Die „tageszeitung“ bietet iranischen Menschenfeinden ein Forum  

November 3, 2017 – 14 Heshvan 5778
„taz“: „Deutsche, schafft euch ab!“

Von Anastasia Iosseliani

Vor einigen Tagen schrieb ich über die bizarre Debatte um islamische Fest- und Feiertage in Deutschland und Europa. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht die Kolumne „Habibitus: Deutsche, schafft euch ab!“ von Hengameh Yaghoobifarah gelesen. Als ich dies vor einigen Stunden getan habe, wurde ich fast vom Schlag getroffen. Mit dieser Kolumne erweist Hengmaneh Yaghoobifarah allen nicht-christlichen Menschen mit Migrationshintergrund einen Bärendienst! Nochmals zum mitschreiben, bevor mich ein LGBTI-Subjekt aus dem Land der Arier versucht als „Kartoffel“ oder sonstwas zu beschimpfen: Ich bin keine Deutsche, lebe nicht in Deutschland, bin weder Christin noch Muslima, sondern eine bisexuelle Jüdin mit Migrationshintergrund.

Genau wegen meines Hintergrundes, wegen meiner Geschichte, finde ich Subjekte wie Hengameh Yaghoobifarah so widerlich. H.Y. definiert sich als queer, aber anstatt ihre vorhandenen Ressourcen dazu zu nutzen die Rechte von LGBTI- und anderen Minderheiten im Land ihrer Vorfahren, dem Iran, zu stärken, beschimpft sie lieber Menschen, die aus diesen oder jenen Gründen gegen islamische Feiertage in Deutschland und/oder Europa sind.

In der Islamischen Republik Iran werden queere Menschen an Baukränen aufgehängt, aber das kümmert Hengameh Yaghoobifarah nicht. Sie strahlt den Geist der regressiven Linken mit der einhergehenden Selbstgerechtigkeit aus, dabei sollte sie sich lieber in Demut üben und Geschichte lernen, anstatt an ihrem Opfermythos zu basteln. Denn Hengameh Yaghoobifarah hat iranische Wurzeln und der Iran ist der Rechtsnachfolger der persischen Imperien. Wie historisch versierte Menschen wissen, wurde die Glorie der Perserreiche, besonders unter den Safawiden und Kadscharen mit dem Blut der Völker des Kaukasus geschrieben. Im Jahre 1225 fiel Dschalal ad-Din in Tiflis (Georgien) ein und massakrierte jene Georgier, welche nicht bereit waren über ihre christlich-orthodoxen Ikonen zu laufen und zum Islam zu konvertieren. Chronisten nach starben hunderttausende Georgier, weil sie sich weigerten dem Aufruf zur Konversion Folge zu leisten. Nach dem Aufstand von Bakhtrioni im Jahre 1659 massakrierten die persischen Invasoren georgische Zivilisten und Rebellen gleichermaßen und verschleppten Tausende von Menschen als Sklaven nach Isfahan, wo die Georgier die Allahverdie-Khan-Brücke bauen mussten. Die Todesstrafe und die Sklaverei wurde in Georgien im 12. Jahrhundert unter Königin Tamar abgeschafft. Persische Invasoren brachten die Sklaverei und den Tod zurück nach Georgien. Mehr Imperialismus und Chauvinismus geht nicht.

Als Jüdin finde ich es widerlich, wenn man wegen Petitessen an einem Opfermythos bastelt. Als Georgierin finde ich, dass Hengameh Yaghoobifarah zuerst die Geschichte ihrer eigenen Heimat aufarbeiten muss, bevor sie andere Leute mit verbalem Dreck bewirft. Als bisexuelle Frau ist es meine Ansicht, dass den Leben von LGBTI-Menschen in der Islamischen Republik Iran mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte als der Frage, ob man Eid-e-Ghorban in Deutschland oder sonstwo feiern soll. Im Gegensatz zu Hengameh Yaghoobifarah liegen mir die Rechte von LGBTI und Frauen am Herzen.

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