November 4, 2015 – 22 Heshvan 5776
Vom Lachen und den Tränen

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Ein Interview mit den derzeit erfolgreichsten israelischen Filmregisseuren  

Von Laura Külper

Wahrscheinlich wurde selten in einem Interview so viel gelacht wie in diesem. Die meisten Regisseure, mit denen ich über ihre Werke sprechen darf, sind oft sehr nachdenkliche und ruhige Menschen, die Interviews sind sehr analytisch und man muss als Autor sehr sensibel sein. Das Interview mit Tal Granit und Sharon Maymon hingegen war eine unvorhersehbare Reise durch Anekdoten, Witze und viel Selbstironie. Dabei hätte das Regie-Duo jeden Grund sich sehr wichtig zu nehmen: ihr Film „Am Ende ein Fest“ wurde bereits mit dem Publikumspreis bei seiner Weltpremiere im Rahmen der „Internationalen Filmfestspiele von Venedig“ und beim „21. Jüdischen Filmfestival Berlin & Potsdam“ als „Bester Israelischer Film“ ausgezeichnet. Auch beim „Toronto International Film Festival“ wurde er ausgewählt und zuhause mit bereits vier israelischen Oscars ausgezeichnet.

Und der Inhalt von „Am Ende ein Fest“ ist durchaus sehr kontrovers, es geht um aktive und passive Sterbehilfe und er stellt vor allem die Frage: Kann man selbst entscheiden wie und wann man sterben will? Und was ist, wenn man dabei auf die Hilfe von Dritten angewiesen ist?

Der Film erzählt mit viel Wärme die Geschichte des Rentnerehepaares Yehezkel und Levana, beide leben in einem Altersheim mit betreutem Wohnen in Jerusalem. Doch als ihr schwerkranker Freund Max und dessen Frau Yana sie anflehen, Max beim Sterben zu helfen, stellt sich ihre Welt in vielerlei Hinsicht auf den Kopf. Während Levana zunächst strikt dagegen ist, tüftelt Yehezkel indessen heimlich zusammen mit dem ehemaligen Tierarzt Dr. Daniel, der Narkotika bereitstellt, an einer Maschine, die es einem Menschen ermöglicht, den Zeitpunkt seines Todes per Knopfdruck selbst zu bestimmen. Trotz des schwierigen Themas finden die Regisseure aber stets einen Weg, um mit humorvollen und witzigen Szenen die richtige Balance zwischen Drama und Komödie herzustellen. Unser Interview beginnt daher auch sofort mit diesem Thema, da ich nie erwartet hatte, dass ein Film über Sterbehilfe derart humorvoll sein kann.

JR: Wie wichtig war euch Humor bei diesem Film?

Tal Granit: Extrem wichtig. Wir benutzen Humor als ein Werkzeug, um Herzen zu öffnen, besonders interessant ist dieser Zusammenhang bei schwierigen Themen. Tatsächlich versuchen wir auch selbst so zu leben, wir versuchen Schwierigkeiten mit Humor zu begegnen um daran zu wachsen.

Sharon Maymon: Bei einem so emotionalen Thema haben wir nach der richtigen Perspektive gesucht. Humor kann aus vielen Dingen etwas anderes herausholen. Deswegen war uns das Casting auch so extrem wichtig. Die Schauspieler sind fast alle seit den 70ern als Komiker tätig gewesen. Wenn du mit solchen Menschen an einer dramatischen Szene arbeitest, dann haben sie trotzdem diese Komik in ihrer DNS. Sie können gar nicht anders, selbst wenn sie es nicht wollen, gibt es da dieses besondere Timing, ein Augenzwinkern. Und so lässt sich eine Balance zwischen Humor und Drama schaffen. Denn auch im Leben liegt so etwas nah beieinander. Es ist doch so: Immer, wenn man sehr herzlich lacht, muss man irgendwann auch eine Träne wegwischen.

JR: War deshalb das Casting für euch so zentral und wichtig?

Tal Granit: Ja, genau. Wir hatten die Schauspieler sogar ausgewählt bevor wir das Skript schrieben. Die Charaktere wurden genau auf die Schauspieler zugeschnitten, das war uns wichtig. Ze‘ev Revach, der die Hauptrolle Yehezkel spielt, war in vielen seiner letzten Filme immer nur der Sidekick, eine Nebenrolle. Wir fanden es wichtig, ihm eine bedeutungsvolle Hauptrolle zu geben. Es gibt einen großen Vorteil, wenn man die Schauspieler bereits kennt, die die Charaktere spielen sollen: Man sieht sie vor sich während man das Skript schreibt. Wir wissen wie sie reden, sich bewegen, sich ausdrücken, wir haben sie praktisch gehört, während wir ihre Texte schrieben. Levana Finkelstein war sogar Namensgeberin für ihren Charakter Levana. Außerdem hat auch sie bereits mit Ze‘ev zusammengearbeitet, allerdings in den 60ern.

JR: Wie war denn die Atmosphäre am Set, viele der Schauspieler kennen sich ja bereits seit Jahrzehnten?

Tal Granit: Ganz ehrlich? Es war wie im Kindergarten. Irgendjemand schnarchte während wir die Sterbeszene drehten und hinterher wollte es niemand gewesen sein. Sie haben sich scherzhaft gegenseitig verpetzt oder sich veralbert, wirklich wie Kinder, aber dadurch hatten wir alle viel zu lachen. (…)

Das Gespräch führte Laura Klüger

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