März 9, 2018 – 22 Adar 5778
Die Tochter des Totengräbers

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Die junge Regisseurin Shira Gabay hat einen Film über eine Frau als Totengräberin im orthodoxen Judentum gedreht 

Von Jan Bentz

Eine Frau als Totengräberin im orthodoxen Judentum – ist das möglich? Dieses ungewöhnliche Thema bannt die Geschichte von Esther in einem ambitionierten Kurzfilm auf Leinwand, betitelt: „The Gravedigger’s daughter“ (zu dt. „Die Tochter des Totengräbers“).

Esther hilft ihrem Vater, den sie sehr liebt, schon als kleines Kind auf dem Friedhof bei seiner Arbeit. Als der Vater stirbt, stellt sich für die Familie die Frage nach seinem Nachfolger. Keiner der Söhne möchte dem ehrwürdigen, aber trostlosen Geschäft nachgehen. Nur Esther, eine „Vatertochter“, möchte in die Fußstapfen ihres Vaters treten – etwas Unerhörtes, da es sich um einen reinen Männerberuf handelt.

Der 17-minütige Kurzfilm der jungen Regisseurin Shira Gabay lebt von der packenden Art die innere Zerrissenheit der Film-Protagonistin fühl- und sichtbar zu machen. Diese Dramatik entwickelt sich in dem Wechsel zwischen Szenen orthodoxen Familienlebens und den emotionalen Gesprächen zwischen Vater und Tochter auf dem Friedhof.

„Ich wollte Menschen zum Nachdenken darüber bringen, welche Rolle Frauen in dieser Art der Gesellschaft haben,“ erklärte Gabay bei einer Filmvorführung in Rom in Anwesenheit des israelischen Botschafters am Heiligen Stuhl und zahlreicher interessierter Zuschauer.

Regisseurin Gabay wurde 1990 in Tel Aviv geboren. Sie studierte Filmkunst in der „Ma‘aleh School of Television, Film & Arts“, der einzigen Universität für Filmkunst in Israel, die sich mit der Beziehung zwischen Judentum und modernem Leben beschäftigt, was auch zur Produktion von durchaus kontroversen Filmen führt.

„Meine Lehrer mochten den Film nicht, sie sagen, dass niemand die Motivation von Esther verstehen kann, Totengräberin sein zu wollen. Auch meine Familie hat mich anfangs nicht verstanden,“ erklärte Gabay. Trotzdem wurde ihr Werk im Jahr 2016 bei der Auswahl des besten an der Universität produzierten Filme als Sieger gekürt und erhielt über ein Dutzend weitere Auszeichnungen, darunter bester Film des Wettbewerbs „Best Shorts International Film Competition“ in den USA im Dezember 2017.

Ihre eigene Beziehung zum Vater und das generelle Interesse an dem Thema des Totengräbers bot den Anreiz für die junge Regisseurin, sich an dieses Thema zu wagen.
„Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt, was ein Totengräber [im orthodoxen Judentum] macht. Man sagte mir, dass ich [eine Frau als Totengräberin] eine Science-Fiction-Story erfunden habe. Im Judentum gibt es drei Dinge, die Frauen nicht tun dürfen: Sie dürfen nicht auf Friedhöfe gehen. Sie können beim Begräbnis nicht sprechen und sie dürfen nicht den Körper tragen, wie es Esther getan hat“, eine Anspielung auf die Schlussszene des Films, die zwar das Ergebnis der Debatte um das Erbe des Vaters offenlässt, aber Esther dabei zeigt, wie sie bei einem Begräbnis hilft und tatsächlich den Sarg trägt. „Als Erwachsene wagt sie nun den Schritt und entscheidet. Sie will es tun.“ (…)

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