In Thüringens Hauptstadt steht die älteste Synagoge Deutschlands  

Von Claudia Trache

(…) Auch wenn bereits im 8. bzw. 9. Jahrhundert Juden in Erfurt gelebt haben sollen, so gibt es mit dem „Erfurter Judeneid“, ausgestellt vom Mainzer Erzbischof Konrad I., erst Ende des 12. Jahrhunderts den ersten schriftlichen Hinweis auf jüdisches Leben in Erfurt. „Dessen, wofür dieser Dir Schuld gibt, bist Du unschuldig, so Dir Gott helfe, der Gott, der Himmel und Erde erschuf, Laub, Blumen und Gras, das zuvor nicht war. Und wenn Du unrecht schwörst, dass Dich die Erde verschlinge, die Datan und Abiran verschlang. Und wenn Du unrecht schwörst, dass Dich der Aussatz befalle, der Maeman verließ und Gehasi befiel. Und wenn Du unrecht schwörst, dass Dich die Gesetze vertilgen, die Gott Moses gab auf dem Berge Sinai, die Gott selbst schrieb mit seinen Fingern auf die steinerne Tafel. Und wenn Du unrecht schwörst, dass Dich zu Fall bringen alle Schriften, die geschrieben sind in den fünf Büchern Moses. Das ist der Juden Eid, den Bischof Konrad dieser Stadt gegeben hat.“ Dieses Dokument ist gleichzeitig das älteste in deutscher Sprache abgefasste Rechtsdokument seiner Art.

Im Mittelalter lebten Juden und Christen Tür an Tür, in unmittelbarer Nähe zur Krämerbrücke. Die Existenz der Erfurter jüdischen Gemeinde endete am 21. März 1349 durch das sogenannte Pestpogrom. Die damals sich ausbreitende Pest wurde den Juden zur Last gelegt und war ein willkommener Anlass, sie zu verfolgen bzw. zu ermorden. In Erfurt zogen sich diejenigen Juden, die nicht mehr fliehen konnten, in ihr Viertel zurück und legten selbst ein Feuer, wodurch bis zu 900 Menschen umkamen. Ab etwa 1354 siedelten sich wieder jüdische Familien in Erfurt an, lebten meist wieder im selben Quartier. Doch 1453 sind sie wieder aus der Stadt ausgewandert, da der Erfurter Rat „laut“ über die Aufkündigung des Judenschutzes nachdachte.

Erst 1806 ließ sich mit David Salomon Unger aus Coswig (1754-1825), der erste jüdische Bürger, erneut in Erfurt nieder und betrieb ein Antiquitäten- und Juweliergeschäft. 1840 wurde eine neue Synagoge eingeweiht, die später als „Kleine Synagoge“ bezeichnet wurde. Aufgrund der wachsenden Zahl der Gemeindemitglieder wurde in der Nähe ein größeres Gotteshaus errichtet und 1884 eingeweiht. Die Kleine Synagoge wurde aufgegeben und als Lager genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden darin Wohnungen eingerichtet. Heute dient die „Kleine Synagoge“ als Begegnungsstätte und beherbergt eine kleine Ausstellung über das jüdische Leben in Erfurt im 19. und 20. Jahrhundert. Die „Große Synagoge“ wurde während des November-Pogroms 1938 zerstört. An gleicher Stelle entstand 1952 eine neue Synagoge, der einzige Neubau dieser Art in der DDR! (…)

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