Februar 9, 2018 – 24 Shevat 5778
11 Jahre nach dem zweiten Libanonkrieg

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Ein Lagebericht von Israels Nordgrenze  

Von Tal Leder

Seit dem zweiten Libanonkrieg im Jahre 2006 ist es an der israelischen Nordgrenze bis zum heutigen Tage relativ ruhig geblieben. Doch seit sich die radikal-islamische Hisbollah am syrischen Bürgerkrieg beteiligt, ist sie mächtiger als je zuvor, und je mehr das Regime in Damaskus zerfällt, desto höher steigen die Chancen auf eine dritte israelisch-libanesische Auseinandersetzung.

„Im Norden nichts Neues“, antwortet mir ein hoher Offizier der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF), als ich ihn vor einigen Wochen im Rahmen einer Fernsehdokumentation im Hauptstützpunkt der Marine in Haifa nach der libanesischen Terrororganisation Hisbollah frage. „Nasrallah hat große Angst vor einer israelischen Invasion. Er ist besorgt um den Machterhalt seiner Gotteskrieger“, fügt Brigadegeneral Amos hinzu.
Und tatsächlich, als wir am Nachmittag in Rosch HaNikra ankommen, einem Ort an der Mittelmeerküste in Nordisrael und dann an der israelisch-libanesischen Grenze bis nach Metulla fahren, ist es im Gegensatz zu anderen Regionen im Judenstaat ziemlich friedlich. Es ist ruhig. Oder ist das nur die Ruhe vor dem Sturm?

Seit der letzten größeren Auseinandersetzung vor elfeinhalb Jahren ist es bis auf ein paar kleine Scharmützel in der Gegend zwischen Obergaliläa und südlich des Litani-Flusses relativ ruhig geblieben.
Als unser Militärjeep in der Nähe des kleinen Moschaws Zaa‘rit kurz stehen bleibt, erklärt uns der hochdekorierte Soldat, dass wir hier an der Stelle sind, wo sich vor über zehn Jahren ein Zwischenfall ereignete, der den Zweiten Libanonkrieg zwischen Israel und hauptsächlich der libanesischen Hisbollah auslöste.

Am Morgen des 12. Juli 2006, kletterten mehrere Kämpfer der libanesischen schiitischen Terrororganisation über den Grenzzaun, lauerten einer israelischen Patrouille auf, griffen sie an und töteten dabei drei Soldaten auf der Stelle und verschleppten zwei weitere Schwerverletzte: Ehud Goldwasser und Eldad Regev. Dies führte zu einem Krieg, der insgesamt 34 Tage wütete.

Nachdem Israel noch zu Beginn die entführten Soldaten befreien und eine begrenzte Operation durchführen wollte, verstrickte sich der jüdische Staat in einen für ihn noch nie dagewesenes Szenario. Man hatte zwar wie in jedem Konflikt Verluste zu beklagen: im Zweiten Libanonkrieg fielen 121 Soldaten, 44 Zivilisten wurden getötet und es gab außerdem viele Verletzte. Doch die israelische Strategie bis 2006 war es die militärischen Auseinandersetzungen stets weit vom Landesinneren, von der sogenannten Heimatfront fernzuhalten. Die Kämpfe sollten auf Feindesgebiet ausgetragen werden.

Überhaupt wurden auch auf dem Schlachtfeld sehr viele taktische Fehler gemacht. Die IDF war auf diese Auseinandersetzung nicht richtig vorbereitet. Seine Reservisten nicht entsprechend trainiert. Ihre operativen Pläne waren nur teilweise entwickelt. Das Aktionsmuster, das bis damals in Judäa und Samaria recht erfolgreich angewandt wurde, war im Libanon total unbedeutend.

Trotzdem sprechen heute immer mehr Experten und ehemalige hohe Offiziere von einem langfristigen Erfolg. Brigadegeneral Amos befehligte damals während der Kampfhandlungen eine Kommandoeinheit der Kampfschwimmverbände der „Schajetet 13“ und griff einen Hisbollah-Stützpunkt in Tyros an. Dabei wurden zahlreiche Terroristen getötet und mehrere Raketenwerfer zerstört. Er zeigt auf den gegenüberliegenden Hügel jenseits des Sperrzauns, wo wir einige kleine Dörfer im Libanon sehen: „Die Infrastruktur der Hisbollah wurde hart getroffen“, sagt er stolz und führt fort: „Am zweiten Tag des Krieges vernichtete die israelische Luftwaffe in nur 34 Minuten alle 59 Langstreckenraketen ihres Arsenals.“

Tatsächlich verlor die Terrororganisation während der gesamten Kampfhandlungen über 800 Kämpfer. Ihr logistisches Zentrum wurde vollkommen zerstört und selbst Generalsekretär Nasrallah gab danach in einem Fernsehinterview zu, dass wenn er gewusst hätte, dass die Israelis so massiv reagieren würden, er niemals den Befehl am 12. Juli 2006 gegeben hätte.

Die UNO versagt einmal mehr
Der Krieg endete am 14. August 2006 mit Verabschiedung der UNO-Resolution 1701, indem beide Konfliktparteien einem Waffenstillstand zustimmten. Nach den Kampfhandlungen wurde die internationale UNIFIL-Mission in die Region entsandt. Sie sollte u.a. den Waffenschmuggel vor der libanesischen Küste verhindern, was ihnen aber wie so oft bei ihren Einsätze rund um den Globus kaum bis überhaupt nicht gelang.

Als verlängerter Arm des Erzfeinds Iran bleibt die Hisbollah auch 11 Jahre nach der letzten Auseinandersetzung für Israel die größte Bedrohung in der Region. Geheimdienstoffiziere gehen davon aus das die radikal-islamische Terrororganisation weit über 100.000 Raketen besitzt. (…)

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