Zum 45. Todestag eines Genies  

Januar 4, 2016 – 23 Tevet 5776
Max Born – Nobelpreisträger der Physik

Von Claudia Trache

Am Tag seines 72. Geburtstags erhielt Max Born 1954 den Nobelpreis der Physik, gemeinsam mit dem deutschen Physiker Walther Bothe. Die Nobel-Kommission verlieh ihm diesen Preis „für seine grundlegenden Forschungen in der Quantenmechanik, besonders für seine statistische Interpretation der Wellenfunktion.“ Eine recht späte Ehrung, denn seine Forschungsergebnisse, die er gemeinsam mit seinen Schülern Werner Heisenberg und Pascual Jordan erlangte, veröffentlichte er bereits 1925/26.

Sein Anteil an der Forschung wurde lange Zeit verschwiegen. Heute gilt er als einer der Begründer der Quantenmechanik sowie der Festkörperphysik bzw. der theoretischen Physik. Bereits 1915 veröffentlichte er sein Buch „Dynamik der Kristallgitter“. Bei der Beschäftigung mit Kristallenergien fand er Unterstützung beim (ebenfalls jüdischen) Chemiker Fritz Haber. Der so entstandene „Born-Haber-Zyklus“ wurde bald fester Bestandteil der Lehrbücher für Chemie. Sein Lehrbuch zur Optik, 1933 erstmals veröffentlicht, gilt in überarbeiteter Form noch heute als Standardwerk. Max Born, der aus einer jüdischen Akademikerfamilie entstammte, emigrierte 1933 mit seiner Frau Hedwig und den drei Kindern zunächst nach Cambridge, erhielt 1936 eine Professur für theoretische Physik in Edinburgh, wo er bis 1953 lebte. Dann kehrte er auf Wunsch seiner Frau Hedwig nach Deutschland zurück, lebte mit ihr bis zu seinem Tod am 5. Januar 1970 in Bad Pyrmont.

Die Anwendung seiner Forschung im Bereich der Quantenmechanik trug zur schnellen Entwicklung der Kernphysik und in deren Folge zur technischen Anwendung der Atombombe bei. Er selbst lehnte 1915 ein Angebot Fritz Habers ab an der Entwicklung chemischer Kriegsgeräte mitzuarbeiten. Auch später setzte er sich gegen die Verwendung von Atomwaffen ein. In einer Abhandlung unter dem Titel „Erinnerungen und Gedanken eines Physikers“ schrieb er: „…Obwohl ich an der Anwendung naturwissenschaftlicher Kenntnis für zerstörerische Zwecke, wie die Herstellung der A-Bombe oder der H-Bombe, nicht teilgenommen habe, fühle ich mich verantwortlich.“ Gemeinsam mit seiner Frau gab er das Buch „Luxus des Gewissens“ heraus. Darin befassten sie sich in verschiedenen Aufsätzen, jeder von seinem Blickwinkel aus, mit den sozialen, ökonomischen und politischen Konsequenzen der Naturwissenschaft, vor allem der Atombombe. In einem dieser Aufsätze aus dem Jahre 1965 schrieb Max Born: „Meine Generation widmete sich der Wissenschaft um ihrer selbst willen und glaubte, dass sie nie zum Schlechten führen könne, weil die Suche nach Wahrheit an sich gut sei. Das war ein schöner Traum, aus dem wir durch die Weltereignisse geweckt worden sind. Auch die festen Schläfer erwachten, als im August 1945 die ersten Atombomben auf japanische Städte fielen.“ (S. 183f.)

Inzwischen sind einige Bildungseinrichtungen in Deutschland nach Max Born genannt. Seit 1973 wird jährlich der Max-Born-Preis durch die Deutsche Physikalische Gesellschaft sowie das britische Institute of Physics abwechselnd an einen deutschen oder britischen Physiker verliehen, in Erinnerung an das Wirken Max Borns in Deutschland und Großbritannien.

Naturwissenschaft und Musik
Max Born wurde am 11. Dezember 1882 in Breslau geboren und wuchs mit seiner ein Jahr jüngeren Schwester Käthe auf, zu der er ein enges Verhältnis hatte. Er stammt aus einer großbürgerlichen assimilierten deutsch-jüdischen Familie. Seine Mutter starb als er gerade vier Jahre alt war, auch seinen Vater Gustav verlor er mit 18 Jahren. Dieser riet ihm noch kurz vor seinem Tod an der Universität zunächst verschiedene Fächer zu studieren und sich nicht zu früh festzulegen. Durch seinen Vater, einem Arzt und Biologen, kam er schon früh mit den Naturwissenschaften in Berührung. Bereits als Jugendlicher lernte er Wissenschaftler wie Albert Neißer und Paul Ehrlich kennen, die öfter den Vater zu Hause besuchten und mit ihm nicht nur über ihre Arbeit, sondern auch über Politik und Philosophie diskutierten. Durch die Familie seiner Mutter kam er früh mit Musik und Kunst in Berührung, erlebte Konzerte, die auf einem der Anwesen der Familie stattfanden, besuchte die Mozartfestspiele in Salzburg und die Wagner-Festspiele in Bayreuth. Über seine Musikalität schrieb er einst: „…Ich liebe Musik und spielte in meinen jüngeren Jahren hinreichend gut Klavier, um bei Kammermusik mitzuwirken oder mit einem Freund zusammen einfache Konzerte an zwei Klavieren zu spielen, gelegentlich sogar mit Orchester.“ (...)

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