November 3, 2016 – 2 Heshvan 5777
Israelische Akademie wählt Stefan Schorch zum ersten deutschen Ehrenmitglied!

Von Katharina Ziegler

Der Bibelwissenschaftler Prof. Dr. Stefan Schorch von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ist als erster Deutscher zum Ehrenmitglied der israelischen Akademie für hebräische Sprache Jerusalem gewählt worden. Mit der Ernennung werden Schorchs Beiträge zur Erforschung der hebräischen Sprache gewürdigt. Die israelische Akademie ist die höchste Institution für die Erforschung und Weiterentwicklung des Hebräischen.

Stefan Schorch wurde vom Vorstand der Akademie als Ehrenmitglied vorgeschlagen und zum Oktober 2016 in geheimer Wahl von den Mitgliedern gewählt. Die Wahl empfindet Schorch als besondere Ehre: „Ich verstehe die Aufnahme als hohe Anerkennung für die in der Bundesrepublik und in Halle heute geleistete wissenschaftliche Arbeit bei der Erforschung des Hebräischen. Diese steht bei uns ja immer auch vor dem belasteten Hintergrund der Vergangenheit, denn viele der hervorragendsten Kenner der hebräischen Sprache mussten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft akademische und persönliche Diskriminierungen, Verfolgung und sogar Tod erleiden“, sagt Schorch.

Schorch ist Professor für Bibelwissenschaften an der MLU und Spezialist für samaritanisches Hebräisch, das heute nur noch von einer kleinen Gruppe von 800 Personen im Gottesdienst gesprochen wird, vor 2.000 Jahren aber ein weitverbreiteter hebräischer Dialekt war. In seinen Forschungen kooperiert er bereits seit Jahren mit Mitgliedern der Akademie, vor allem im Rahmen eines Editionsprojektes zur Samaritanischen Thora, bei der Erarbeitung eines Samaritanisch-Hebräischen Wörterbuchs sowie bei der Erforschung der hebräischen Alltagssprache. „Wir suchen nach Schreibfehlern in den alten Handschriften, weil die uns verraten, wie damals gesprochen wurde. Viele dieser sogenannten Schreibfehler gehen nämlich gar nicht auf Versehen zurück, sondern auf den Dialekt der Schreiber.“ Auch in der Lehre an der MLU setzt sich Schorch für das Hebräische ein, indem er und seine Kollegen – oft auch Gäste aus Israel – auf Hebräisch unterrichten. Gleich zwei Seminare sind es in jedem Semester, die er für Studierende und Doktoranden aus der Theologie, der Judaistik und den Nahostwissenschaften anbietet. Außerhalb Israels ist ein solches Angebot sehr selten.

Die Akademie der Hebräischen Sprache, im hebräischen „Ha’Akademia LaLashon Ha’Ivrit“, ist die höchste Institution für die Erforschung und Weiterentwicklung der hebräischen Sprache und als solche in Israel gesetzlich verankert. Ihr Auftrag ist es, das Hebräische in allen Epochen zu untersuchen und seinen Wortschatz, auch den der Dialekte, zu sammeln. Als wichtigstes Projekt gilt dabei die Herausgabe des „Historischen Wörterbuchs des Hebräischen“. Außerdem bestimmt die Akademie die verbindlichen Standards hinsichtlich Grammatik, Rechtschreibung und Wortschatz des modernen Hebräisch. Mitglieder sind Wissenschaftler, Schriftsteller und Übersetzer. Aufgenommen wird, wer von einem Mitglied vorgeschlagen und in einer geheimen Wahl aller Mitglieder gewählt wurde.

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