Er provoziert viel und auch gerne. Den Eindruck gewinnt man, wenn man sich seine Facebookseite anschaut. Manche Postings bestehen nur aus kurzen, provokanten Texten wie „Salafistischer Heiratsmarkt. Man nennt es auch: Kinderschänder“, gepaart mit einem Screenshot, der Huchs Text belegen soll. Auf dem Screenshot sieht man dann zum Beispiel den Post einer gewissen „Selma“, die für einen 16-jährigen „Bruder“ aus Berlin eine „Schwester zwischen 15 und 20“ sucht.
Solche Facebookposts, ein oder mehrere Screenshots mit einem kurzen Spruch von ihm, Tobias Huch, kriegen über 1.500 Gefällt mir-Klicks. Sie tragen viel zu seiner Popularität bei. „Das ist nicht beleidigend“, meint Huch. „Es zeigt nur, wie ekelhaft Salafisten über solche Dinge diskutieren. Das hat nichts mit Religion zu tun!“ Er selbst benutzt in seinen Postings vor allem Bilder und kurze Texte. „Ich vermeide politische Floskeln“. Diese würden, so sagt er, nur abschrecken.
Huch verteidigt Israel. Zwar dürfe man Israel natürlich kritisieren, sagt er, „aber man sollte dennoch die Situation im Auge behalten.“ Man solle sich, erklärt Huch, nur einmal die Landkarte anschauen. „Dort ist Israel die einzige Demokratie des Nahen Ostens – neben den kurdischen Gebieten. Es gibt Meinung- und Religionsfreiheit. Jeder darf sich sexuell entfalten.“ Tobias Huch bezeichnet Israel als Garten Eden der Region, dass aus einem Brachland entstanden sei. Um Israel, so sieht es Huch, befinden sich nur Diktaturen, Autokratien und Verbrecherstaaten. Deshalb ist sich Huch sicher: „Einseitige Israelkritik ist nicht seriös, sondern nur deutlicher Antisemitismus.“ Trotzdem sieht er diese einseitige Israelkritik immer wieder auch in deutschen Medien, so auch aktuell: „Es ist erschreckend, wie verzerrt deutsche Medien berichten“, sagt Huch. „Sie reden von toten Palästinensern bei Messerangriffen.“ Huch bemängelt, dass nicht klar genug geschrieben werde, dass diese Palästinenser mit Messern und ähnlichem Juden angreifen und dabei gestoppt würden. (…)
Seine Arbeit: Auch sie war immer politisch geprägt. Immer wieder führte er Prozesse, auch entgegen seinen geschäftlichen Interessen. Aber Huch kann es sich leisten. Schon mit 16 gründet er seine erste Firma – aus der Not heraus. Als auf einmal eine Rechnung von 900 Mark wegen seinen Telefonaten auf dem Küchentisch liegt, brauchte der damals 15-Jährige Geld. Erst trägt er Zeitungen aus, merkt dann aber schnell, dass er der einzige ist, der die Zeitungen brav austrägt und nicht in einen nahegelegenen Wald wirft. Er fängt mit Werbevermarktung an, das Unternehmen lief gut. In der 12. Klasse gerät er mit einem Lehrer aneinander. Sein Altgriechisch-Lehrer sagt zu ihm: „Entweder Sie hören mit der Firma auf oder ich sorge dafür, dass Sie ihr Abitur nicht kriegen.“ Huch eintscheidet sich für das Unternehmen, da hat er schon 12 Mitarbeiter.
Er muss die 12. Klasse wiederholen und ging fortan auf eine Privatschule: Sein Tag besteht aus Schule von 7.30 Uhr bis 16 Uhr. Danach folgt das Mittagessen in der Schule. Um 17 Uhr geht Huch in die Firma. Dort arbeitet er meist bis um 1 Uhr nachts. Mit 18 bietet sein Unternehmen „ueber18.de“ Jugendschutzsysteme an. Er fährt seinen ersten Porsche und hat, so sagt er, „jeden Tag tausend Mark in der Tasche“. Wenn man Tobias Huch reden hört, könnte man denken, er sei der typische Klischee-FDPler: Nur an Geld und materiellem interessiert. Doch so ist Huch nicht.
Deutlich wird das bei seinem Prozess gegen Arcor 2005. Dem Prozess ging ein anderer Prozess voraus. Dort verklagte ein Mann Arcor, damit Arcor YouPorn sperrt, weil YouPorn keinen Altersnachweis forderte. Huch wollte das auf die Spitze führen: Er klagte und forderte, dass Arcor Google sperren müsse. Der Prozess war abgesprochen: „Ich hatte vorher mit Arcor telefoniert. Das Gericht ahnte das, konnte es aber nicht beweisen.“ Trotzdem setze das Gericht eigenmächtig den Streitwert von ursprünglich 5.000 Euro, die von Huch angesetzt waren, auf 250.000 Euro. Huch vermutet, dass das nur geschah, damit es für ihn richtig teuer würde. Letztlich verliert er, hat 20.000 Euro Prozesskosten zu tragen. Trotzdem hat es sich, aus seiner Sicht, gelohnt: „Das Urteil wird bis heute als Grundlage verwendet.“ Ihn selbst kostete der Prozess nicht nur 20.000 Euro: „Als Marktführer im Bereich Jugendschutz wäre ich mit dem ursprünglichen Urteil mehrfacher Milliardär geworden.“ (…)
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