August 7, 2014 – 11 Av 5774
«In der Mitte ihres Lebens»

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von Samuel Joseph Agnon 

Wer jemals versucht hat, einen von Samuel Joseph Agnons großen Romanen in deutscher Übersetzung zu lesen, kann anhand der damit verbundenen Mühen sowie der aufzubringenden Geduld kaum erahnen, welche Bedeutungsebenen im hebräischen Original in assoziativer Art und Weise stets mitzuschwingen scheinen. Die tastend-suchende Art und Weise des Autors nach einer neuen, unverbrauchten Formulierung, die bereits Gesagtes noch konkretisiert oder eine zusätzliche poetische Ebene nachschiebt, sowie seine formelhafte, den Duktus der Bibel imitierende Aneinanderreihung scheinbar zusammenhangloser Abschnitte wirkte in den meisten bisherigen Übersetzungen so bemüht, dass am Ende der Eindruck eines überambitionierten Dichters überwog, der die Schaffung einer Nationalsprache über seine literarische Aussage zu stellen schien. In dieser Hinsicht bietet die soeben erschienene erstmalige Übersetzung von Agnons Erzählung «In der Mitte ihres Lebens» eine großartige Möglichkeit, diesen neuhebräischen Klassiker anhand eines umfangreichen Kommentars auf gleichsam «authentische» Art und Weise zu ent- decken. Die kaum Hundertseitige Erzählung entstand während Agnons äußerst produktiver Zeit in Deutschland (1913-1924). Er erzählt darin, aus der Perspektive seiner Protagonistin Tirza, die Geschichte eines jungen Mädchens, das nach dem frühen Tod ihrer Mutter als Einzelkind in einem wohlhabenden Haushalt aufwächst, der nachhaltig geprägt bleibt von der anhaltenden Trauer ihres Vaters.

Die Neuerscheinungen wurden vorgestellt von FLORIAN HUNGER

«In der Mitte ihres Lebens», aus dem Hebräischen von Gerold Necker, erschienen im Jüdischen Verlag bei Suhrkamp, 124 Seiten, €19,95

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