Wie Profitinteresse westliche Konzerne zu Erfüllungsgehilfen der Islamisierung macht  

März 9, 2018 – 22 Adar 5778
Katjes und das Kopftuch


Von Roger Letsch

Das neue Gesicht der Katjes-Kampagne mit Hijab: Ganz in Rosa steht sie da. Das neue Kampagnen-Gesicht der Firma Katjes lächelt züchtig verschleiert von Plakaten und in Bahnhöfen, und in den sozialen Medien fährt die Empörung hoch. Eigentlich ist es nur eines von drei Gesichtern der Kampagne, aber die anderen beiden kommen in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vor.

Um die tatsächliche Wirkung abschätzen zu können, wollte ich aber ein paar Tage abwarten. Geht mehr als ein Aufschrei in sozialen Medien durchs Land? Melden sich empörte Politiker zu Wort? Gibt es ein Kommentar-Echo in den sogenannten Leitmedien, wo den Menschen gesagt wird, wie sie sich zu dieser Sache zu verhalten haben? Sendet die ARD einen „Brennpunkt”? Nichts dergleichen – und diese Tatsache spricht Bände.

Genau das hatte ich nämlich erwartet. Es wurde sehr sachlich berichtet, man verzichtete sogar – soweit ich das verfolgen konnte – auf die sonst üblichen Stempel für die zornigen Bürger, die bei anderen Gelegenheiten schnell als Rassisten, Islamophobiker und Schlimmeres tituliert werden. Bei „Emma“, wo in Deutschland die letzten echten Feministinnen politisches Asyl haben, ist man empört und tut das, was man schon seit Jahren in Fällen „fahrlässiger Verschleierung“ macht: man setzt haarklein auseinander, was die wirkliche Bedeutung dieser Kopfbedeckung ist, was sie in Ländern auslöst und begünstigt, in denen sie Pflicht ist und was aus unserer Gesellschaft würde, wenn wir uns aus falsch verstandener Toleranz mit den Erklärungen abspeisen ließen, die uns der Islam zur Verschleierung der Frau gibt. Ausdrücklich unterschreibe ich jedes Wort dieses Artikels.

Warum sollte Katjes bekämpfen, was die Politik längst hingenommen hat?
Und dennoch muss ich hier mal einen Schritt zurücktreten, um einen weiteren Blick auf das zu werfen, was hier im Land gerade passiert. Ich werde zum allgemeinen Entsetzen gleich mit einer schallenden Ohrfeige starten:

Warum eigentlich sollte die Industrie die Kämpfe ausfechten, die Politik und Zivilgesellschaft längst verloren gegeben haben oder die sie nie ernsthaft führten?

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral“, schwadroniert Brecht in der Dreigroschenoper. Diese anti-bourgeoise Kampfparole bekommt heute erst Sinn, wenn man sie umdreht: Die Moral bestimmt, was auf den Tisch kommt. Und diese „Moral“, ist die Summe unserer Gesetze, Traditionen, gesellschaftlicher Normen und hitzig geführter Debatten, aus denen sich die Regeln unseres Zusammenlebens herleiten. Eigentlich mag ich ja nicht immer nur schlechte Nachrichten überbringen. Aber ich muss es wohl tun: der Drops „Akzeptanz der Vollverschleierung“ ist in Deutschland und Europa längst gelutscht!

Der verlorene Kampf gegen das Kopftuch
Dieser Kampf wurde an vielen Fronten nur halbherzig gekämpft und verloren! Er wurde verloren vor Gerichten, wenn es um Lehrerinnen oder andere Staatsbeamte ging. Er wurde verloren in Schwimmbädern, die Burkinis gestatteten und Geschlechtersegregation zuließen. Er wurde verloren in Medien, die Hijab und Kopftuch bunt schrieben und zum Symbol von Feminismus, Selbstbestimmung und Lebensfreude umdeuteten. Er wurde verloren, weil er dem latenten Antiamerikanismus, der mit dem Feindbild Trump fröhliche Urstände feiert, in Gestalt von „progressiven“ Islamistinnen wie Linda Sarsour hinterherhechelt. Die Indifferenz unserer Politik, die sich jahrelang weigerte, zum wachsenden islamischen Verschleierungszwang allgemeine Regeln zu definieren und diese zumindest auf staatlicher Ebene durchzusetzen, hat dazu geführt, dass weite Teile der Bevölkerung heute nicht wissen, wie sie sich zu diesem Thema verhalten sollen oder überhaupt noch dürfen! Man hat es zugelassen, dass die Kritiker von Kopftuch und Hijab aller erdenklichen finsteren Absichten bezichtigt wurden, hat sie des Rechtsextremismus und der Islamophobie beschuldigt und die andere Seite, die Seite der Verschleierung, dadurch in den hellsten Farben gezeichnet. Man hat stillschweigend mit angesehen, wie arabische oder persische Frauen, welche die Bedeutung und den Zweck der Verschleierung selbst erlebt und diese abgeschüttelt und sich emanzipiert haben, als Nestbeschmutzerinnen beschimpft wurden, denen es einfach an Toleranz fehle. Vielleicht war das nicht beabsichtigt, aber das Ergebnis all dieser kleinen und großen Kapitulationen können wir nun bei vielen Gelegenheiten bewundern, zum Beispiel in der Katjes-Kampagne. Doch Ursache und Wirkung lassen sich nicht so einfach umdrehen. Die Werbung schafft keine gesellschaftliche Akzeptanz, sie reagiert darauf.

Die Marktwirtschaft ist nicht für die Moral zuständig
Die Marktwirtschaft ist nur ein Wirtschaftssystem, kein Regelwerk für das Zusammenleben von Menschen und schon gar keine Sammlung moralischer Werte. Bildung, Kindererziehung, Tradition oder Kultur – auf all das gibt sie keine Antworten. Sie bietet aber jedem, der sich erfolgreich Regeln und Freiräume geschaffen hat, genau die Waren und Dienstleistungen, für die sich Märkte gebildet haben. Wer also sehen will, welche Normen sich in einem Land bereits etabliert haben, der höre nicht auf die Debatten und Demonstrationen – der schaue auf die Märkte, die entstanden sind und die unsere Marktwirtschaft wie selbstverständlich bedient. Nike verkauft Sport-Hijabs nicht aus Provokation, sondern weil es der westlichen Gesellschaft nicht gelungen ist, den Sport freizuhalten von religiösen Interpretationen. Mattel verkauft Hijab-Barbies, weil unsere freie und demokratische Gesellschaft offenbar keine ausreichende Anziehungskraft auf gewisse muslimische Milieus hat, wo Kinder stattdessen in überkommenen, tradierten Wertvorstellungen erzogen werden. Katjes-Süßkram war schon immer frei von Schweinereien – nur hat man jetzt einen willkommenen „Mehrwert“ dieser Tatsache entdeckt. (…)

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