November 4, 2015 – 22 Heshvan 5776
Im Zweifel Israel-Feind

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Jakob Augstein und seine Obsession mit dem jüdischen Staat  

Von Jerome Lombard

Der oberste Hemdknopf bleibt stets offen. Eine Krawatte kommt ihm nicht in die Tüte. Zu bourgeois. Lieber den hemdsärmeligen Varaoufakis-Tsipras-Style. Der Anzug, feinste Qualität, sitzt wie auf den Leib geschneidert. Der Seitenscheitel ist perfekt gestylt. Die mittellangen braunen Haare, nur an den Enden schon leicht angegraut, liegen wetterfest wie mit drei Dosen Taft-Spray bearbeitet. Jakob Augstein könnte auch mit seinen 48 Jahren noch ein Model für Herrenbekleidung sein. Er hat sich gut gehalten. In einem reich bebilderten Hochglanzmodemagazin würde er eine ähnlich souveräne und gute Figur machen, wie er es in den diversen Talkshows tut, die er regelmäßig mit seiner Präsenz und seiner politischen Expertise beert. Russland, Linksruck in Europa, Nahost, Flüchtlingskrise, zu allem hat der studierte Politikwissenschaftler und Germanist etwas zu sagen.

Jakob, Sohn des Publizisten und Spiegel-Begründers Rudolf Augstein, ist zweifellos belesen und fotogen. Ist es für ihn schon zu spät, eine Karriere als Mannequin zu beginnen? Schwer zu sagen. Er könnte es doch mal probieren. Die Sache mit dem kritisch-investigativen Journalismus jedenfalls, die sich der Verleger, Anteilseigner vom „Spiegel“ und Herausgeber des linksliberalen Wochenblättchens „Der Freitag“ seit Jahren auf die Fahnen geschrieben hat, sollte er nochmal reichlich überdenken.

Jakob Augstein ist ein Siegertyp. Ein Medienaffiner. Ein Smart-Guy. Seine nicht selten narzisstisch wirkende Mimik und Gestik reist mit. Begeistert. Der Mann hat Charakter. Man hört ihm gerne zu. Ein investigativer Journalist, der scharfsinnig analysiert und vor allem der Wahrheit und nichts als der Wahrheit verpflichtet ist, das will Augstein Junior sein. Aber – er kann es nicht. Also doch die Modelkarriere auf dem zweiten Bildungsweg? Okay, zugegeben, es ist in höchstem Maße unsachlich und unfair, einen Menschen nach Äußerlichkeiten zu beurteilen. Eben genauso unsachlich und unfair wie Jakob Augstein ist, wenn es um „das“ Thema geht. „Das“ Thema, das die Welt scheinbar wie kein zweites in Atem hält. „Das“ Thema, das den deutschen Eliten-Journalismus regelmäßig zu vermeintlichen Höchstleistungen treibt. „Das“ Thema: Israel.

„Ausgezeichneter Antisemit“
Drei Jahre ist es inzwischen her, dass Augstein vom Simon-Wiesenthal-Zentrum (SWZ) in dessen Top-Ten-Liste der weltweit übelsten und notorischsten Antisemiten aufgenommen wurde. 2012 war das. Platz 9 ging damals an den Deutschen, der sich plötzlich und scheinbar völlig unerwartet auf einer Liste der Schande mit ägyptischen Muslimbrüdern und den iranischen Mullahs wiederfand. Das renommierte SWZ mit Sitz in Los Angeles, das sich weltweit den Kampf gegen Judenfeindschaft zum Ziel gesetzt hat, hatte mehrere mündliche und schriftliche Aussagen Augsteins zum Thema Israel-Nahost analysiert und als eindeutig antisemitisch eingestuft. Damit sollte auch eine Debatte über den „neuen“, israelbezogenen Antisemitismus angeregt werden. Eine Debatte erfolgte daraufhin in Deutschland tatsächlich. Kurzzusammenfassung: Eine überwiegende Mehrheit der Leitartikler in den führenden Medien stellte sich hinter Augstein. „Freie Meinungsäußerung“, „das muss erlaubt sein“ und „legitime Israelkritik“ schallte es gleichermaßen aus der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der „Süddeutschen“ und von „Spiegel Online“. „Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden“, schreibt Augstein in Anlehnung und Verteidigung des berühmt-berüchtigten Gedichts von Günter Grass. Nordkorea? Syrien? Iran? Russland? Nein. Der echte Feind des Friedens muss der jüdische Staat sein. (…)

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