Der Porzellan-Hersteller Rosenthal  

April 7, 2016 – 28 Adar II 5776
Schritt für Schritt zum unternehmerischen Erfolg

Von Claudia Trache

Philipp Rosenthal senior war nicht nur der Begründer der noch heute bekannten Marke des Rosenthaler Porzellans. Er setzte sich in besonderem Maße für die Entwicklung des deutschen Exports ein, weit über seine eigene Branche hinaus. Er gilt als der „zweite Gründer“ der Leipziger Messe (der Name des ersten gilt als verschollen), die für ihn die Drehscheibe zum internationalen Handel darstellte. 1915 rief er die „Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Messe e.V.“ ins Leben, deren Vorstandsvorsitz er viele Jahre innehatte. Zudem leitete er viele Jahre den Verband deutscher Exportindustrien und war im Vorstand des Exportförderausschusses im Präsidium des Reichsverbandes der deutschen Industrie. Philipp Rosenthal setzte sich nach Ende des Ersten Weltkrieges stark für den friedlichen Handel zwischen den Völkern ein, bereiste dazu das europäische Ausland und die USA. Seine eigene Firmengruppe, die am Ende der 1920er Jahre mit 7.000 Beschäftigten ihren Höhepunkt erreichte, bestand aus Werken an verschiedenen Standorten sowie Filialgeschäften im Ausland.

Sein Erfolg beruhte auf verschiedenen Faktoren: 1. dem Einsatz für technische Innovationen, 2. der künstlerischen Seite der Fertigung, 3. frühen betrieblichen Sozialmaßnahmen und 4. dem Export. Wurde er bis Anfang 1933 noch als Wirtschaftsführer gefeiert und geehrt, so war er ab April 1933 nur noch der „Jude Rosenthal“.

Für ihn umso schmerzhafter, wurde er doch bereits als Junge getauft und hatte sich längst von der Religion seiner Vorfahren abgewandt. 1934 wurde sein Unternehmen „arisiert“. Der Firmennamen „Porzellanfabrik Philipp Rosenthal & Co. AG, Selb“ blieb jedoch erhalten. Philipp Rosenthal senior starb 1937 in Bonn. Er hatte zwei Töchter aus erster Ehe. Aus der zweiten Ehe mit der 35 Jahre jüngeren Maria Franck stammte der 1916 geborene Philip Rosenthal junior. Dieser absolvierte in England seine Ausbildung. Zunächst am väterlichen Erbe uninteressiert, kam er 1947 nach Deutschland zurück und kämpfte für die Rückübertragung des Vermögens.

In der Firma arbeitete er sich langsam an die Spitze. Er begann 1950 als Werbeleiter, war danach verantwortlich für Produktgestaltung und Vertrieb, ehe er Mitglied im Vorstand wurde, dessen Vorsitz er von 1958 bis 1981 innehatte. Durch entsprechende Werbung, einem einheitlichen äußeren Erscheinungsbild der Ladengeschäfte und der „Rosenthal-Studio Häuser“ sowie durch die Zusammenarbeit mit nationalen wie internationalen Künstlern etablierte er das Unternehmen als Marktführer im Bereich Porzellan-Design. 1965 zog er sich in den Aufsichtsrat zurück und begann sein Engagement für die SPD. Im September 2001, kurz vor seinem 85. Geburtstag starb Philip Rosenthal junior.

Die Anfänge
Philipp Rosenthal senior wurde am 6. März 1855 in Werl geboren. Er wuchs mit zwei Brüdern und drei Schwestern auf. Sein Großvater Abraham betrieb zunächst einen Tuch- und Kolonialwarenhandel, später eine Weberei, womit er sich zum drittreichsten jüdischen Geschäftsmann von Werl entwickelte. Philipps Vater, ebenfalls ein Abraham, stieg später in das Webereigeschäft ein. Bereits 1850 fuhr er mit seinen Erzeugnissen zur Leipziger Messe. 1856 schien Abraham Rosenthal junior das Gewerbe gewechselt zu haben, denn er wurde in den Werler Steuerlisten als „Rosenthal, Abraham, Manufaktur, Porzellan- und Glaswarenhandlung“ („Die Rosenthal Story“ S.11) geführt. Er bekleidete Ehrenämter in der Synagogengemeinde: seit 1845 Repräsentant der Gemeinde, Mitglied, zeitweise Vorsitzender des Synagogen-Vorstandes. Das Rosenthalsche Porzellangewerbe in Werl erlischt 1880.

Philipp Rosenthal ging 1872 nach Amerika, lernte dort vier Jahre in einer amerikanischen Porzellanhandelsfirma von der Pike auf. 1879 kam er als Einkäufer nach Deutschland zurück und stellte bald fest, dass er kaum bemaltes Porzellan erwerben konnte. So beschloss er: „Ich mache das Zeug selber.“ (ebenda, S. 12). Im markgräflichen Schloss Erkersreuth, unweit von Selb, richtete er sich eine Porzellanmalerei ein, wo er Weißware bemalte, die er bei der bekannten Selber Firma „Hutschenreuther“ oder auch bei der Porzellanfabrik Jacob Zeidler kaufte. Zwei Jahre nach der Firmengründung hatte er vier Beschäftigte, wiederum zwei Jahre später waren es bereits 60. (…)

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