Juli 6, 2018 – 23 Tammuz 5778
Der besondere Wunsch der britischen Prinzessin

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Nicht die Queen, sondern Prinz William besucht als erster englischer Royal offiziell den Staat Israel  

Von Viktor Makovsky

Prinz William, Herzog von Cambridge und Enkel der Königin Elisabeth II., hat Israel besucht. Einen Tag zuvor hat er Jordanien besucht. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein Repräsentant des britischen Königshauses offiziell in den jüdischen Staat reist. In Jerusalem trifft der Prinz unter anderem den israelischen Präsidenten Reuven Rivlin und Premierminister Benjamin Netanjahu. Außerdem besuchte William die Gedenkstätte Yad Vashem und den Friedhof auf dem Ölberg, auf dem die Urgroßmutter des Prinzen väterlicherseits begraben ist. In Ramallah traf er Machmud Abbas und in Betlehem die Geburtskirche. Der britische Thronfolger besucht Israel ohne seine Gattin. Bei der Reise wurde er von britischen Diplomaten begleitet, darunter der ehemalige Botschafter in den USA, David Manning, den die Zeitung „Daily Mail“ den „politischen Lehrmeister des Herzogen von Cambridge“ nennt.

Israels Nachbarländer besuchte die Königin – Israel selbst nicht
Als die britische Botschaft in Israel am 1. März die Öffentlichkeit über die bevorstehende Visite informierte, wurde dabei extra unterstrichen, dass William im Auftrag seiner Großmutter, Königin Elisabeth II., und ihrer Regierung nach Israel reist. Das ist besonders wichtig, da seit der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel die Windsors es vermieden, dem ehemaligen Mandatsgebiet der Britischen Krone offizielle Besuche abzustatten. Mehrmals ließ ihnen die israelische Regierung entsprechende Einladungen zukommen, diese wurden aber, ohne es groß publik zu machen, abgelehnt. In den vielen Jahren ihrer Regentschaft stattete Königin Elisabeth II. 129 Ländern mehr als 250 offizielle Besuche ab, darunter auch Länder des Nahen Ostens. Doch immer vermied sie es penibel Israel zu besuchen. Selbst als Prinz Philipp darum bat, das Grab seiner Mutter in Jerusalem zu besuchen zu können, wurde ihm diese Reise bis zum Jahr 1994 nicht gestattet.

Im Frühling letztes Jahres war ein Israel-Besuch von Prinz Charles geplant, der an das 100-jährige Jubiläum der Unterzeichnung der Balfour-Deklaration geknüpft werden sollte. Charles hatte vor, all der Briten zu gedenken, die an der Palästinafront während des Ersten Weltkrieges umgekommen waren. Die Einzelheiten des Besuches waren bereits während des Treffens des britischen Außenminister Boris Johnson mit dem israelischen Präsidenten Reuven Rivlin Anfang 2017 abgestimmt worden. Jedoch legte das britische Außenministerium Einspruch gegen den Besuch ein, wahrscheinlich aus Angst vor der negativen Reaktion in der arabischen Welt.

Inoffizieller Besuch am Grabe der Großmutter
Allerdings fanden inoffizielle Besuche der Repräsentanten der königlichen Familie in Israel immer wieder statt. So nahm Prinz Charles als Vertreter Großbritanniens an den Begräbniszeremonien für Premierminister Jitzchak Rabin im Jahr 1995 und für Präsident Schimon Peres im Jahr 2016 teil. Bei dieser letzten Visite begleitete ihn auch sein Sohn William. Damals nutzte Prinz Charles die Gelegenheit und besuchte inoffiziell das Grab seiner Großmutter auf dem Friedhof der griechisch-orthodoxen Kirche der Maria Magdalena auf dem Ölberg in Ost-Jerusalem.

Im Vorfeld des ersten offiziellen Besuches eines Mitglieds der Windsor-Familie in Israel wurde mehrmals die Frage gestellt, ob Prinz William vorhat, in diesem Rahmen das schreckliche Verhalten des British Empire gegenüber den Juden offiziell zu bedauern. Ohne eine solche Geste würde diese Reise einen rein zeremoniellen Charakter tragen und ihr würde jeglicher Inhalt fehlen.

Prinz Charles erzählt nicht oft von seiner Großmutter, der ziemlich seltsamen und exzentrischen Prinzessin Alice von Griechenland und Dänemark. Für ein jüdisches Publikum, wie zum Beispiel im Rahmen des Besuches des jüdischen Museum in Wien, wo der Prinz mit Holocaust-Überlebenden zusammentraf, macht der britische Thronfolger aber immer wieder eine Ausnahme. Und das ist verständlich, denn die Großmutter von Charles, Prinzessin Alice geborene Battenberg, ist eine Gerechte unter den Völkern.

Wer war diese wenig bekannte Prinzessin?
Alice wurde 1885 im Windsor Castle im Beisein ihrer Urgroßmutter, Königin Victoria geboren. Ihre Mutter war Enkelin der englischen Königin und ältere Schwester der letzten russischen Kaiserin Alexandra Fjodorowna. 

Das Mädchen litt an der angeborenen, fast kompletten Taubheit. Nichtsdestotrotz lernte sie in der Gebärdensprache Englisch und Deutsch – später auch Französisch und Griechisch.

Ihren zukünftigen Ehemann traf Alice 1902 bei der Krönung von König Edward VII. Bald verlobte sie sich mit dem Prinzen Andreas von Griechenland, dem Sohn von König George I. und Urenkel des russischen Kaisers Nikolaus I..

Anfang der 1920er wurde Andreas beschuldigt, den Krieg mit der Türkei verloren zu haben und er wurde des Landes verwiesen, was sich teilweise auf die seelische Verfassung der Prinzessin auswirkte. Sie wurde äußerst religiös und 1930 diagnostizierte man bei ihr Schizophrenie. Danach trennte sie sich von ihrem Mann.

Die Familie zwischen Royal Navy und Waffen-SS
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges befand sie sich in einer zwiespältigen Lage: ihr Sohn, Prinz Philipp, kämpfte in der Royal Navy und ihre zwei Schwiegersöhne, Prinz Christoph von Hessen (Mitglied der NSDAP und der Waffen-SS) und Berthold Markgraf von Baden, waren auf der Seite der Nazis. Alice selbst arbeitete als Krankenschwester beim Roten Kreuz in Athen und organisierte Suppenküchen für die Soldaten, sowie Heime für obdachlose Waisenkinder. Als die Nazis Griechenland besetzten, nahmen sie Notiz von der königlichen Person und versuchten sogar sie anzuwerben. Aber als ein deutscher General die Frage stellte: „Kann ich etwas für sie tun?“, antwortete sie nur: „Sie können ihre Truppen aus meinem Land abziehen.“ (…)

Übersetzt aus dem Russischen von David Serebrjanik

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