September 6, 2018 – 26 Elul 5778
Fragwürdige Gästeauswahl

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Friedfertigkeit signalisierende islamische Außenseiter werden immer wieder als vermeintliche „Stimme der Moslems“ in deutsche Talkshows eingeladen 


Von Gerd Buurmann

Kennen Sie Khola Maryam Hübsch? Sie werden sie vermutlich schon mal bei der ein oder anderen Talkshow gesehen haben.

Khola Maryam Hübsch wird oft und gerne in deutsche Talkshows eingeladen, wenn eine Frau gesucht wird, die für den Islam sprechen soll. Das Problem ist jedoch, Khola Maryam Hübsch spricht nicht für den Islam, jedenfalls nicht für die Mehrheit. Khola Maryam Hübsch ist Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinschaft und die meisten Muslime weltweit erklären, die Lehre der Ahmadiyya sei Häresie.

Was ist die Ahmadiyya-Gemeinschaft?
Die Ahmadiyya-Gemeinschaft wurde von Mirza Ghulam Ahmad in den 1880er Jahren in Britisch-Indien gegründet. Mirza Ghulam Ahmad wurde am 13. Februar 1835 in Qadian geboren und starb am 26. Mai 1908 in Lahore. Er erhob für sich den Anspruch, nicht nur der „Erneuerer des 14. islamischen Jahrhunderts“ zu sein, sondern war auch fest davon überzeugt, der „Verheißene Messias“ und der „Mahdi der Endzeit“ zu sein. Er beanspruchte, im Geist und in Vollmacht Jesu aufzutreten. In dieser Bescheidenheit ist es nur verständlich, dass er auch erklärte, ein Prophet Gottes zu sein.

Im Jahr 1882 erhob Mirza Ghulam Ahmad den Anspruch, ein von Gott Auserwählter zu sein. Am 20. Februar 1886 schließlich soll Allah sich ihm offenbart und erklärt haben, er solle eine neue Gemeinschaft gründen, was er dann auch am 23. März 1889 tat. Im Juli 1895 teilte ihm Allah dann noch mit, Jesus habe die Kreuzigung überlebt, sei nach Indien ausgewandert und dort eines natürlichen Todes gestorben.

Als Mirza Ghulam Ahmad starb, hatte er bereits etwa 400.000 Anhänger gesammelt. Mirza Ghulam Ahmad erinnert an einen anderen „Propheten“, der ebenfalls im 19. Jahrhundert wirkte und sich als Prophet vorstellte. Sein Name war Joseph Smith und er lebte in den USA.

Die Mormonen
Joseph Smith lebte von 1805 bis 1844 und erklärte, er habe die Fähigkeit, mithilfe eines „Sehersteins“ verborgene Schätze aufspüren. Er behauptete, im Frühjahr 1820 seien ihm Gott und Jesus erschienen und am 21. September 1823, ein Engel mit dem Namen Moroni, der ihm Gottes Auftrag überbracht haben soll, ein Buch von Goldplatten zu übersetzen, welche „die Fülle des immerwährenden Evangeliums“ enthalten sollen. Diese Goldplatten lägen in einem Hügel mit dem Namen Cumorah in der Nähe von Manchester. Diese Goldplatten will er gefunden haben und gründete auf Basis dieser Platten die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, besser bekannt als die Mormonen.

Mirza Ghulam Ahmad erklärte, Jesus sei in Indien gewesen und Joseph Smith erklärte, Jesus sei zwischen seinem Tod und seiner Himmelfahrt noch mal kurz nach Amerika geflogen. Die Mormonen verstehen sich selbst als Christen und die Ahmadiyya als Muslime. Wer jedoch glaubt, ein Mitglied der Ahmadiyya würde für den Islam sprechen, glaubt auch ein Mormone spreche für das Christentum.

Dennoch ist diese Ahmadiyya-Sekte die einzige dem Islam nahestehende Gemeinde, die in Deutschland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt wurde und zwar im Bundesland Hessen im April 2013. Zudem sind die Ahmadiyyas die ersten Gläubigen, die in Deutschland eine Moschee gebaut haben, nämlich die Wilmersdorfer Moschee.

Wilmersdorfer Moschee
Die Wilmersdorfer Moschee wurde zwischen 1924 und 1928 in der Brienner Straße im Berliner Ortsteil Wilmersdorf erbaut. In der Zeit des Nationalsozialismus trat in dieser Moschee der Jerusalemer Großmufti Mohammed Amin al-Husseini als Ehrengast der SS auf. Der Großmufti war in Berlin, um mit Adolf Hitler über die „Endlösung der Judenfrage“ zu sprechen. Al-Husseini wollte das Land, über das er später zu herrschen plante, „judenrein“ haben und weil auch die Naziregierung das wollte, diskutierten der Mufti und der Führer die Möglichkeit zur systematischen, industriellen Ermordung aller Juden.

Nach dem Treffen fand die Konferenz am Wannsee statt, dessen Ziel die Planung der Vernichtung aller Juden in Europa war. Al-Husseini soll einer der ersten Nichtdeutschen gewesen sein, der von dieser Planung erfuhr. Adolf Eichmann informierte al-Husseini im Kartenraum des Berliner SS-Hauptquartiers, indem er dort seine Unterlagen für die Wannseekonferenz benutzte. Eichmanns Adjutant sagte aus, dass der Großmufti sehr beeindruckt und so eingenommen von diesem Bauplan zur Judenvernichtung gewesen sei, dass er Eichmann bat, ihm einen Experten als persönlichen Assistenten nach Jerusalem zu schicken, um dort Todeslager und Gaskammern zu bauen, so bald Deutschland den Krieg gewonnen habe und er selbst an der Macht sei.

Hilfe für Juden
Es gab aber auch Ahmadiyya, die sich gegen das Naziregime stellten. Im Jahr 1925 zum Beispiel wurde der Schriftsteller Hugo Marcus Geschäftsführer der Gemeinde. Da er vor seinem Übertritt Jude war, wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt. Die Gemeinde half ihm jedoch, ins Exil in die Schweiz zu entkommen. Der in Berlin lebende ägyptische Arzt Mohamed Helmy wiederum rettete heimlich eine jüdische Familie, wobei ihm Kamal el-Din Galal half, der dabei heimlich entwendete Papiere des Großmuftis Mohammed Amin al-Husseini benutzte, an die er wegen des Besuchs des Großmuftis in der Wilmersdorfer Moschee gelangt war. So rettete dieser Besuch einer jüdischen Familie das Leben.

Die Ahmadiyya-Gemeinschaft hat eine lange und widersprüchliche deutsche Geschichte. Eine Sache aber ist klar, die Ahmadiyyas sind die Mormonen des Islams und wenn Anne Will, Maybrit Illner und Sandra Maischberger mit Khola Maryam Hübsch über den Islam sprechen, dann sollten sie in Zukunft auch darauf verzichten, mit Katholiken oder Protestantinnen über das Christentum zu sprechen und stattdessen auf der Suche nach einem gesprächigen Christenmenschen bei der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ durchklingeln.

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