Wo ist eigentlich „Palästina“?  

März 4, 2016 – 24 Adar I 5776
Eine Ausstellung der Falschinformation in Schwabmünchen

Von Maria Merian

Frau Ivanka Williams-Fuhr berichtet mit Datum vom 3. Februar 2015 in einem Artikel der „Augsburger Allgemeinen“ über eine Ausstellung „Palestine in the Shade“ (Palästina im Schatten), die im Zeitraum vom 31.1.-28.2.2015 im Kunstverein Schwabmünchen (bei Augsburg) zu sehen ist. Es handelt sich um eine Rauminstallation von Rudolf Zimmermann, die der Aufarbeitung einer Solidaritätsreise nach Israel und „Palästina“ dienen soll.

Veranstalter war – wie nicht anders zu erwarten – „Pax Christi“, und organisiert wurde die Reise von dem hauptamtlichen „Friedensreferenten“ Christian Artner-Schedler, der für „Pax Christi“ in Augsburg tätig ist (gleich zweimal Frieden: Ein „Friedensreferent“ und „Der Friede Christi“!): Erstaunlich welche Berufe und Berufungen es doch gibt. Herr Artner-Schedler verfügt auch über ein eigenes Büro und Mitarbeiter.

Unter dem Titel „Ein verletztes Land“ steht ein Online-Reisetagebuch aus dem Jahre 2012 zur Verfügung. Welches Land er meint, weiß wohl nur er selbst. Eine überdimensionale „Stoffmauer“ in der Größe von 8 x 3,80 Meter, betitelt mit „Die Mauer in Palästina“ ist über sein Büro auszuleihen.
Im September 2015 geht es dann wieder einmal auf Reisen, weil es scheinbar kein anderes Land auf der Erde gibt, das Friedens-Reisende so sehr um den Schlaf bringen kann wie Israel.

Herrn Zimmermann und andere Teilnehmer der Reise nahm die Solidaritätsreise nach Israel und „Palästina“ so sehr mit, dass sie gleichzeitig Mahnbriefe, u.a. an den Papst persönlich und die Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel, versandten. Dabei ging es – man ahnt es schon – um die angebliche „Apartheidpolitik“ des historisch legitimierten Staates Israel gegenüber dem niemals exististenten Staat „Palästina“.

Zeichnerisch und fotografisch stellt Herr Zimmermann seine Eindrücke vor, um sie aufzuarbeiten und publik zu machen. Die Reise habe ihn sehr bewegt, aber auch frustriert, so Herr Zimmermann. Erfahren habe er auch einiges über die „Apartheidpolitik“ und von einem „Zwei-Klassen-System“, unter dem viele „Palästinenser“ leiden, in Spannung leben und keine Zukunftsperspektiven sehen.
An einer Wand hängen fantasievoll angeordnet, verrostete Schlüssel, die unzählige „Palästinenser“ 1948 beim erzwungenen Verlassen ihrer Häuser mitgenommen hatten. Sie wurden teils vertrieben, teilweise von arabischen Regierungen zum Verlassen des Kriegsschauplatzes Israel aufgefordert, an den sie wieder zurückkehren sollten, wenn erst einmal alle Juden ermordet aus Israel vertrieben worden wären. Es kam bekanntlich anders: Die Juden wehrten sich gegen mehrere angreifende Staaten und siegten sogar. Völlig unerwähnt bleiben bei Rudolf Zimmermann natürlich die hunderttausenden Juden, die nach 1948 aus arabischen Staaten fliehen mussten. Fakt ist: Hätten die Araber die UN-Teilungsresolution von 1947 angenommen, wäre kein einziger „Palästinenser“ Flüchtling geworden, es gäbe jetzt einen unabhängigen Staat neben Israel.

In der Ausstellung werden Wasserflaschen gezeigt, die die „Klassengesellschaft“ symbolisieren sollen, in der einem israelischen Siedler per Gesetz 360 Liter Wasser zustehen und einem Araber lediglich 36 Liter. Dabei handelt es sich um eine beabsichtigte Falschinformation, die Wahrheit ist eine andere. Israel versorgt das Westjordanland mit jährlich 53 Millionen Kubikmetern Wasser (etwa 22 Millionen Kubikmeter mehr als in den Oslo-Verträgen vorgesehen). Das Wasser wird mit dem ursprünglichen Preis von 2,6 Millionen Schekel berechnet (1,26 Millionen Schekel unter dem Wasserpreis für israelische Einrichtungen). In anderen Worten: Israel bezuschusst die Wasserversorgung der PA mit 18,9 Millionen US-Dollar jährlich. Im Sommer 2013 erhöhte Israel die Wasserversorgung der PA um 11.000 Kubikmeter täglich (etwa 4 Millionen Kubikmeter jährlich). Im Gazastreifen bewilligte Israel zuletzt die Lieferung zusätzlicher 5 Millionen Kubikmeter Wasser, was einer Verdoppelung der Wassermenge entspricht, die Israel in den Gazastreifen transferiert.

Rudolf Zimmermann zeigt Fotos von Militärpräsenz, gigantischen Betonmauern, aber auch von buntem Leben. Er unterschlägt, aus welchem Grunde überhaupt Betonmauern existieren und in welcher Länge. Wer Fotos von israelischer Militärpräsenz zeigt, ist aufgefordert auch Fotos von blutrünstigen Attentaten „palästinensischer“ Terroristen zu zeigen, darunter in der letzten Zeit solche zahlreicher Jugendlicher und sogar Kinder, die in brutalster Weise von „palästinensischer“ Seite missbraucht und geopfert werden, mit dem Ziel israelische Bürger zu ermorden.

Zimmermann will den Dialog mit dem Publikum, deshalb können Eindrücke und Meinungen auf bereitliegenden Zetteln dokumentiert und an die Wand im Eingangsbereich aufgehangen werden. Die Zettelei erinnert sehr an die Installation „Klagemauer“ in der Kölner Innenstadt vor den Toren des Domes. Auch dort können angeblich Zettel angebracht werden.

Vorsitzende des Künstlervereins in Schwabenmünchen ist Frau Thieler-Küchle, die ihre Frage „Wo ist eigentlich Palästina?“ während einer Ansprache auch gleich selbst beantwortet. „Vor 1948 bezeichnete man das heutige israelische Staatsgebiet als Palästina. Mit der Gründung des Staates Israel existierte Palästina nicht mehr, Hundertausende von Palästinensern wurden vertrieben, emigrierten oder wurden israelische Palästinenser. Palästina wird von Israel offiziell als ‚besetztes Gebiet‘ bezeichnet, mit einer neun Meter hohen Betonmauer und gigantischem Stacheldraht abgeriegelt…“, so ihre Antwort.

Unsere Leser wissen natürlich, dass es sich hierbei um Desinformationen handelt, die Frau Thieler-Küchle vielleicht aus dem Internet gezogen oder sich hat aufdrängen lassen. Ein Überblick in seriöse Medien, wie z.B. die JÜDISCHE RUNDSCHAU hätte gereicht, sich selbst ein wahrhaftiges Bild der Lage in Israel zu machen.
Die Ausstellung „Palestine in the Shade“ dient der Falschinformation und anti-israelischen Propaganda. Davon ist schon auszugehen, wenn die wenig friedensstiftende „Pax Christi“-Organisation mit im Boot sitzt.

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