November 3, 2017 – 14 Heshvan 5778
Die zeitlos schöne Stimme Israels

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Ofra Haza zum 60. Geburtstag  

Von Adam Elnakhal

Am 19. November würde die jemenitisch-jüdischstämmige Sängerin Ofra Haza ihren 60. Geburtstag feiern. Doch schon am 23. Februar 2000 – im Alter von nur 42 Jahren – hat ihr eine HIV-Infektion ein viel zu kurzes, aber außergewöhnlich erfolgreiches Leben genommen.

Als „Madonna des Ostens“ betitelt, behielt sich die in armen Verhältnissen aufgewachsene Ofra Haza trotz ihres verdienten Welterfolges eine erstaunliche und sympathische Bodenständigkeit und Natürlichkeit.

Ihr größter Erfolg „אם ננעלו“ („Im Nin'Alu“) aus dem Jahre 1978, das 1987/88 in einer modernisierten Form groß herauskam, entstammt einem Gedicht von Rabbi Shalom Shabazi, der von 1619 bis um 1720 im Jemen lebte und nicht nur ein für damalige Verhältnisse erstaunliches Lebensalter von wohl rund 100 Jahren erreichte, sondern auch noch einer der wichtigsten jüdischen Dichter der Weltgeschichte wurde.

In Westdeutschland war die Lobeshymne auf Gott im Sommer 1988 ganze acht Wochen auf Platz eins der Singlecharts und damit der zweiterfolgreichste Titel des gesamten Jahres, einer der erfolgreichsten Titel der 1980er und der wohl größte Erfolg eines hebräischsprachigen Liedes in Deutschland und der gesamten westlichen Welt. Auch in der Schweiz, in Spanien sowie in Finnland und Norwegen landete „Im Nin’Alu“ auf Platz eins. In Österreich und Schweden erreichte Ofra Haza immerhin Platz zwei. Trotzdem wird der Titel auch in den Radiosendern mit dem Musikschwerpunkt 80er Jahre heutzutage so gut wie gar nicht mehr gespielt. Und man darf mit Spannung abwarten, ob der WDR am 19. November zum 60. Geburtstag der Ausnahmekünstlerin eine Ausnahme machen wird.

In dem Musikvideo von „Im Nin‘Alu“ und bei den vielen Auftritten um den gesamten Globus trat Ofra Haza volkstümlich und modern zugleich gekleidet auf. Sie tanzte auf Pumps und wirkte trotzdem so orientalisch, dass sie wahrscheinlich im Jemen des 17. Jahrhunderts zu Zeiten von Rabbi Shalom Shabazi ebenso anmutig und lebensfroh getanzt und gesungen hätte wie Ende der 1980er in den modernen Rundfunkanstalten von Amerika bis Japan – vor 300 Jahren freilich ohne Pumps! Ofra Haza benutzte Kosmetik und lächelte trotzdem ein ehrliches und natürliches Lächeln, dem sich weder Männer noch Frauen entziehen konnten. In Interviews wirkte sie freundlich und kam ganz ohne Allüren einer Diva aus.

(West-)Deutschland war aus geographischer Sicht ein Türöffner für die Karriere Hazas. Im Frühjahr 1983 vertrat die damals 25-jährige Ofra den Staat Israel beim Eurovision Song Contest in München und erreichte mit „חי“ („Chai“) einen respektablen zweiten Platz. Ein Jahr später begann mit ihrem Album „Yemenite Songs“ ihr musikalischer Siegeszug über den Globus. Mit ihrer weichen Mezzosopran-Stimme gab sie den jemenitischen Juden eine Stimme in Israel und darüber hinaus. Sie zeigte: Man kann traditionell und modern zugleich sein, ohne peinlich zu wirken. Man kann auch jüdisch-orientalisch und nicht nur islamisch-orientalisch die arabische Halbinsel vertonen. Man kann auch ohne europäische oder amerikanische Wurzeln in Israel erfolgreich sein. Man kann sich künstlerisch verändern und weiterentwickeln und trotzdem immer die gleiche Person bleiben.
Dabei sind viele ihrer Lieder von leiser Gefühlssuche geprägt. Besonders eindrucksvoll ist ihre Interpretation der Jerusalemhymne „ירושלים של זהב“ („Yerushalayim shel zahav“). (…)

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