Die arabischen Staaten der Region fürchten den Iran wahrscheinlich noch mehr als Israel  

Von Adrian Lauber

Es scheint, als stünden die theokratischen Herrscher des Iran auf dem Höhepunkt ihrer Machtentfaltung. Das Mullah-Regime hat sich mit Hilfe der von ihm finanzierten und bewaffneten Dschihadisten-Milizen eine hegemoniale Stellung erkämpft, vor der weite Teile der Region erzittern.

Bereits in den frühen 1980er Jahren begannen die Prätorianer des Mullah-Regimes, die Islamischen Revolutionsgarden, damit, im Libanon die schiitische Miliz Hisb‘Allah, die „Partei Gottes“, aufzubauen, die sich zu einem international operierenden Terror- und Verbrechersyndikat entwickelt und die den Libanon in einem Ausmaß unterwandert hat, dass dort nichts Wesentliches mehr gegen sie und ihre iranischen Patrone läuft.

Rückblickend lässt sich feststellen, dass die Hisbollah nur ein Pilotprojekt war. Mithilfe weiterer, hauptsächlich schiitischer Milizionäre hat der Iran den Irak unterwandert und unter Kontrolle gebracht. In den Syrien-Krieg haben die Mullahs interveniert, um ihren langjährigen Verbündeten, den Diktator Baschar al-Assad, an der Macht zu halten und das Land ihrem Machtbereich einzuverleiben. Heute operieren dort schätzungsweise 80.000 Kämpfer unter iranischem Kommando. Parallel begannen die Mullahs mit der militärischen Unterstützung der Huthi-Rebellen. Als diese im September 2014 die Hauptstadt Sana’a eroberten, frohlockte Ali Reza Zakani, ein Vertrauter des Obersten Führers Ali Khamenei, dass nun – nach Bagdad, Damaskus und Beirut – die vierte arabische Hauptstadt im Begriff sei, sich der Islamischen Revolution des Iran anzuschließen, der in eine Phase des „großen Dschihad“ eingetreten sei. Anfang Juni dieses Jahrs warnte der jemenitische Außenminister Al-Yamani bei einem Treffen mit dem amerikanischen Botschafter Matthew H. Tueller davor, dass der Iran im Jemen eine neue Hisbollah aufbauen werde. Auch nach Afghanistan und in weitere Länder der Region haben die Mullahs ihre Fühler ausgestreckt, um Kämpfer für ihre Sache anzuwerben.

Dass Saddam wegfiel, war ein Segen für den Iran
Auch dank der äußerst unklugen Außenpolitik der Administrationen Bush und Obama konnte es soweit kommen. Bush hatte einen nicht wahrheitsgemäß begründeten Krieg im Irak zu verantworten, der zwar zum Sturz eines üblen Diktators geführt, aber damit auch ein Gegengewicht zum Iran beseitigt hat. Sein Nachfolger Obama machte den folgenschweren Fehler, völlig übereilt aus dem Irak abzuziehen, so dass ein Machtvakuum entstand, dass sowohl die Iran-treuen Milizen als auch der spätere Islamische Staat (ISIS / Daesh) ausfüllen konnten.

Darüber hinaus hat die Obama-Administration den desaströsen, lückenhaften, schlechten Atom-Deal mit dem Iran zu verantworten, der selbst im günstigsten Falle einen iranischen Griff nach Atombomben nur verzögern und nicht verhindern kann, der Schlupflöcher offen ließ, ihn zu umgehen, der nie völkerrechtlich verbindlich war, der aber Milliarden von Dollars, die bisher auf eingefrorenen Konten lagen, in die Kriegskassen der Mullahs gespült hat.

Donald Trump hat die richtige Entscheidung getroffen, als er diesen Deal aufkündigte und das Appeasement beendete, das die klerikal-faschistische Diktatur kein Stück versöhnlicher gemacht, sondern es ihr ermöglicht hat, ihre hegemoniale Politik in der Region fortzusetzen.

Das Appeasement, an dem die Europäische Union und vor allem die Bundesrepublik Deutschland verzweifelt festhalten wollen, hat natürlich mit den wirtschaftlichen Eigeninteressen dieser Akteure zu tun, für die sie die viel besungenen „europäischen Werte“ jederzeit zu vergessen bereit sind. Es hat aber zum Teil wohl auch mit Naivität und Unkenntnis über die Natur des iranischen Regimes zu tun.

Der Iran sieht sich selbst als einziges islamisch regiertes Land
Wir haben es hier mit einem Regime zu tun, das sich selbst als revolutionär begreift und es als göttlichen Auftrag ansieht, die Islamische Revolution in die Welt hinauszutragen. Nach der Lehre des Ayatollah Ruhollah Khomeini ist nur eine islamische Regierung legitim und seit seiner Revolution sieht sich der Iran als einziges wahrhaft islamisch regiertes Land der Welt. Die von Khomeini ersonnene Regierungsform, die Herrschaft des islamischen Rechtsgelehrten (Vilayat-e Faqih), muss weltweit ausgebreitet werden, auch mit Feuer und Schwert. Dazu finanziert und bewaffnet der Iran schiitische, aber auch sunnitische Dschihadisten, die ihm bei seinem revolutionären Unternehmen helfen sollen. Die illegitimen, unislamischen Regierungen müssen fallen. Die Ungläubigen, die im „Haus des Krieges“ leben, müssen bekämpft werden. Der Export der Revolution geschieht in Erwartung der Wiederkehr des verborgenen zwölften Imams, des Mahdi, der in der Endzeit erscheinen und die Herrschaft des Islam weltweit durchsetzen soll.

Das Mullah-Regime versucht, die Vormacht in der Region zu übernehmen, und folgt dabei einer totalitären, messianischen und nicht zuletzt antisemitischen Staatsideologie, denn eine zentrale Rolle für die Verwirklichung seiner Vision ist die Auslöschung des jüdischen Staates Israel. (…)


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