(…) Ein Beispiel aus Großbritannien zeigt, dass auch Intellektuelle genauso engstirnig und geistig umnachtet sein können wie jedermann. Dort haben sich Ende Oktober 343 Akademiker verschiedenster Fachrichtungen und Universitäten aus England und Wales zusammengetan und unter dem Titel „A commitment by UK scholars to the rights of Palestinians“ (Eine Verpflichtung britischer Gelehrter für die Rechte der Palästinenser) eine ganzseitige Anzeige im „The Guardian“, einer der führenden britischen Tageszeitungen mit linksliberaler Ausrichtung, geschaltet.
Darin fordern die studierten Damen und Herren aus Protest gegen die ihrer Meinung nach „intolerablen Menschenrechtsverletzungen an den Palästinensern“ zum Boykott israelischer Forschungsstätten auf. Diese seien nämlich Komplizen des israelischen Staates und somit auch unmittelbar an der Missachtung internationalen Rechts und an der illegalen Besatzung „Palästinas“ beteiligt. Harter Tobak, wie man ihn so eigentlich nur von „Palästina Solidaritätskomitees“ kennt. Die Unterzeichner, so steht es in der Deklaration, wollen in Zukunft weder Einladungen israelischer Universitäten annehmen, noch als Gastdozenten dort referieren, oder in sonst irgendeiner Art und Weise an Veranstaltungen im In- und Ausland teilnehmen, die direkt oder indirekt von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen aus Israel finanziert werden. Nur der individuelle Kontakt zu israelischen Akademikerkollegen, der sei noch okay. Man ist ja doch keineswegs antisemitisch, sondern (natürlich nur) „israelkritisch“.
Angespornt ist das ganze Vorhaben angeblich aus ernsthafter Sorge um die palästinensischen Kollegen sowie vor dem Hintergrund der jüngsten Gewaltwelle, die den jüdischen Staat im Oktober erschüttert hat. Warum ausgerechnet israelische Universitäten für die mehr als 40 von radikalen Palästinensern ausgeführten Harakiri-Messerattacken auf israelische Staatsbürger, bei denen über 100 Menschen verletzt und 10 ermordet wurden, büßen sollen, verraten die Unterzeichner des „Academic Appeal“ nicht. Die Angriffe selbst und von wem diese Angriffe ausgehen – das wwird mit keiner Silbe erwähnt. Aber das ist eigentlich auch unwichtig.
Die britischen Professoren sehen es so: Sticht ein palästinensischer Jugendlicher auf offener Straße kaltblütig eine alte Frau nieder, ist natürlich der israelische Staat Schuld. Nach 48 Jahren „unmenschlicher Besatzung und Unterdrückung“ sind die Palästinenser eben verzweifelt und zu allem bereit, liest es sich in dem Boykottaufruf. Entscheidend ist also nur, dass der jüdische Staat in Komplizenschaft mit seinen Institutionen schon irgendwie Schuld ist an der Eskalation von Gewalt und am internationalen Pranger steht. „Israelische Universitäten stehen im Zentrum von Israels Missachtungen des internationalen Rechtes und der Unterdrückung der Palästinenser. Diese Unterschriften wurden gesammelt, trotz des Drucks, der auf Menschen ausgeübt wird, den Staat Israel nicht zu kritisieren. Jetzt, wo die ‚Verpflichtung‘ im öffentlichen Diskurs präsent ist, rechnen wir mit vielen weiteren Unterstützern“, erklärt einer der Initiatoren des Boykotts, Professor Jonathan Rosenhead.
Wie einst Günter Grass und andere, sehen sich auch die britischen Intellektuellen als Wortführer einer Meinung, die stets mit der allseits beliebten Antisemitismuskeule unterdrückt werde, obwohl doch jeder wisse, dass sie wahr ist.Und siehe da, tatsächlich haben sich nicht einmal 24 Stunden nach der Veröffentlichung des Aufrufs weitere 160 Akademiker mit dem Anliegen solidarisch erklärt und ihre Unterschrift auf der eigens erstellen Website (www.commitment4p.com) hinterlassen. (…)
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