Von Ulrike Stockmann
Kinderbücher sind kein leichtes Unterfangen. Es braucht zunächst einmal eine spannende, mitreißende Geschichte und schöne Illustrationen. Darüber hinaus freuen sich besonders die Eltern darüber, wenn ihre Kleinen bei der Lektüre auch etwas lernen können.
„Herschel und die Channukka-Kobolde“ von Eric A. Kimmel ist in diesem Sinne ein außerordentlich gelungenes Kinderbuch. Die phantasievolle Geschichte dreht sich um eine Neuinterpretation der Figur des Herschel von Ostropol. Laut Überlieferung handelt es sich hierbei um einen jüdischen Spaßmacher und Komiker, der zwischen ca. 1750 und 1800 gelebt haben soll. Längere Zeit hielt er sich wohl in der Stadt Ostropol (heutige Ukraine) auf. Später zog er in Till-Eulenspiegel-Manier durch die Lande, spielte gerne Streiche und gab seine Abenteuer in Wirtshäusern zum Besten.
Im Buch stößt Herschel bei seinen Wanderungen auf eine Dorfgemeinde, die von bösen Kobolden heimgesucht wird. Diese verderben den Bewohnern ihr Channukka, indem sie verhindern, dass die Channukkias brennen können.
Kurzerhand beschließt Herschel, den Dorfleuten zu helfen und die Kobolde zu vertreiben. Die unseligen Kreaturen hausen ausgerechnet in einer alten Synagoge. Hier muss Herschel nun acht abenteuerliche Nächte verbringen, um mit allerlei Tricks und Kniffen den Widersachern den Garaus zu machen. Wird er es schaffen, den Dorfbewohnern ihr Channukka-Licht wiederzubringen?
Das Buch ist im englischsprachigen Original bereits 1989 erstmalig erschienen. Der amerikanisch-jüdische Kinderbuchautor Eric A. Kimmel (* 1946) hatte sich zum Ziel gesetzt, eine jüdische Version der berühmten „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens zu schreiben.
Das Ergebnis wurde die zauberhafte Erzählung von „Herschel und die Channukka-Kobolde“, die neben der Dickens-Hommage leise Anklänge an die Märchen „Das tapfere Schneiderlein“ und „Rumpelstilzchen“ aufweist.
Eric A. Kimmel geriet aus dem Häuschen, als die bekannte Kinderbuch-Illustratorin Trina Schart Hyman (1939-2004) sich bereit erklärte, seine Geschichte zu bebildern. Ihre liebevollen Zeichnungen sind eine ideale Ergänzung zum Text. Dank ihres realistischen Anspruchs scheinen sie die Handlung ins 19. Jahrhundert zu versetzen – genau in jene Zeit also, in der die Geschichten um Herschel populär wurden. Nicht zuletzt hat Hyman für dieses Buch schaurig-schöne Koboldmonster entworfen. Es macht Spaß, die sorgfältigen Illustrationen beim Lesen zu betrachten und ihre vielen Details zu entdecken.
Sowohl Autor als auch Zeichnerin wurden für „Herschel und die Channukka-Kobolde“ mit dem renommierten „Caldecott-Preis“ ausgezeichnet, Kimmel erhielt sogar den „Caldecott-Ehrenpreis“.
Der engagierten Verlegerin, Journalistin, Autorin und Filmemacherin Myriam Halberstam ist es zu verdanken, dass nun endlich eine deutsche Übersetzung dieses bezaubernden Buches vorliegt.
Seit 2010 leitet sie Deutschlands ersten jüdischen Kinderbuchverlag mit Sitz in Berlin. Ihr Programm bietet spielerisch-pädagogische Bücher rund ums Judentum und ist ausdrücklich darauf ausgerichtet auch ein nicht-jüdisches Lesepublikum zu erreichen.
Falls Sie also noch ein Geschenk für ein Kind zwischen ungefähr 6 und 9 Jahren suchen – sei es nun zu Channukka oder zu Weihnachten – haben wir Sie vielleicht auf eine gute Idee gebracht.
Und noch ein kleiner Tipp: Auch Erwachsene lesen zuweilen gerne Bilderbücher.
Komplett zu lesen in der Druck- oder Onlineausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier für 39 Euro im Papierform abonnieren oder hier ein Onlinezugang zu den 12 Ausgaben für 33 Euro kaufen.
Sie können auch diesen Artikel komplett lesen, wenn Sie die aktuelle Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" hier online mit der Lieferung direkt an Sie per Post bestellen oder jetzt online für 3 Euro statt 3,70 Euro am Kiosk kaufen.