April 6, 2018 – 21 Nisan 5778
Die gezielte Provokation an der Gaza-Grenze

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Arabische Opfer sind von der Hamas-Führung für ihr makabres „Opfer-Marketing“ sogar erwünscht  

Von Dr. Nikoline Hansen

Für diejenigen, die die israelischen Nachrichten täglich verfolgen und die Geschichte des Staates Israel von seinen Anfängen an kennen, kam es nicht überraschend: Während Israel seinen 70. Geburtstag feiert eskaliert einmal mehr die Gewalt und der Staat wird statt friedlich feiern zu können dazu gezwungen, sich gegen massive Angriffe selbst zu verteidigen. So geschehen zu Beginn des Pessachfestes 2018, bei dem jüdische Familien weltweit mit einem gemeinsamen abendlichen Sedermahl an den Auszug aus Ägypten und das Ende des Lebens in Sklaverei erinnern.

Wie immer, wenn es um Israel geht, war die Reaktion eindeutig: Beide Parteien wurden dazu aufgerufen, die Gewalt zu beenden – Israel wurde ermahnt „maßvoll vorzugehen“. Was heißt das? Von der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt fliegen nach wie vor trotz Waffenstillstandsabkommen in regelmäßigen Abständen Raketen aus Gaza in Richtung Israel. Dass keine größeren Schäden entstehen, ist nur der Abwehrkraft der Eisernen Kuppel zu verdanken. Die Tunnel, mit deren Hilfe die Bewohner Gazas und deren Hintermänner versuchen nach Israel einzudringen beziehungsweise Waffen und Sprengstoff zu schmuggeln, müssen regelmäßig von der israelischen Armee zerstört werden – erst Anfang des Jahres gelang es, sie effektiv zu schließen. Noch 2014 waren die beiden israelischen Soldaten Hadar Goldin und Oren Shaul bei einer derartigen Aktion getötet worden, ihre Leichname werden seitdem vermisst.

Es gibt Ortschaften in Reichweite Gazas, die wöchentlich von Raketenalarm betroffen sind, Bunker und gassichere Räume gehören zum Bild der Kibbuzim und Städte – es gibt sie in allen öffentlichen Einrichtungen und Neubauten. Nicht umsonst ist der Verteidigungswille in Israel so ausgeprägt, wie der Mitteleuropäer ihn nur aus Computerstrategiespielen kennt: Es geht um das Überleben in permanenter Bedrohung. Nun ist es nichts Neues, dass Juden bedroht werden, aber der Wahn der Eliminierung, der sich im Holocaust erstmals mit dem Einsatz industrieller Vernichtungstechnik äußerte, ist in weiten Teilen der Welt nach wie vor fest verankert. Er richtet sich seit 1948 primär gegen Israel und wird besonders von seinen arabischen Nachbarn sowie dem Iran betrieben.

Nachdem es Israel gelang, sich in drei Kriegen erfolgreich selbst zu verteidigen, hat sich die Strategie seiner ärgsten Feinde zunehmend gewandelt und richtet sich nun wie der anfangs vorwiegend verbale Antisemitismus im 19. Jahrhundert in Europa gegen die Juden im neuen Gewand des Antizionismus gegen Israel. Das ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, denn die Strategie ist in weiten Teilen subtil und sie bedient sich moderner Wahrnehmungsmuster. Dabei spielt die Erfindung eines „palästinensischen Volkes“ und dessen vermeintliches Rückkehrrecht auf heutiges israelisches Staatsgebiet eine zentrale Rolle.

Zu den beliebten Schlagworten gehören Apartheid, Besatzung und Mauer. Alle drei lassen sich zwar bei genauem Hinsehen entkräften, aber ihre Wirkkraft ist ungeheuer. Insbesondere die „Mauer“ – die man in Israel Sicherheitszaun nennt, da sie nur an den Stellen als Mauer daherkommt, an denen direkte Übergriffe auf die israelische Bevölkerung vor ihrem Bau Alltag waren – wird als Instrument der Dämonisierung gegen Israel gewendet, indem sie mit der Berliner Mauer gleichgesetzt und als Instrument der Unterdrückung und Unfreiheit dargestellt wird. Dieser Vergleich fällt besonders in Deutschland unreflektiert auf nahrhaften Boden.

Dabei ist das Gegenteil der Fall: Die Grenzsicherung dient einzig und allein dem Zweck, die israelische Gesellschaft vor Selbstmordattentaten zu schützen – und das hat sie bislang sehr erfolgreich getan. Auch die massive Grenzsicherung zu Gaza, die nach dem Rückzug der Israelis aus dem Gebiet notwendig wurde, dient dem Zweck der Selbstverteidigung, die jedem Land zugebilligt wird – nur Israel wird ermahnt, wenn es seine Grenzen gegen gewaltsame Übergriffe verteidigt und muss nun einmal mehr mit dem Vorwurf der Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen leben.

Die rückwärtsgewandten „Palästinenser“
In mittlerweile vierter Generation pochen „Palästinenser“ inzwischen auf ein „Rückkehrrecht“, das sie mit Symbolen wie der „Nakba“ – dem Tag der „Katastrophe“, der „Vertreibung aus Israel“ und Schlüsseln, die sie seinerzeit angeblich mitnahmen, da sie vermeintlich bald zurückkehren würden, untermauern. So leben sie so rückwärtsgewandt, wie es eigentlich für jeden Menschen und jedes Volk ungesund ist, und sie sind besonders anfällig für die Erziehung zum Hass, der sie aus politischen Machtinteressen von klein auf schon im Kindergarten ausgesetzt sind. So können sie keinen Frieden mit ihrer Situation und in ihrem Leben finden.

Das ist deprimierend, zumal es in Deutschland, wo gerne eine Identifikation mit den „Palästinensern“ und damit eine Schuldabwehr und -umkehr stattfindet, nicht so wahrgenommen wird. Es ist eine Entwicklung, vor der in Europa lange die Augen verschlossen wurden. Die Finanzierung „palästinensischer“ Schulbücher, die Hass gegen Israel predigen, mit Geld aus den Staaten der Europäischen Union ist nur ein Beispiel für die Blauäugigkeit, mit der das Problem in Europa angegangen wird.

Die UNWRA, das Flüchtlingshilfswerk, das 1949 von der UN eigens für die „palästinensischen“ Flüchtlinge gegründet wurde, ist ein weiteres Beispiel dafür, dass der Nahe Osten seit der Staatsgründung Israels mit einer Sonderstellung in der Welt bedacht wird. Denn Ziel der Organisation ist es nicht, die Flüchtlinge in die Normalität zu überführen, sondern ihn aufrechtzuerhalten. Dies führt dann regelmäßig dazu, dass „Tage des Zorns“ (gegen Israel) oder der „Al-Quds-Tag“ (Marsch für ein Jerusalem unter muslimischer Herrschaft, der 1979 vom Iran eingeführt wurde) zur Mobilisierung der „Palästinenser“ genutzt werden, um gegen Israel zu demonstrieren oder terroristisch zu kämpfen.

Steter Tropfen höhlt den Stein?
Nun ist es so, dass nach dem Motto „steter Tropfen höhlt den Stein“ dem jungen Staat Israel dabei immer wieder die Rolle des Aggressors zugewiesen wird, denn erstens gab es vereinzelt tatsächlich Vertreibungen – wenn auch nicht in dem Ausmaß wie es heutzutage gerne dargestellt wird, und in der Regel gegen Entschädigung –, und zweitens gibt es nach gewaltsamen Auseinandersetzungen mittlerweile mehr „palästinensische“ Opfer, die zu beklagen sind – in jedem Fall wird ihr Tod in der Weltöffentlichkeit eindrücklicher in Szene gesetzt als der der israelischen Terroropfer. Auch im jüngsten Streit um das kleine Land Israel werden im Kampf um die mediale Aufmerksamkeit alle Register gezogen – und man muss sagen, dass dies unverständlicherweise trotz der Aufklärungsversuche der israelischen Regierung wieder einmal von Erfolg gekrönt ist. Denn die Organisatoren des gegenwärtigen Aufstands haben für eine extensive Presseberichterstattung in ihrem Sinne gesorgt.

So wurde der Aufruf, dem am 30. März bis zu 30.000 Bewohner Gazas folgten, als friedlicher Protest formuliert. Die Organisation und der Umfang der Mobilisierung – seit dem 25. März wurden an fünf verschiedenen Stellen Lager in Nähe der Grenze errichtet, gefolgt von einer Presseerklärung am 26. März unter dem Motto „Ja zum Recht auf Rückkehr, Nein zu Trumps Entscheidung“ – zeigen, dass es auch darum geht, ein mediales Ereignis zu schaffen und zusätzlich die europäischen Gegner Trumps mit ins Boot zu nehmen. Und es war wohl von Anfang an klar, dass alle politischen und militärischen Kräfte, angeführt von der Hamas, bereit waren, sich an dem „friedlichen Protest“ zu beteiligen. Die „Palästinenser“ in Syrien und Libanon wurden aufgefordert, eigene Märsche zu organisieren. (…)

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