Juni 8, 2015 – 21 Sivan 5775
Die Siedlung Neu-Jerusalem

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Ein Kleinod für Architektur-Fans  

Von Simon Akstinat

Fährt man in den tiefsten Westen Berlins, kommt man nach Spandau. Fährt man in den allertiefsten Westen, kommt man nach Staaken, genauer gesagt nach West-Staaken. Dieses West-Staaken ist
allerdings schon wieder Osten, ehemalige DDR.
Hier, mitten im früheren Sperrgebiet – nahe des Todesstreifens zwischen SED-Diktatur und West-Berlin –, das nach der Wiedervereinigung an Berlin angegliedert wurde, befindet sich eine
Bauhaus-Siedlung mit dem kuriosen Namen „Neu-Jerusalem“.
(…)

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Einer der neuen Eigentümer ist Eduard Frelke, Inhaber der Agentur gutblick©. Der junge Mann hat sich in Neu-Jerusalem verliebt und sich zu einem echten Fachmann entwickelt, den bereits der RBB zu den Besonderheiten von Neu-Jerusalem interviewte. Eduard führte mich herum, zeigte mir die Innenräume seines eigenen Hauses und erklärte mir die historischen Hintergründe. Sorgfältig bewahrt er sogar altes Füllmaterial aus den Hauswänden auf – Zeitungen von 1934. Woher der Name „Neu-Jerusalem“ stammt, kann nur gemutmaßt werden – es ist nicht bekannt. Naheliegend ist jedoch ein Zusammenhang mit dem Erbauer des Bauhaus-Ensembles, dem jüdischen Architekten Erwin Anton Gutkind (geboren 1886 in Berlin), der die Siedlung zwischen 1923 und 1925 fertigstellte. Bei dem Projekt handelte es sich um eine Wohnsiedlung für Piloten des nahegelegenen Luftschiffhafens Staaken mit einer Gesamtfläche über 37.000 Quadratmetern. Dass die Häuser eigens für diese spezielle Klientel gebaut wurden, erkennt man noch an einigen Obergeschossen – diese haben nämlich keine Fenster (auch wenn manche Bewohner mittlerweile Fenster in die Wände eingebaut haben).

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die bei der Arbeit großer Helligkeit ausgesetzt waren und noch dazu ungewöhnliche Schichten haben, die sie manches Mal nur tagsüber schlafen ließen, wollte man zum Schlafen absolute Dunkelheit bieten.

Die Anlage, die von der breiten Heerstraße geteilt wird, besteht aus 21 nahezu baugleichen Doppelhäusern (elf nördlich und zehn südlich der Heerstraße gelegen) und einem Einzelhaus. Zunächst war jeweils eine Wohnung pro Doppelhaushälfte vorgesehen, aktuell bestehen jedoch die meisten Doppelhäuser aus vier Mietwohnungen. An die kubischen Häuser sind eingeschossige Nebenbauten angegliedert. Die Gärten sind ungewöhnlich groß, denn sie waren u.a. zur Selbstversorgung mittels angebautem Obst und Gemüse vorgesehen. Einige Nebenbauten sollen gar zur Viehhaltung benutzt worden sein – wahrlich ungewöhnlich für Bauhaus-Gebäude. Seit 1992 steht die Siedlung Neu-Jerusalem unter Denkmalschutz. Dem berliner Fotografen Eduard Frelke, ist es eine Herzensangelegenheit, mehr Menschen von der Existenz dieses Kuriosums zu berichten und die Siedlung zudem lebenswerter zu machen. Er wünscht sich einen Anschluss an die Kanalisation, eine zusätzliche Ampel (um die gewaltige Heerstraße zu überqueren) und eine Bushaltestelle. Er ist optimistisch, diese Ziel zu erreichen, denn engagierte Verbündete hat er bereits gefunden: Die beiden SPD-Politiker Burgunde Grosse Abgeordnete von Spandau/Staaken und Christian Hass Vorsitzende der SPD-Fraktion Spandau. Mehr zu den neuesten Entwicklungen in der Siedlung Neu-Jerusalem erfahren Sie unter:
www.berlin-jerusalem.de

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