Wie JDate und JSwipe die Partnersuche revolutionieren  

Juli 7, 2016 – 1 Tammuz 5776
Jüdisches Dating im 21. Jahrhundert

Von Monty Aviel Ott

Juden und Dating, das ist eine alte Geschichte. Ein bisschen klingt der Ricola Werbejingle im Ohr: „Wer hat’s erfunden?“ Selbstverständlich haben Juden nicht das Dating an sich erfunden, aber diverse Methoden beigesteuert, die die Annäherung erleichtern sollen. So war es ein New Yorker Rabbi, der einst das Speeddating erfand. Im 21. Jahrhundert scheint das jedoch ein wenig antiquiert und man suchte sich neue Wege.

„Love, Love, Love. All you need is love.“ Etliche Artikel haben sich schon damit auseinandergesetzt, was es für eine Gesellschaft bedeutet, dass junge und nicht mehr so junge Menschen die Liebe heutzutage über das Internet finden. Ein Zahnrad in diesem System sind diverse sogenannte Datingapps. Da gibt es z.B. Lovoo und Tinder. Viele Smartphone-Nutzer versuchen mithilfe dieser kleinen Programme ihrer Einsamkeit im Leben oder im Bett zu entfliehen.

Wie bereits erwähnt suchten auch Jüdinnen und Juden nach Möglichkeiten, um die Partnerwahl zu vereinfachen. Speeddating kann dabei schon als so etwas wie ein Vorgänger in diesem Prozess bezeichnet werden. Die App übernimmt die traditionelle Aufgabe des Schadchans, des „Jewish Matchmakers“. Ein Schidduch ist das Arrangement, mit welchem man seine/n Bescherte/n (den passenden Gegenpart) durch „Vermittlung“ findet. Man stellt also zwei Juden einander vor, in der Hoffnung, dass sie ein „kompatibles“ Pärchen bilden werden und dann das erste Gebot der Thora erfüllen („Seid fruchtbar und mehret euch“). Nun geht das alles bei uns jungen Leuten heute zumeist nicht mehr ganz so schnell. Was in der Diaspora, insbesondere in Deutschland, damit zu tun hat, dass es gar nicht so leicht ist einen jüdischen Partner zu finden. Vitales jüdisches Leben beschränkt sich zumeist immer noch auf ein paar Großstädte. Wer seine Liebe nicht durch Zufall, Freunde oder Gemeindeleben kennenlernt, schätzt seine Chancen dann eher gering ein.

Da ist es verständlich, dass jüdische Jugendfreizeiten, Tagungen und internationale Angebote, wie Taglit, die Jugendlichen enger zusammenbringen sollen. Wenn es nur den einen Deckel für den Topf gibt, dann ist es für uns Juden unerlässlich über Grenzen hinweg zu lieben. Und genau hier setzt die Datingapp JSwipe ein. Im 21. Jahrhundert rückt die Welt enger zusammen. Dieser Prozess entspringt den neuen Medien. Die mit ihnen einhergehende Zunahme der Kommunikationsgeschwindigkeit lässt die Distanzen schrumpfen. Tel Aviv und New York liegen dann schon fast an der Spree. Die Handhabung der App erinnert an Tinder und Lovoo: durch das sogenannte „Swipen“ (das nach-links- und nach-rechts-ziehen von Bildern/Profilen) kann man auf Personen aufmerksam werden. Doch nur, wenn beide Nutzer das Bild in die Richtung eines Herzens ziehen, gibt es einen Match und beide können mit dem Chatten beginnen.

Die Auswahlmöglichkeiten, um die eigene Identität zu beschreiben, sind dabei nahezu unbegrenzt. Du kannst deine/n Zukünftige/n darüber informieren ob du koscher oder nicht-koscher isst, ob du Konservativ/Masorti, Reform, Liberal, Orthodox, Just Jewish, „Willing to Convert“ oder „Other“ bist. Durch die Verknüpfung mit dem eigenen Facebookprofil können dann Informationen wie Schulausbildung, Lieblingsfilm oder favorisierter Kalenderspruch geteilt werden.

Natürlich, von außen betrachtet wirkt das Ganze nicht wie „Titanic“ oder „When Harry met Sally“, doch nimmt die Zahl derjenigen, die sich online kennenlernen beständig zu.
Die jüdische Datingapp stammt, wie könnte es auch anders sein, aus den USA. Das Hauptquartier von Jswipe befindet sich im Szeneviertel Williamsburg. Nicht nur die Hauptstadt des Hipstertums, sondern auch ein Bezirk mit einem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil.

Das Depot, welches die Firmenzentrale beherbergt, wirkt wie eben jene Hybris aus alt und neu, die sich in der Software wiederfindet. Die jahrtausendealte Institution des Schadchans verbunden mit einem Kommunikationsmedium des 21. Jahrhunderts. Außerdem hat die Firmenzentrale ein bisschen etwas von diesem Startup-Charme aus der Garage, wie einst bei Apple.

Das Loft ist nicht nur die Zentrale von Jswipe, sondern gleichzeitig auch die Wohnung von David Yarus, dem 28-jährigen Gründer der App. Um ihn herum versammelt sich ein halbes Dutzend Mittzwanziger, die gemeinsam mit Yarus den technischen Support der App leiten. Dem Team um Yarus ist bewusst, dass sie nicht die Erfinder des jüdischen Onlinedatings sind. Bereits seit dem 8. Januar 1997 gibt es die Datingwebsite Jdate, auf der jüdische Singles einander vermittelt werden. Das Unternehmen hinter der Seite heißt Spark Networks Inc. und betreibt auch diverse Nischen-Websites, z.B. Christian Mingle und Black Singles. Diese Seite konnte nicht nur ihre 450.000 Nutzer überzeugen, sondern ebenfalls eine Jury. Im Jahr 2006 erhielt Jdate den „Webby Award for social networking“. (…)

Komplett zu lesen in der Druck- oder Onlineausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier für 39 Euro im Papierform abonnieren oder hier ein Onlinezugang zu den 12 Ausgaben für 33 Euro kaufen.


Sie können auch diesen Artikel komplett lesen, wenn Sie die aktuelle Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" hier online mit der Lieferung direkt an Sie per Post bestellen oder jetzt online für 3 Euro statt 3,70 Euro am Kiosk kaufen.

Brief an die Redaktion schreiben

Soziale Netzwerke