Die jüdische Mutter Diana Feldmann berichtet exklusiv über den Mord an ihrer Tochter Susanna durch einen illegalen Migranten aus dem Irak und die verheerenden Folgen für ihre Familie.
  

Von Orit Arfa

Zwei Minuten nach dem ersten Zusammentreffen mit Diana Feldmann in einer heruntergekommenen Einkaufsstraße in Mainz reichen aus, um sie zum Weinen zu bringen.
Dies war ihr erstes ausführliches Interview seit dem brutalen Mord und der Vergewaltigung ihrer Tochter durch einen illegalen Zuwanderer aus dem Irak.

Sie war verunsichert von der Aufmerksamkeit der Reporter, über deren Absichten sie sich im Unklaren war. Zudem konnte sie nicht wissen, ob ein Presse-Interview sich nicht nachteilig auf den bevorstehenden Gerichtsprozess des mutmaßlichen Mörders Ali Baschar, 21, auswirken würde.
Die Gerichtsverhandlungen beginnen Anfang 2019. Susannas Mutter will die härteste in Deutschland mögliche Strafe: Lebenslänglich.

Der Kontakt zu Diana Feldmann wurde durch lokale Aktivisten vermittelt. Diese Aktivisten wenden sich gegen die aktuelle Zuwanderungspolitik, ohne die Susanna heute höchstwahrscheinlich noch leben würde.

Als Jüdin aus Israel fühle ich mich ihr und ihrer Familiengeschichte eng verbunden. Daher wohl auch die Offenheit und die Tränen mir gegenüber. Ich bot ihr meine Schulter für ihren Aufschrei und die folgenden Tränen.

Susannas Ermordung war von der Sorte, wie sie Menschen sonst nur aus TV-Krimis kennen. In der Manier der bekannten Serien über wahre Verbrechen wurde ihr Körper neben den Bahngleisen bei Wiesbaden-Erbenheim gefunden – von ihrer Heimatstadt Mainz aus gesehen auf der anderen Rheinseite.

Diese Region war einmal der Mittelpunkt jüdischen Lebens im mittelalterlichen Deutschland – und ist heute die Heimatstadt einiger tausend Juden.

Der jüdische Blickwinkel
Susannas Tod machte die jüdische Gemeinde besonders betroffen – aber sie war nicht das erste jüdische Opfer eines vorbestraften illegalen Migranten in Deutschland: Die israelische Touristin Dalia Eliyakim wurde beim Besuch des Berliner Weihnachtsmarktes durch Anis Amri mithilfe eines gekaperten LKW getötet. Aber Susannas Mord war persönlich.

Diana Feldmann kam mit ihrer Familie 1991 ursprünglich im Rahmen der Einwanderungswelle russischsprachiger Juden aus Moldawien, einer Einladung folgend, jüdisches Leben in Deutschland nach der Schoah wieder zu etablieren. Der Bruder ihrer Mutter lebt in Aschdod, sie besuchte vor Susannas Geburt die Familie in Israel. Susanna selbst hatte kaum Verbindung zum jüdischen Staat.

„Viele Verwandte wanderten nach Israel aus und einige Freunde auch nach Amerika“, erzählt mir Diana in perfektem Deutsch in einem Café. Eine lokale Anwohnerin und Aktivistin half beim Übersetzen. „Mein Vater hat früher gesagt: ‚Wir gehen lieber nach Europa, Deutschland – weil in Israel immer Krieg ist und so.‘“

Sie hätte nie gedacht, dass sie selbst einmal Opfer eines brutalen Angriffs im friedlichen Deutschland werden würde. Im Gegensatz zu damaligen Spekulationen hatte der Mord ursprünglich kein antisemitisches Motiv. „Niemand wusste, dass Susanna jüdisch ist – niemand“, sagt Diana Feldmann.

„Auf ihrem Instagram-Konto waren eine russische und eine türkische Flagge zu sehen. Sie hat nie erzählt, dass sie Jüdin ist. Das kam erst später auf. Jetzt feiern sie Ali B. sogar mehr als Erdogan – weil er eine Jüdin umgebracht hat, eine ‚jüdische Schlampe‘.“

Sie zeigt mir einen Screenshot von einer Instagram-Fanseite des Mörders, auf der Karikaturen von Susanna neben einer brennenden israelischen Flagge zu sehen sind.

„Die Seite ist jetzt gelöscht – das war eine Hater-Seite.“

Wie Susanna aufwuchs
Susanna hatte kaum Kontakt zu ihrem Vater, einem kurdischen Türken (daher auch die türkische Flagge). Er und Diana trennten sich schon vor Susannas Geburt. Der Mord an Susanna vereinte die beiden Eltern wieder im Rahmen der Tätersuche und der Beerdigung.

Susanna wäre am 2. November 2018 15 Jahre alt geworden. Freunde beschrieben sie als hübsch, ruhig und ein wenig scheu. Sie zeigte die gewöhnlichen Anzeichen von typischem Teenager-Verhalten. Sie kämpfte um Anerkennung und suchte Akzeptanz dadurch, dass sie Markenkleidung trug.

Sie wurde aber auch Opfer von Mobbing in der Schule. Ein Lehrer nannte sie öffentlich „Trampel“. Selbst nachdem dies gemeldet wurde, entschuldigte sich der Lehrer nicht.

Dennoch: „Susannas Kindheit war auch ohne Papa gut“, führt Diana Feldmann weiter aus. „Ich war für Susanna Mama und Papa zugleich. Ich bin jetzt 44 Jahre alt, und als sie acht Jahre alt war, habe ich meinen jetzigen Partner kennengelernt. Dann haben wir noch die kleine Giuliana bekommen – sie ist jetzt fünf Jahre alt. Aber auch Giuliana vermisst ihre Schwester sehr, denn sie haben sehr viel zusammen gemacht. Sie versteht noch nicht, was das Wort ‚gestorben‘ bedeutet.“

Dianas neuer Partner ist ein italienischer Katholik mit zwei älteren Kindern aus einer vorangegangenen Ehe. Giuliana wurde zwar getauft, aber Diana möchte, dass sie später ihren eigenen religiösen Weg gehen kann. Wie viele Juden in kommunistischen Ländern, waren auch Dianas jüdische Eltern keiner Gemeinde zugehörig.

Susanna litt unter den familiären Veränderungen, die eine neue Partnerschaft eines Elternteils so mit sich bringt. „Sie hatte zwar nie einen Papa, aber stattdessen hat sie doppelte Liebe von mir bekommen. Aber Mama hatte schließlich noch weniger Zeit für sie, nachdem ihre kleine Schwester kam“, berichtet Diana.

„Und dann ist sie mit ihren Freundinnen aus der Klasse nach Wiesbaden gefahren, weil sie in Mainz zu viele Leute kennen, und da haben sie beim McDonald‘s diese Gruppe Ausländer kennengelernt. Sie kam so begeistert nach Hause: ‚Ich habe neue Freunde gefunden.‘ Ich sprach mit ihr über die Asylbewerber: ‚Du weißt nicht aus welchen Ländern die kommen. Du weißt nicht, ob sie vielleicht Krieg erlebt haben. Du weißt nicht, wie diese Leute ticken, was in deren Köpfen vorgeht. Aber sie hat immer gesagt: ‚Die sind so lieb. Die sind so cool. Mit denen kann man lachen und Spaß haben!‘ Sie hat mir erzählt, dass die geklaut haben. Die haben mit Drogen gehandelt. ‚Aber mir machen sie doch nichts‘, hat sie gesagt. ‚Die tun mir doch nichts.‘ ‚Auch wenn Du nichts machst – Du stehst dabei – mitgehangen, mitgefangen.‘ Das ist dieser Reiz des Abenteuers, der sie angezogen hat.“

Sehr bald verliebte sie sich in KC, Ali Bashars 14 Jahre alten Bruder – aber KC behandelt sie mehr wie eine Schwester.

Im Nachhinein musste sich Diana dafür rechtfertigen, dass sie nicht gut genug auf ihre Tochter aufgepasst hätte. Aber sie erklärte, dass sie Susanna immer ermutigt hatte, offen zu ihr zu sein, wenn es um die Schule, die gleichaltrigen Jungen und die typischen Jugendstreiche geht.

„Ich habe ihr vertraut. Meine Tochter hat mir vieles anvertraut, was andere ihren Eltern nie anvertrauen würden. Sie hat mir erzählt, dass sie versucht hat zu rauchen, aber das nichts für sie wäre. Sie hat mir erzählt, sie hätte einen Joint probiert, aber auch das war nichts für sie. Sie hat sich an der Hand aus Neugierde – und vielleicht um KCs Aufmerksamkeit zu bekommen – geritzt. Normalerweise laufen Teenies dann mit langen Pullis herum, um es vor ihren Eltern zu verstecken, aber Susanna hat es mir gezeigt.
Ich habe noch Salbe draufgeschmiert und ihr gesagt: ‚Du bist so ein junges hübsches Mädchen.
Kein Mann auf der Welt ist es wert, dass man sich für ihn so kaputt macht.‘“

Nachdem sich Susanna geritzt hatte, gingen sie und Diana zum Jugendamt. Am 23. Mai, dem Tag nach ihrer Ermordung, hatte Susanna eigentlich einen Termin mit einem Sozialarbeiter. An dem Abend ihres Todestages traf sie sich mit ihren Freunden und KC in der Stadt. Es zeigte sich, dass KC nicht alleine war – denn es war Ali, der ein Auge auf Susanna geworfen hatte.

Diana glaubt, dass KC Susanna in eine Falle lockte, um seinem älteren Bruder zu gefallen und seiner Bande, zu der auch ein 35-jähriger Türke gehörte, der als Komplize gilt. Anscheinend hatte Ali eine Vorliebe für Jungfrauen. Es wurde berichtet, dass er zuvor eine Elfjährige missbraucht hatte.

Er hat einem Afghanen, einem Zeugen namens Mansur, gesagt, dass wenn er (Mansur) sie sehe (Ali hatte ihm Susanna zuvor gezeigt), er ihn jedes Mal anrufen solle. „Irgendwann fick ich sie!“, hat er gesagt. Obwohl sie sich in der Umgebung von Jungen sehr wohl fühlte, weiß Diana, dass Susanna niemals vorher sexuellen Kontakt hatte und sehr scheu war, was das Thema Sex betrifft.

„Sie war an dem Thema Sexualität nicht interessiert, sie war auf diesem Gebiet komplett unerfahren, sie hat vielen Menschen vertraut und in jedem nur das Gute gesehen.“

Hätte sie gewusst, dass Ali dort gewesen wäre, dann wäre sie niemals hingegangen. Als ein Mädchen, das in Alis Bruder verliebt war, hätte sie es wohl kaum gewollt, dass der erste Sexualkontakt mit dessen älterem Bruder zustande kommt, irgendwo auf der Straße oder auf einem Feld.

Jedes Mädchen wünscht sich ein besonderes erstes Mal, warum soll sie sich gerade den… Sie hat immer gesagt, alles, was über 15 Jahre alt ist, ist für sie schon zu alt. Mit Ali war sie nie befreundet, mit dem Bruder schon. Sie war mit dem jüngeren Bruder befreundet, die waren alle gleichaltrig. Sie kannte Ali vom Sehen, aber sie haben sich mit den anderen Mädchen besprochen und alle fanden, dass Ali so komisch ist, so aggressiv. Die Mädchen haben immer jedem abgeraten, sich mit ihm abzugeben, auch Susanna. Besser auf Distanz bleiben zu Ali, hieß es.”

Das Verbrechen

„Am 22. Mai hat Susanna mich noch angerufen, dass sie bei einer Freundin bleibt…Und ich habe gesagt: ‚Denk dran, komm morgen früh zurück, weil ich die Kleine noch in den Kindergarten bringen und ich zu meiner Umschulung muss. Susanna sagte ‚ok ich komme um 7 Uhr früh‘.”

Susanna schickte in dieser Nacht per Handy-Nachricht einen Hilferuf zu einer Freundin namens Sonja.

„Und diese Sonja war die erste und einzige, die wusste, dass Susanna in Schwierigkeiten steckt, denn Susanna schrieb ihr abends: ‚Hilf mir. Ich habe Angst. Ich bin hier mit Ali und seinen Freunden in einem Flüchtlingsheim. Ich will gehen und sie lassen mich nicht. Sie halten mich fest.‘ Diese Sonja hat sie gerade ihrem Schicksal überlassen. Sie hat es mir nicht gesagt und auch nicht die Polizei gerufen. Ich denke aus Eifersucht.”

Irgendwann schrieb Sonja Susanna, sie sollte ihre Mutter anrufen, aber Susanna wollte das nicht, weil sie ihre Mutter über den Ort, wo sie hingegangen war, belogen hatte.

„Als sie um 7 Uhr morgens am folgenden Tag nicht zu Hause war, schrieb ich ihr über WhatsApp: ‚Wo bist du? Warum bist du nicht nach Hause gekommen?‘ Dann kamen komische Nachrichten wie ‚Ich komme um 4 Uhr nachmittags. Mein Akku ist alle.‘“

Diana wusste um 11:33 Uhr nicht, dass sie in Wirklichkeit mit dem Mörder ihrer Tochter über WhatsApp kommunizierte. Sie machte Screenshots von dieser Konversation.

„Tschüss Wiesbaden, jetzt nach Paris mit meinem Herz Armando“, schrieb Ali Bashar mit Emoticons und im Namen von Susanna.

Diana war ratlos und entsetzt. Am nächsten Tag fragte sie weiter: 

„Jeder sucht dich und niemand weiß, wo du bist. Wo bist du Susanna? Bitte....!“

Susanna kam niemals zu ihrem Termin mit dem Sozialarbeiter.

„Ich war sehr erstaunt, denn sie nahm normalerweise Termine wie diesen sehr ernst.“

Um 21 Uhr abends wurde Susanna offiziell als vermisst gemeldet. Man glaubt, dass Ali und seine Komplizen in der Zwischenzeit Susannas Körper zu den Schienen gebracht hatten, nachdem sie ihn für einen Tag lang verrotten ließen. Eine intensive Suche begann, in die alle verfügbaren Polizisten und auch Ehrenamtliche involviert waren.

Bei der Suche fuhr Diana sogar zusammen mit Alis anderem Bruder, Honer, und dem jüngeren Bruder von Mansur, dem Afghanen, im Auto umher, um die Gegend abzusuchen. Sie gingen sogar zu Familie Bashar nach Hause.

„Und diese ganze verdammte Familie hat gesagt, sie hätten erst aus den Medien etwas von dem Fall mitbekommen. Wir standen bei denen zu Hause! Da standen die Schwester, die Mutter, und sie alle haben gesagt ‚Allah, Allah, wir haben ihn nicht gesehen‘. Sie haben gelogen, denn sie wussten ganz genau, was passiert war. Wie kann eine Mutter – eine Mutter, die selbst acht Kinder hat – einer anderen Mutter ins Gesicht lügen, und sagen ‚ich weiß nichts‘?“

Am 29. Mai rief ein Freundin Diana an und erzählte ihr, dass sie einen anonymen Anruf bekommen habe, in dem erklärt wurde, dass Susanna in Wiesbaden-Erbenheim neben den Bahngleisen vergraben war. Ein paar Tage später erhielt Diana einen Tipp von jemandem über Instagram, dass die gesamte Familie Bashar nach Düsseldorf gefahren war, um von dort aus zu flüchten.

Am Flughafen von Düsseldorf kauften sie acht Flugtickets nach Istanbul (den Flug traten sie mit falschen Identitäten an) und bezahlten in bar. Diana setzt sich nun dafür ein, dass diese Familie nie mehr nach Deutschland zurückkehren kann.

Am 6. Juni fand man schließlich Susannas mit Erde, Blättern und Holz bedeckten Körper. Der Körper war so zerschunden durch Schläge, Penetration und Verwesung, dass die Vergewaltigung nicht einmal mehr nachgewiesen werden konnte.

Um den Hals war ein Ärmel von ihrer Jacke in einem komplizierten Knoten gebunden. Mysteriöserweise wurde ein Nagetierknochen in ihrer Unterwäsche gefunden. Susannas Gesicht war so entstellt, dass Diana geraten wurde sie nicht noch einmal anzusehen.

„Obendrein haben sie auch noch ihre Schuhe gestohlen. Das waren AirMax97, die haben ihr die Schuhe genommen, das Handy – alles, was zu Geld gemacht werden konnte, war weg. Schrecklich.“

Ali Bashar leugnete die Vergewaltigung, obwohl Zeugen erklärten, dass er damit geprahlt hatte, sie die ganze Nacht lang vergewaltigt zu haben. Die forensischen Untersuchungen fanden Spuren von Ali und anderen ausländischen Personen in Susannas Körper, aber keinen Alkohol oder Drogen. Die Anklagen lauten auf Mord und Vergewaltigung. Die Gerichtsverhandlung wird darüber entscheiden, wie schwer die Vorfälle waren, und damit ergibt sich natürlich auch die Bestrafung.

Als die Polizei an Diana Feldmanns Tür klopfte, hatten selbst die Polizisten, die ihr die Botschaft überbrachten, Tränen in den Augen. Sie mussten Diana ein Beruhigungsmittel geben. Aber sie hatte schon das Schlimmste erwartet.

„Ich hatte gleich von Anfang an ein schlechtes Gefühl. Weil ich mein Kind kenne – sie läuft nicht von zuhause weg, sie meldet sich immer. Ich hatte schon ein schlechtes Gefühl, aber ich wollte den Gedanken nicht zulassen.”

Ein paar Tage später wurde Ali Bashar durch kurdische Behörden in der Region Kurdistan (Irak) festgenommen und nach Deutschland gebracht. Die deutsche Staatsanwaltschaft hat nun eine Anklage gegen den Chef der Polizei, Dieter Roman, angestrebt wegen der „illegalen Rückführung“ von Ali Bashar nach Deutschland – weil es keinen Auslieferungsvertrag zwischen dem Irak und Deutschland gibt.

Zurück in Wiesbaden verweigerte es Ali, sich mithilfe eines Dolmetschers über das Verbrechen in seiner Muttersprache befragen zu lassen, sondern sprach in gebrochenem Deutsch. Wahrscheinlich wollte er somit vermeiden, zu viele Details bekanntzugeben, glaubt Diana.

„Er grinste breit in die Kameras und zeigte kein Gefühl von Reue.“

Das Leben danach

Vor der Tat war Diana größtenteils unpolitisch.

„Aber nach diesem Vorfall änderten sich meine Ansichten natürlich. Ich öffnete meine Augen.“

Zum Zeitpunkt von Susannas Verschwinden wurde Diana von der örtlichen Polizei vorgeworfen, sie hätte Susanna nicht alleine mit solchen Menschen ausgehen lassen sollen.

„Kindern sagt man bereits im Kindergarten: Freundet euch mit ausländischen Kindern an! Ich habe das meinen Kindern so beigebracht. Wenn du dann 13, 14 Jahre alt bist, und kommst in die Pubertät, dann ist es doch kein Wunder, wenn du mit diesen Leuten rumhängst.”

Nach dem Mord schrieb Diana einen offenen Brief auf Facebook an Bundeskanzlerin Merkel, in dem sie dieser vorwarf, dass das Blut ihrer Tochter Susanna an den Händen der Kanzlerin klebe.

„Ich schrieb mir alles von der Seele – in direkter Sprache, wie eine Mutter schreibt und fühlt. Aber Frau Merkel kann das nicht verstehen, weil sie selbst keine Kinder hat. Sie weiß nicht, was es bedeutet ein Kind zu verlieren. Ich weiß nicht einmal, ob sie den offenen Brief überhaupt gelesen hat, obwohl dieser über 200.000 Menschen auf Facebook erreicht hat.”

Facebook hat diesen Brief gelöscht, weil er angeblich die sogenannten „Hassrede“-Richtlinien verletze.

Diana erklärt, dass viele Asylsuchende keine wirklichen „Flüchtlinge“ sind, die vor Krieg oder Verfolgung flüchten, sondern Wirtschaftsmigranten – oder so wie in Alis Baschars Fall sogar Sexualstraftäter.

Deutsche Journalisten, die die Zuwanderungspolitik der Kanzlerin unterstützen, warfen der jüdischen Mutter vor, sie ließe sich von sogenannten „Rechten“ instrumentalisieren. Diana sagt, dass sie sich nicht instrumentalisiert fühle. Auch dass sie nun als ein politisches Symbol gelten würde, bereut sie nicht.

„Ich möchte nicht, dass meine Tochter für Politik missbraucht wird, aber du musst immer deine Augen offenhalten. Ich habe noch eine andere heranwachsende Tochter. Man muss immer gucken, immer! Meine kleine Tochter und Susanna geben mir Kraft, weil ich für sie kämpfen muss und sicherstellen muss, dass Ali Bashar für immer im Gefängnis bleibt. Ich brauche immer noch viel Kraft.“

Diana setzt ihre Arbeit als Teilzeitreinigungskraft in einer Bank fort, um zur Normalität zurückzukehren – aber der Schmerz ist immer gegenwärtig.

Dreimal pro Woche geht sie zu Susannas Grab auf dem jüdischen Friedhof, der immer wieder Angriffen ausgesetzt ist. „Ganz ehrlich – wenn ich nicht meine Kleine hätte und meinen Partner, dann läge ich jetzt neben ihr im Grab“, sagt sie und bricht wieder in Tränen aus. Kürzlich begann sie die Wohnung umzubauen und so die schmerzhaften Erinnerungen zu „überdecken“. Erst kürzlich konnte sie den ersten Schritt in das Zimmer ihrer Tochter – das bis heute unberührt geblieben ist – wagen.

Die jüdische Gemeinde von Mainz beging eine Erinnerungszeremonie für Susanna in der Synagoge, und zu Susannas Ehren wurde in Jerusalem ein Baum gepflanzt. Einige lokale Spender haben ihr bei den Geldausgaben geholfen, die ihr durch den Mord entstanden sind. Während sie versucht gegen ihre Depression wegen der Tragödie zu kämpfen, findet Diana Feldmann kaum wirklichen Trost.

„Ich erwarte von niemandem Hilfe. Nur der liebe Gott kann helfen. Mein Onkel sagt immer ‚Komm, komm, komm zu uns nach Israel! Komm uns mal wieder besuchen!‘“

(Zuerst in englischer Sprache im „Jerusalem Post Magazine“ erschienen)
Übersetzung aus dem Englischen von Almut Meyer

"Korrektorat: Andrée Möhling"

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