August 5, 2016 – 1 Av 5776
Wenn ihr wollt, ist es kein Traum

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Das israelische Wissenschaftlerteam „SpaceIL“ will einen Roboter zum Mond schicken  

Von Jerome Lombard

„Wir haben uns entschlossen, zum Mond zu fliegen. Wir haben uns entschlossen, in diesem Jahrzehnt zum Mond zu fliegen und noch andere Dinge zu unternehmen, nicht weil es leicht ist, sondern weil es schwer ist, weil das Ziel dazu dient, das Beste aus unseren Energien und Fähigkeiten zu machen, weil die Herausforderung eine ist, der wir uns stellen wollen, die wir nicht verschieben wollen und die wir zu gewinnen beabsichtigen, genau wie die anderen auch!“. – Das waren die Worte von Präsident John F. Kennedy in seiner berühmten Rede an der Rice University in Houston am 12. September 1962.

Diese Rede, nur etwas mehr als 2.000 Worte, vorgetragen vor einem 35.000 Menschen zählenden Publikum in einem Footballstadion in Texas, sollte nicht nur den Startschuss für das amerikanische Weltraumprogramm geben, sondern auch eine ganze Generation von jungen Menschen für die Naturwissenschaften begeistern. Nur sieben Jahre nach Kennedys „Wechoosetogotothemoon“-Rede wurde das bis dahin Unmögliche möglich: Der Raumflug der Apollo 11 brachte erstmals einen Menschen sicher zum Mond und wieder zurück zur Erde. Kennedy hatte seinerzeit Wort gehalten. Der Mensch verließ seinen angestammten Lebensraum und war in die unendlichen Weiten der Galaxis vorgedrungen. Ein Mann in einem lustigen weißen Taucheranzug winkt in einer unwirtlichen Schweizer-Käse-Landschaft mit Flagge in die Kamera. Hinter ihm ganz klein die Welt, wo just in diesem Moment Millionen von Menschen dem Ereignis vor ihren Fernsehern beiwohnen. Nichts schien ab jetzt mehr unmöglich. Die Raumfahrt selber wurde in der Folge zum politischen Prestigeprojekt. Die Sowjetunion hatte mit ihrem Sputnik-Satelliten vorgelegt. Jetzt musste sie schon allein nach den Spielregeln des Kalten Krieges schnellstmöglich nachziehen.
Einen Mann zum Mond hat sie nie geschickt. Heute drängen China und Indien in den Weltraum. Für kleinere Nationen mit entsprechend geringerem Staatsetat und Förderung ist es unmöglich, im Weltraumrennen mitzuhalten. Moment mal – unmöglich?

Drei Israelis streben zum Mond
Yonatan Winetraub, Kfir Domari und Yariv Bash waren zum Zeitpunkt der ersten Raumfahrtmission noch nicht geboren. Womöglich hatten die drei aber Poster von Neil Armstrong an den Wänden ihrer Kinderzimmer hängen. Die drei jungen israelischen Ingenieure wollen es der Astronauten-Legende gleichtun. Sie wollen auf den Mond. Diesen Beschluss fassten die drei kurzentschlossen bei ein paar Cocktails in einer Bar in Holon Ende 2010. Phantastereien angeschwipster Heißsporne? Mitnichten. Als die drei mit ihrer Idee an die israelische Raumfahrtbehörde und das Weizmann Institute of Science herantraten, waren die dortigen Experten sogleich Feuer und Flamme. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Die von Winetraub, Domari und Bash gegründete Organisation „SpaceIL“ ist heute eins von zwei Teams, das im Rahmen des „Google Lunar XPRIZE“ bereits ein Ticket zum Mond gebucht hat. Ende 2017 wird ein von dem inzwischen 40-köpfigen israelischen Wissenschaftlerteam entwickelter, unbemannter Roboter zum Mond geschossen. Um den mit 30 Millionen Dollar dotierten Preis zu gewinnen, muss die Raumsonde, die ungefähr die Größe einer Cola-Flasche hat, mindestens 500 Meter auf der Oberfläche des Erdtrabanten zurücklegen und hochauflösende Fotos und Videos von dort zurück zur Erde übermitteln.

Die als Idee von jungen Israelis gegründete Non-profit-Organisation „SpaceIL“ könnte bei Erfolg gleich doppelt Geschichte schreiben. Es wäre nicht nur die erste israelische Mondmission überhaupt, sondern auch die erste rein aus privaten Mitteln finanzierte Weltraum-Erkundungstour. Letzteres ist die Kernidee, die sich hinter dem Label XPRIZE verbirgt: Der vom Google-Konzern mit Unterstützung potenter Geldgeber wie Tesla-Gründer Elon Musk ins Leben gerufene Wettbewerb, will Ingenieure und Wissenschaftler auf der ganzen Welt dazu ermutigen, auch mit vergleichsweise kleinem Budget Methoden der unbemannten Raumfahrt zu entwickeln. Um gleiche Voraussetzungen zu schaffen, sind staatliche Gelder strikt verboten. Die insgesamt 16 Teams aus den USA, Deutschland, Großbritannien, China, Indien und „SpaceIL“ aus Israel dürfen sich ausschließlich aus privaten Mitteln finanzieren. Das ist die Abmachung. Verstößt eine Gruppe dagegen, wird sie disqualifiziert. Transparenz und Pluralismus machen eben auch vor der Raumfahrt keinen Halt. Um seine Finanzierung muss sich die Mannschaft von „SpaceIL“ aber keine Sorgen machen. Nach eigenen Angaben konnte die Organisation bisher rund 40 Millionen Dollar an Spenden zusammentragen. Hauptsponsoren sind die „Miriam and Sheldon Adelson Foundation“ und Morris Kahn, Gründer des Softwareproduzenten Amdocs. (…)

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