. Meine Heimat ist sicher, ich muss nicht flüchten und selbst wenn, wäre die muslimische Welt nicht meine Wahl. Ich habe nicht den Drang, das Nachtleben in Libyen kennenzulernen und die Schwulen- und Lesbenszene im Sudan ist auch nicht gerade ganz oben auf meiner Reiseliste. Außerdem kann ich nicht mit Feministinnen im Auto um die Blocks von Saudi-Arabien ziehen. Was soll ich dort? Ich werde dort verfolgt! Ich frage mich jedoch, warum sich gegen diese Verfolgung kein auch nur vergleichbarer Protest wie gegen Donald Trump formiert hat.

Wo ist der Widerstand gegen #JewBan?
Wo ist der Protest gegen all die Länder, die Homosexuelle hinrichten, die übrigens alle muslimisch geprägt sind? Die deutliche Mehrheit der Bevölkerung steht in dieser Frage hinter der Politik des Landes, im Gegensatz zu „Herrn Ich-vertete-0,21-Prozent-aller-Muslime-in-Deutschland-Mazyek“, der im Grunde nur zu zentral ratet, was die Mehrheit hören will, um so den Islam vor nötiger Kritik zu schützen.

Wo sind die Frauenmärsche gegen all die Regierungen, die Frauen diskriminieren und zwangsverschleiern! Wo ist die muslimische Madonna, die erklärt, ernsthaft darüber nachgedacht zu haben, die Kaaba in Mekka in die Luft zu sprengen, sich dann aber doch für die Liebe entschieden zu haben? Wo ist die arabische Meryl Streep, die unter tosendem Applaus die Regierung ihres Landes kritisiert? Die Antwort ist schlicht wie brutal: Sie sind tot oder im Knast!

In sämtlichen islamisch bewächterten Diktaturen dieser Welt hocken die Oppositionellen entweder in Kerkern oder sie baumeln an den Galgen der Regime. Wenn jemand Solidarität braucht und eine Masse von Menschen, die in Europa auf die Straße geht, um gegen Ungerechtigkeiten zu demonstrieren, dann diese Menschen. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben diese Unterstützung nicht so sehr nötig, denn dort gibt es bereits Millionen Bürgerinnen und Bürger, die die nötige Arbeit der Opposition vollführen.

Deutsche, die gegen den amerikanischen Präsidenten protestieren, dürfen bei den national-islamistischen „Präsidenten“ nicht schweigen!

Sie tun es aber und merken dabei nicht, dass sie im Schweigen über die Verbrechen gegen Juden und Israel genauso agieren, wie jene schweigende Mehrheit, deren Opfer sie selbst gerne mal als mahnendes Beispiel aus der Geschichte herausholen, wenn es gegen Muslime geht. Es sei denn, die betroffenen Muslime sind Israelis oder gar Judenfreunde, dann sind sie schon fast Juden und dazu darf geschwiegen werden. Dann heißt es: „Keine News!“

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Ich bedanke mich bei Alex Feuerherdt für alle wichtigen Informationen in Sachen Fußballgeschichte.

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