Einige Abgeordnete der Grünen wollen nicht israelische Produkte kaufen, die in Judäa und Samaria hergestellt wurden. Sie wollen dem deutschen Konsumenten „informierte Kaufentscheidungen“ ermöglichen. Dies zu wollen, ist ihr gutes Recht. Das Ziel der Grünen ist es, die ökonomische Existenz der Juden in den 1967 von Israel eroberten Gebieten zu zerstören. Sie wollen nicht, dass Juden im sogenannten Westjordanland leben. Es ist ja nicht das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass ein Land etwas erobert und das Eroberte dem Eroberer so gut gefällt, dass es die Beute behalten will und andere dagegen stänkern.
Die Frage, die sich mir stellt und die sich vor allem grünen Wählern stellen sollte, ist nicht, warum die Grünen tun, was sie tun - und das nicht zum ersten Mal, sondern immer wieder. Es heißt, die Grünen hätten einen Tick mit den Juden. Sie seien antisemitisch. Diesen Vorwurf sollte man nicht einfach als Totschlagargument abtun. Denn Antisemitismus ist ja nicht einfach ein demagogischer Verweis auf eine Nazi-Gesinnung. Antisemitismus bedeutet auch nicht, dass man Juden in Viehwaggons steckt, um sie später in Vernichtungslagern zu töten.
Um festzustellen, was die Grünen mit ihrem Boykottaufruf verfolgen, schaut man am besten deren eigene Begründung an. Daran kann man erkennen, ob die Handlungen der Grünen genuin motiviert oder selektiv sind.
Eine der Maximen der Grünen ist, dass sie Frieden wollen, dass Menschen nicht leiden müssen; dass Menschen nicht verfolgt, ermordet, ausgeraubt, vertrieben, vergewaltigt werden. Ein hehres Ziel. Die Frage ist: Sind die Grünen ehrlich oder heucheln sie?
Analog zur Argumentation der Grünen zu Israel sage ich, dass ich es unmoralisch finde, was die Chinesen in Tibet und Xinjiang-Uygur machen. Daher will ich keine chinesischen Produkte kaufen. Erst recht keine aus Tibet und Xinjiang-Uygur. (Für die Innere Mongolei und erst recht die Mandschurei ist es ja schon zu spät.)
Ich finde es schlimm, dass in Bangladesch zwei Millionen Hindus genozidiert wurden. Und die andauernde Siedlungspolitik in den Chittagong Hill Tracts finde ich auch ganz schlimm, daher meide ich Produkte aus Bangladesch.
Was die Indonesier auf West-Papua anstellen, in Borneo, auf Aceh, auf den Molukken und Sulawesi, ist furchtbar. Ich will daher auch nichts von dort kaufen. (…)
Bevor ich nun noch weitere Staaten auf die Boykottliste setze, will ich festhalten, dass es verschieden Gründe geben kann, Produkte zu boykottieren. Man kann ein genuines Interesse an Menschenrechten haben und deshalb bewusster den Alltag bestreiten. Dies erfordert natürlich Maß und Verstand. Die Grünen aber verfügen weder über das eine noch das andere. Warum ist das so?
Dies ist natürlich eine rhetorische Frage. Eine simple Statistik genügt, um festzustellen, dass die Grünen mit Menschenrechten objektiv nichts am Hut haben. Man schaue sich an, wie oft sich die Grünen in den letzten 30 Jahren zu welchen humanitären Katastrophen und Menschenrechtsverletzungen geäußert haben. Wenig bis gar nicht. Dies steht in keinerlei Verhältnis zu Israel und dem, was dort geschieht.
Man braucht keine besonderen analytischen Fertigkeiten, um zur Schlussfolgerung zu kommen, dass die grüne Gesinnung sich mit Israel obsessiv beschäftigt. Andere Menschenrechtsverletzungen werden nicht nur ignoriert, sie werden nicht einmal wahrgenommen. Die Grünen handeln selektiv in dem, was sie tun, und nicht genuin. Es geht um Selbstdarstellung und Selbstbetrug.
Wie oft (wenn überhaupt) haben sich die Koryphäen der Grünen zusammengefunden und verkündet, dass die Kolonisierung der Dayak auf Borneo zu enden habe? Oder wie oft haben sie die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Entführungen und Vergewaltigungen von koptischen Mädchen in Ägypten gelenkt?
Die Ursache für das Verhalten der Grünen ist nicht das, was in den Bergen östlich von Jerusalem geschieht. Die Ursache ist, dass Juden am Werke sind. Denn nur die Akteure können die Obsession der Grünen mit Israel erklären und nicht die Opfer. Denn mit Opfern haben die Grünen keine Empathie. Ja, sie wissen nicht einmal, dass es sie gibt. Es sei denn, es handelt sich um Palästinenser.
Wenn Juden in Judäa Land erwerben, und dort Gemüse anzubauen oder ein Haus in die Landschaft zu setzen, versammelt sich die grün-linke Politikelite in den Studios des deutschen Fernsehens und empört sich in den Kolumnen der überregionalen Qualitätszeitungen. Wenn das kein Indiz für eine Obsession mit Juden ist, was bitte dann?
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