August 7, 2014 – 11 Av 5774
«Das Halsband der Tauben»

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von Raja Alem 

Kaum eine andere internationale Großstadt steht im gefährlichen Mikrokosmos westlicher Vorurteile stärker für die mit dem Islam vermeintlicherweise zwangsläufig einhergehende Rückständigkeit, Engstirnigkeit und fanatische Rücksichtslosigkeit gegenüber Andersgläubigen als Mekka. Die erfrischende Lektüre von Raja Alems brillantem Roman bietet dem interessierten Leser nun jedoch eine ideale, ausgesprochen nützliche Gelegenheit, kollektive auf unscharfes Denken, geistige Trägheit und fehlende Information gegründete Stereotypen zu hinterfragen sowie sei- ne persönliche Sichtweise auf den Islam und insbesondere auf die Stadt Mekka auf fundiertere realistische Grundlagen zu stellen. Auf der reinen Handlungsebene beginnt das Buch wie ein Krimi: in einer wenig belebten Gasse der his- torischen Altstadt wird eine gänzlich nackte weibliche Leiche entdeckt; die amtliche Ermittlung der Identität der atemberaubend schönen jungen Toten sowie der wahrscheinlichen Tatumstände und die Überführung des Täters übernimmt nicht nur von Amts wegen der melancholische Inspektor Nassir al-Kachtani, der schon bald hinter den mannigfaltigen Schleiern von scheinbarem religiösen Eifer und bürgerlichem Konformismus auf zahlreiche dunkelheimliche Liebschaften, irritierend frei ausgelebte (insbesondere weibliche) Sexualität sowie ein machtbesessenes geheimes Netzwerk aus politischer Kor- ruption und aggressiver Immobilienspekulation stößt. Was den klugen Roman der 1970 geborenen Schriftstellerin jedoch in direkte, ebenso schmeichelhafte wie berechtigte Linie klassischer orientalischer Erzählwerke rückt, ist ihre vollkommen einzigartige allwissende und in höchstem Maß

«Das Halsband der Tauben», aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich, erschienen im Unionsverlag, 583 Seiten, €14,95

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