April 2, 2015 – 13 Nisan 5775
Neusser VHS-Reihe zur Delegitimierung Israels

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Von Dagmar Kann-Coomann

Schaden abwenden von seiner Kommune wollte Herbert Napp, Bürgermeister der niederrheinischen Stadt Neuss, als er im Januar kurzerhand eine geplante Vortragsreihe der lokalen Volkshochschule absetzte. Allzu einseitig war die Zusammensetzung von Referenten, die das Thema „Nahost“ ausschließlich aus der Perspektive christlich-muslimischer selbsternannter „Friedensaktivisten“ beleuchten sollten und deren gemeinsamer Nenner die Gewissheit ist, dass die Region ohne Juden ein Paradies wäre.
(…)
Am 3. März hob nun der Neusser Kulturausschuss einstimmig (!) Napps Entscheidung auf, lobte den VHS-Leiter Gerhard Heide ausdrücklich für seine umsichtige Themenwahl (!) und ordnete die sofortige Fortsetzung der Reihe an. Dass damit eben jener Schaden eintritt, den der Bürgermeister verhindern wollte, und die Stadt am Niederrhein sich nun mit der Finanzierung und Förderung antisemitischer Ressentiments bundesweit einen Namen macht, nehmen die Ausschussmitglieder dabei in Kauf. Ebenso den Bruch der Zusagen an die Jüdische Gemeinde.

Diese Entscheidung ist vor allem dem Einsatz zweier unermüdlicher Polit-Pensionäre zu verdanken: Hartmut Rohmer, Vorsitzender des Kulturausschusses und Marius Stark, Initiator und Mitorganisator der Reihe. Unter Rohmers Vorsitz hatte der Kulturausschuss Monate zuvor die Reihe durchgewunken. Von Napps Notbremse fühlte er sich persönlich übergangen, inhaltlich steht der SPD-Senior ganz und gar zu der Reihe. Um dies lautstark zu beweisen, war er Gast der ersten und bislang einzigen Veranstaltung, die zeitlich noch vor Napps Veto angesetzt war und deshalb stattfand.

Clemens Ronnefeldt, Anti-Israel-Aktivist vom sogenannten „Internationalen Versöhnungsbund“ referierte dabei in der Neusser VHS die Geschichte „Israels und Palästinas“, illustrierte sie mit Projektionen von notleidenden Arabern und bewaffneten Israelis, schwärmte von den „vertriebenen Menschen in den völkerrechtswidrig besetzten Gebieten“, die die Schlüssel zu ihren Häusern aufbewahren, die sie im Rahmen der Nakba verlassen mussten. Rückkehrrecht, ein Ende der „Besatzung“ und offene Boykottaufrufe gegen Israel waren Ronnefeldts Friedensvorschläge, denen der Neusser Kulturausschussvorsitzende Hartmut Rohmer lautstark Ausgewogenheit bescheinigte.

Marius Stark, Grüner und „pax christi“-Aktivist, gehört zu jenen Katholiken, für die der „Nahostkonflikt“ weltweit zu den schlimmsten Krisengebieten gehört, ungeachtet jeglicher Tatsachen, wie etwa der Lebenserwartung im Gazastreifen, die höher ist als in Ägypten und der Türkei. Für ihn existiert längst ein Staat Palästina, wo auch immer und dass die Juden das Wasser rauben, ihre Swimmingpools füllen und den Arabern nicht genug abgeben, davon erzählt er auf Nachfrage recht emotional.

Wie viele Menschen, die genug Geld und Zeit haben, reist Marius Stark gerne, am liebsten dorthin, wo er Menschen trifft, die das gleiche Herzensanliegen umtreibt, nämlich das Ende Israels und die Worte gebrauchen wie „Palästina“, „besetzte Gebiete“, „Freiluftgefängnis Gaza“ oder „Apartheidstaat Israel“.

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