Die „Süddeutsche Zeitung“ und das journalistische Establishment verklären hingegen die Terrororganisation PLO  

Von Thomas Eppinger

„Der Friedensprozess im Nahen Osten ist tot“ titelt die „Süddeutsche Zeitung“ und kennt natürlich auch die Schuldigen: Donald Trump, die Siedlungspolitik und die Gewaltspirale. Schon die Einleitung lässt keinen Zweifel an dem, was folgt: „Zwischen Israelis und Palästinensern eskalieren die Auseinandersetzungen, die Spirale der Gewalt dreht sich immer weiter. Eine große Schuld daran trägt US-Präsident Donald Trump.“ Und der Leser wird von der ehemaligen Chefredakteurin der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ und jetzigen Israel-Korrespondentin der „Süddeutschen“ Alexandra Föderl-Schmid nicht enttäuscht:

„Zumindest das ist nun gewiss: Der Nahost-Friedensprozess ist tot. Das zarte Pflänzchen Hoffnung hat US-Präsident Donald Trump mit seinen Trampeleien zertreten; die Israelis wiederum säen ihre eigene Saat. Und nun hat, zur Vergeltung, die Führung der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO diese Pflanze noch einmal in den Boden getreten: Sie hat die Anerkennung des Staates Israel ausgesetzt, die sie vor bald 25 Jahren im Oslo-Friedensprozess von 1993 aussprach. Immerhin ist nicht noch die Wurzel herausgerissen: Die Anerkennung ist nur ausgesetzt, nicht aufgekündigt.“

Welcher Friedensprozess eigentlich? Egal. Wichtig ist: nicht die erste, zweite oder dritte Intifada, nicht die Selbstmordattentate, nicht die tausenden Raketen aus Gaza, nicht die tödlichen Attentate „palästinensischer“ Terroristen mit Autos und Messern, nicht die tägliche antisemitische Propaganda in „palästinensischen“ Schulen und Medien, nicht die Entlohnung der Judenmörder durch die Autonomiebehörde, nicht der Unwillen der „palästinensischen“ Führer zu jeglichem politischen Kompromiss haben das zarte Pflänzchen der Hoffnung zertreten, sondern der amerikanische Präsident. Klar, was ist schon die Ermordung von Juden gegen Belohnung im Vergleich zur Verlegung einer Botschaft. Hier muss man Prioritäten setzen, und „Süddeutsche“-Leser wollen schließlich informiert werden, wo das Böse zu Hause ist.

Schlimmer als Trump sind nur die Israelis, denn die „wiederum säen ihre eigene Saat“. Werden wohl die Blumen des Bösen sein, gegossen mit Wasser, das sie aus Brunnen stehlen, bevor sie sie vergiften.

Hingegen, wenn die PLO auf das Friedenspflänzchen tritt, dann nur zur Vergeltung. Irgendwie muss man schließlich auf solche provokanten Trampeleien reagieren. Ohnehin durchaus gemäßigt, irgendwie. Schließlich hat die PLO die Anerkennung Israels nur ausgesetzt, nicht aufgekündigt. Den geneigten Leser überströmt an dieser Stelle ein Gefühl der Dankbarkeit. Nicht auszudenken, würde sie das zarte Pflänzchen an der Wurzel ausreißen, nachdem es das Trumpeltier im Weißen Haus zertreten hat.

Was der dankbare Leser möglicherweise nicht weiß, weil die „Süddeutsche“ es ihm ja nicht sagt: Die PLO ist vieles, aber ganz sicher keine „Befreiungsorganisation“, auch wenn sie sich so nennt und die Autorin so stolz auf ihre Englischkenntnisse ist, dass sie den Eigennamen kommentarlos ins Deutsche übersetzt, als wäre er ein Attribut. Sie ist eine Terrororganisation. Noch 1993 war sie die reichste der Welt, ihr Vermögen wurde auf 10 Milliarden Dollar geschätzt, ihr jährliches Einkommen auf bis zu 2 Milliarden. Inzwischen wurde sie von ihren Geistesbrüdern der Hisbollah abgelöst, die heute vor Taliban und Hamas die reichste Terrororganisation der Welt ist.

Seit den 1970er Jahren hat sie ihre Mittel dazu verwendet, ihre Agenda in den Fokus der Weltöffentlichkeit zu bomben. Sie hat Schulbusse in die Luft gesprengt, Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe entführt, Schulen, Hotels und die Olympischen Spiele überfallen. Ihre Organisationen haben den Kampf gegen Israel in die ganze Welt getragen und haben ungezählte Terroranschläge zu verantworten, die sie logistisch unterstützt, finanziert, geplant oder direkt befehligt haben. Von alldem erfährt der Leser der „Süddeutschen“ nichts. Stattdessen legitimiert Föderl-Schmid die Gesprächsverweigerung der PLO:

„[D]ie Palästinenser wollen die USA nicht mehr als Vermittler. Das ist nach dieser Rambo-Diplomatie verständlich. Trump setzt im Nahen Osten auf das Darwin‘sche Prinzip: Der Stärkere setzt sich durch.“

Nun, ich verstehe das auch. Die bis ins Mark korrupte Führung der „Palästinenser“ hat jahrzehntelang hervorragend von der eigenen Opfer-Inszenierung gelebt und hat jedes zurückgewiesene Friedensangebot dazu benutzt, noch mehr Terroristen gegen Israel zu rekrutieren. Sie konnte sich darauf verlassen, dass auf jedes abgelehnte Angebot das nächste folgen würde – die Hilfsgelder der Weltgemeinschaft flossen dazwischen ungestört weiter. Arafat war zum Zeitpunkt seines Todes mindestens eine Milliarde Dollar schwer. Er hat weder Facebook erfunden noch mit Mode oder Energydrinks gehandelt, also kann er das Geld nur geraubt, gestohlen und unterschlagen haben. Warum sollte Abbas also mit jemand Stärkerem verhandeln? Ich würde an seiner Stelle auch eher auf die Appeasement-Politik der Europäer setzen.

„Das sind in diesem Fall die Israelis. Sie sind die Besatzungsmacht in den palästinensischen Gebieten und bestimmen, welche Menschen und welche Waren durch die Zäune und Checkpoints gelassen werden. Damit bestimmen sie die Entwicklung des Westjordanlandes, und im hermetisch abgeriegelten Gazastreifen kann das auch zu einer Frage von Leben und Überleben werden.“

Hermetisch abgeriegelt? Israel liefert nach Gaza Baumaterial, Treibstoff, Medikamente, Lebensmittel, Strom und Wasser, betreut dessen Bewohner immer wieder medizinisch, während die Hamas mit den Hilfsgeldern der Weltgemeinschaft nicht den Wohlstand der Bevölkerung mehrt, sondern Waffen kauft und Terrortunnel baut. Diese Tunnel waren und sind für Israelis tatsächlich eine Frage von Leben und Überleben. Kein Wort darüber von der Autorin.

Und nur für den Fall, dass sich ein Leser der „Süddeutschen“ hierher verirrt und bislang noch keine Gelegenheit zu einem Blick auf die Landkarte hatte: Gaza hat auch eine Grenze zu Ägypten. „Hermetisch abgeriegelt“ kann der Gaza-Streifen wenn überhaupt also nur von Israel UND Ägypten werden. Sobald sich die erste Flottille auf den Weg nach Ägypten macht, um die Gaza-Blockade zu brechen, reden wir weiter.

„Der Präsident der Vereinigten Staaten ist mit schuld daran, dass die Auseinandersetzungen zwischen den Palästinensern sowie den israelischen Soldaten und Grenzpolizisten aufgeflammt sind, die bisher 17 Palästinenser und einen Israeli das Leben gekostet haben. Die Palästinenser werfen mit Steinen, die Israelis schießen zurück, zuerst mit Gummigeschossen und dann mit scharfer Munition.

Dass sich Angegriffene verteidigen, ist verständlich, auch gegen die Raketen, die seit der Trump-Erklärung vermehrt aus dem Gazastreifen Richtung Israel fliegen und dort Angst verbreiten. Nicht zu rechtfertigen ist aber, dass Palästinenser erschossen werden, die sich jenseits des Grenzzauns im Gazastreifen befinden und niemandem auf der israelischen Seite gefährlich werden können.“

Die verdrehte David-gegen-Goliath-Inszenierung gehört zum Standard-Repertoire aller professionellen Israelkritiker, pardon Nahost-Experten. Scharfe Munition gegen harmlose Steinewerfer. Und an den Raketen aus dem Gaza-Streifen ist Trump schuld, nicht jene, die sie abfeuern – die können schließlich „niemandem auf der israelischen Seite gefährlich werden“, weil sie jenseits der Grenze stehen.

Die Realität: Im März 2012 wurden innerhalb von 35 Stunden 130 Raketen aus Gaza auf Israel abgefeuert, die mindestens 8 Israelis verletzt haben. Nur ein einziges kleines Beispiel für die tausenden Raketen, die aus Gaza auf Israel abgefeuert wurden, als Trump nur ein Milliardär mit einer eigenwilligen Frisur war. Die aktuelle Statistik der palästinensischen Terroranschläge in den Jahren 2016 und 2017 kann man bei dem Blogger Heplev nachlesen. Muss man auch, denn von der „Süddeutschen“ erfährt man sie nicht:

Zahl der „palästinensischen“ Terroranschläge aus dem Westjordanland 2016: 269
Zahl der „palästinensischen“ Terroranschläge aus dem Westjordanland 2017: 99
Zahl der bei diesen Terroranschlägen verletzten Israelis 2016: 263
Zahl der bei diesen Terroranschlägen verletzten Israelis 2017: 169
Bei diesen Terroranschlägen getötete Israelis 2016: 17
Bei diesen Terroranschlägen getötete Israelis 2017: 20

„Terroranschläge sind im Verlauf der letzten vier Jahre nicht wegen fehlender Motivation oder Versuche der „Palästinenser“ reduziert worden, sondern durch die Effizienz der israelischen Sicherheitskräfte – insbesondere des Geheimdienstes Schin Bet, der IDF und der Polizei, die illegale Waffenwerkstätten enttarnten, regelmäßige Razzien in verdächtigen Häusern durchführen, die sozialen Medien beobachten und Verhaftungen vornehmen.“, fasst der Autor dort die Gründe für die leicht verbesserte Sicherheitslage in Israel zusammen.

Bei Föderl-Schmid liest sich das so: „So dreht sich die Spirale der Gewalt weiter – angetrieben von beiden Seiten.“ In der Folge konzediert sie zumindest, dass auch die Rede von Abbas zur Eskalation betragen würde, freilich nicht, ohne festzuhalten, dass es verständlich sei, „dass viele Palästinenser die Geduld verlieren, wenn der ihnen versprochene Staat in immer weitere Ferne rückt“. Und wer macht die Zweistaatenlösung „de facto unmöglich“? Man muss nicht dreimal dafür raten: natürlich der Siedlungsbau.

Abgesehen davon, dass es die Zweistaatenlösung schon seit 1947 gäbe, wenn die arabischen Staaten den UN-Teilungsplan akzeptiert hätten, anstatt über Israel herzufallen: die PLO hat ihren Staat mindestens zweimal auf dem Silbertablett serviert bekommen. Das erste Mal 2000 in Camp David. Statt einen Staat aufzubauen, führten sie danach die „Zweite Intifada“, bei der 1.036 israelische Bürger ermordet und 7.054 verletzt wurden. Das zweite Mal 2008 von Ehud Olmert. Mehr als Olmert damals geboten hat, werden die „Palästinenser“ nie bekommen.

So viel Information will Föderl-Schmid ihren Lesern nicht zumuten und schließt ihren Artikel mit den blumigen Worten: „Frieden sät schon lange keine Seite mehr.“ Das ist in der Tat bedauerlich. Bedauerlicher wäre nur noch, wenn Föderl-Schmid aufhören würde, aus Tel Aviv zu berichten. Denn mit diesem Text hat sie sich zweifellos als Nahost-Korrespondentin qualifiziert.

Hätten Sie auch Interesse an diesem Beruf? Dann lesen Sie bei Claudio Casula nach, was Sie dabei beachten müssen. Sie werden sehen, Sie schaffen das:

„Mach dir keine Sorgen: Obwohl der israelisch-arabische Konflikt schon etliche Jahrzehnte währt und hochkomplex ist, ist für den Berichterstatter kaum Grundwissen erforderlich. Es ist auch gar nicht nötig, den unwissenden Leser oder Zuschauer mit Fakten zu nerven und das ganz dicke Brett zu bohren. Ein simples Bild ist gefragt. Und die Sache ist ganz einfach: Israel ist die stärkere Partei in diesem Konflikt (Bad Guy), die Palästinenser die Underdogs (Good Guy). Nach diesem Muster biegen wir die Ereignisse vor Ort zurecht. Du wirst sehen, es geht wie von selbst.“

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