Miriam Magall zeigt in ihrem neuen Buch, wo die Hauptstadt am koschersten ist  

  • Juli 3, 2015 – 16 Tammuz 5775
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Juli 3, 2015 – 16 Tammuz 5775
Berlins erster koscherer Gourmet-Stadtführer

Von Jerome Lombard

Mit seinen 69 Seiten ist das Buch auch vom Format her sehr geeignet für die Hosentasche. Statt baulichen Sehenswürdigkeiten widmet sich das Buch vor allem kulinarischen Höhepunkten. Der Anspruch: einen aktuellen Überblick über die jüdischen, israelischen Cafés, Restaurants, Delis, Imbisse, Supermärkte und Geschäfte in der deutschen Hauptstadt liefern. Solch eine Gesamtübersicht über das koschere Berlin ist bislang einzigartig. Mit einem Auge fürs Detail und mit viel persönlicher Note widmet sich die Autorin in den ersten beiden Kapiteln der koscheren Gastro-Szene in Berlin. Die Unterscheidung der Restaurants und Cafés in „koscher“ und „koscher style“ ist dabei ausgesprochen hilfreich und orientiert sich an der in der Feinschmecker-Metropole Tel Aviv üblichen Restaurant-Klassifizierung. Als „koscher“ werden ausschließlich diejenigen Restaurants und Cafés eingestuft, die auch wirklich unter der Aufsicht eines Rabbiners stehen und damit ein offizielles Zertifikat an der Wand oder hinter dem Tresen aufzuhängen haben. Mit „koscher style“ sind die Einrichtungen klassifiziert, die hauptsächlich koschere Produkte verwenden und jüdisch-israelisch-orientalische Küche anbieten. Von einem Rabbiner regelmäßig durchgecheckt werden diese Restaurants und Cafés aber nicht. In der koscheren Rubik findet sich zum Beispiel das Café Bleibergs in der Nürnberger Straße in Schöneberg. Hier stellt Rabbiner Yitshak Ehrenberg, der es von seiner Gemeinde in der Joachimsthaler Straße ja auch gar nicht weit hat, sicher, dass alles koscher zugeht. Gourmet-Autorin Magall empfiehlt von der Speisenkarte einen trockenen Rotwein aus dem Heiligen Land. Oder aber ein Stück selbstgemachten Kuchen.
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Neben den renommierten Restaurants wie das Bleibergs oder das Feinschmeckerlokal GLASS findet sich auch der ein oder andere Geheimtipp wie das Musikcafé Gordon. Das Etablissement in der Neuköllner Allerstraße gibt es gerade mal ein Jahr und ist vor allem bei jungen Israelis beliebt. Hier kann man bei einem Snack auch gleich noch sein Hebräisch auffrischen. Die Qual der Wahl haben der Berliner und der Tourist aus aller Welt gleichermaßen. An beide richtet sich „kosher&kosher style“. Die genauen Angaben zu Verkehrsverbindungen und Lage sowie bildliche Abbildungen stellen sicher, dass jedermann seinen Weg zu den Restaurants und anderen koscheren Einrichtungen findet. Die angegebenen Öffnungszeiten lassen niemanden vor verschlossenen Türen stehen.
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Von Miriam Magall lässt man sich gerne informieren und den kulinarischen Weg weisen. Die 73-Jährige bringt dabei einigen Sachverstand mit. Die ursprünglich aus der kleinen niedersächsischen Ortschaft Seesen stammende deutsch-jüdische Schriftstellerin hat lange in Israel gewohnt und dort als Übersetzerin gearbeitet. Seit vielen Jahren ist sie nun schon in Berlin zuhause. Magall ist Autorin mehrerer Sachbücher über jüdisch-koschere Küche. 2012 erschien der zweite Band ihrer Kochbuchreihe „Internationale Jüdische Festmahlzeiten“, in dem sie Speisen und Gerichte aus dem Okzident und dem Orient nachkocht. Ihrem Judentum ist Magall immer treu geblieben: „Das Judentum und die jüdische Gemeinschaft sind für mich die Quelle von Halt und Sinn.“ Sie bezeichnet sich selber als modern-orthodox. Dass Magall vor diesem Hintergrund in ihrem kulinarischen Stadtführer ein besonderes Augenmerk auf tatsächlich „koscher“ und „koscher style“ legt, versteht sich von selbst. Der geneigte Leser kann also guten Wissens auf ihre Expertise vertrauen. (…)

„Kosher & Kosher Style“

Verlag Hahnsche Buchhandlung, Peine
www.hahnsche-buchhandlung.de
ISBN 978-3-7752-1791-0
Preis etwa 8,- €

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