Die unter Martin Bubers Leitsatz „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ stehenden Jüdischen Kulturtage Überlingen feierten Jubiläum: 2015 fanden sie zum fünften Mal statt. Das diesjährige Festival glänzte wieder mit einem hochkarätigen Programm, das die annähernd 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Vielfalt jüdischer Kultur in Vergangenheit und Gegenwart erfahren ließ.
Gegenwart hinterfragen, Vergangenes würdigen, jüdische Kultur erleben und sich gemeinsam für eine wertschätzende Begegnung öffnen, das sind die Ziele der Jüdischen Kulturtage Überlingen. Sie gingen 2008 aus einer Bürgerinitiative hervor und greifen die jüdische Tradition in Überlingen auf.
Die kleine Stadt war im Mittelalter ein geistiger Mittelpunkt und der zentrale Begräbnisort aller Juden am Bodensee. Bereits seit 1974 trägt die Überlinger Jugendherberge den Namen Martin Bubers – Vermächtnis und Chance für künftige Generationen gleichermaßen. So sind Begegnungen für und mit Jugendlichen seit jeher fester Programmbestandteil der Jüdischen Kulturtage Überlingen.
Die diesjährige Jugendbegegnung gehörte zu den Höhepunkten des Festivals, welches vom 15. bis zum 18. Oktober 2015 stattfand: Auf Einladung des federführenden Vereins „Dokumentationsstätte Goldbacher Stollen und KZ Aufkirch e.V.“ gastierte der israelische Shani Girls‘ Choir in Überlingen. Das Ensemble besteht aus jüdischen, christlichen und muslimischen Sängerinnen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren. Es gehört zu dem am Jezreel Valley Center for the Arts realisierten „Mifne“-Projekt, das die kreative Begegnung junger Menschen unterschiedlicher Religionen und Herkunft ermöglicht. Unter der Leitung von Alexandra Kim und am Klavier begleitet von Maor Zur überzeugte der Chor bei seinem Abendkonzert stimmlich und musikalisch. Das Publikum belohnte die Sängerinnen mit lang anhaltendem Applaus und forderte mehrere Zugaben.
Und es gab noch eine Steigerung: Bei einem halbtägigen Gesangskurs begegneten sich der Shani Girls‘ Choir und der Jugendchor des Gymnasiums Überlingen zum gemeinsamen Musizieren. Die beiden Chöre bereiteten das Abschlusskonzert der 5. Jüdischen Kulturtage vor, das sie unter der Leitung von Alexandra Kim und Arno Nyč gaben. Dieses Konzert war wohl der emotionalste Moment des Festivals – vor allem als die israelischen und deutschen Jugendlichen Hand in Hand John Lennons „Imagine“ und „We are the World“ von Michael Jackson und Lionel Richie sangen. Kaum war der letzte Ton verklungen, sprang das Publikum auf und feierte die jungen Sängerinnen und Sänger, die von Claudia Nyč und Maor Zur einfühlsam am Klavier begleitet wurden, minutenlang mit Standing Ovations – nicht nur wegen ihres großartigen Könnens: Vielmehr war in diesen Minuten die Kernbotschaft der Überlinger Kulturtage „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ unmittelbar spürbar, verbunden mit der Sehnsucht nach einer Zukunft, die von Frieden, Toleranz und Respekt bestimmt ist. (…)
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