Migranten-Milieus sind in Sachen Antisemitismus dort, wo die Deutschen 1933 waren  

Februar 8, 2016 – 29 Shevat 5776
Die bösen Flaschengeister

Von Jennifer Nathalie Pyka

Es ist noch gar nicht lange her, da trafen sich mehrheitlich junge wie perfekt integrierte Migranten Tag für Tag auf Deutschlands Straßen, um für „Frieden in Palästina“ zu demonstrieren. Der im Sommer 2014 stattfindende Gazakrieg, so verlautbarte es der Medienwald, mache die Teilnehmer schlicht und ergreifend „wütend“, und Wut brauche schließlich ein Ventil. Schon bald hieß es nicht mehr nur „Kindermörder Israel“ oder „Allahu Akbar“, sondern auch „Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein!“.

Ein bedauerlicher Vorfall, der als genauso singulär galt wie mit Flaschen beworfene Pro-Israel-Demonstranten, ein missglückter Brandanschlag auf eine Synagoge in Wuppertal und eine Polizei-Aktion in Frankfurt, im Rahmen derer die zuständigen Beamten den Demonstranten gleich mal den eigenen Lautsprecher zur Verfügung stellten, um die Situation zu „beruhigen“.

Es war kein Bürgerkrieg, es sah einfach nur so aus
Auch nebenan in Frankreich war Einiges geboten. Hie und da wurde ein bisschen Feuer gemacht, was besonders gut mit Israelflaggen und Autos funktionierte. Parallel dazu stürmten nordafrikanische Friedensaktivisten das jüdische Viertel Sarcelles, um dort fröhlich zu randalieren. Natürlich handelte es sich dabei nicht um Szenen eines Bürgerkriegs. Es sah einfach nur so aus. Dass es in „failed states“ wie Berlin nicht so weit kam, liegt vermutlich auch daran, dass es dort überhaupt kein jüdisches Viertel mehr gibt, dessen Fensterfassaden sich zertrümmern ließen.

Seitdem ist viel passiert. Deutschland verzeichnet mehr als eine Million neuer Mitbewohner aus Teilen Afrikas und dem Orient, die zunächst irrtümlicherweise für die Rettung der Rentenkasse gehalten wurden. Dafür allerdings tun uns die Flüchtlinge allerhand psychohygienische Gefallen. Kraft ihrer bloßen Anwesenheit auf deutschem Boden verhelfen sie uns zu moralischer Überlegenheit. Jede Turnhalle verwandelt sich in einen magischen Ort, an dem sich die private Altkleidersammlung gegen ein gutes Gewissen eintauschen lässt.

Nun stellt sich jedoch heraus, dass sich einige Neu-Flüchtlinge in Köln als polizeibekannte nordafrikanische Antänzer tarnten, um auf diese Weise an Silvester Frauen kollektiv sexuell zu belästigen und auszurauben. Die Tatsache, dass das nicht nur in Köln, sondern in nahezu jeder größeren deutschen Stadt so oder so ähnlich gehandhabt wurde, tut der arabisch-deutschen Symbiose allerdings keinen nennenswerten Abbruch. Bis es so soweit kommt, müsste sich erst ein Syrer der Steuerhinterziehung schuldig gemacht haben.

„Es werden lediglich die Grenzen zwischen verschiedenen Lebensstilen ausgelotet“
Stattdessen erfährt man etwa im Berliner „Tagesspiegel“, in Köln sei lediglich „eine „Freistil-Situation“ entstanden, in der die Grenzen zwischen [diesen] verschiedenen Lebensstilen ausgetestet worden seien“. Eine interessante Interpretation, die mit der Realität genau so viel zu tun hat wie die erste Pressemeldung der Kölner Polizei, wonach die Silvesternacht „weitgehend friedlich verlaufen“ sei. Andererseits sind derlei Theorien auch nicht ungewöhnlich für eine parallele Mediengesellschaft, in der die antisemitischen Groß-Veranstaltungen des Sommers 2014 wahlweise als Friedensbewegung oder „Zusammenrottung erlebnisorientierter Jugendlicher“ gehandelt wurden.

Die Flüchtlinge hingegen, so scheint es, verfügen offenkundig über eine wundersame Gabe. Sie verhelfen uns dazu, endlich selbstkritisch all jene deutschen Abgründe zu adressieren, die viel zu lange verschwiegen wurden.

„Sexuelle Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, vor allem ein bayerisches“
Unsere Schutzsuchenden importieren Antisemitismus? Aber nein, den haben wir ohnehin schon im eigenen Land. Die überwiegend männlichen Asylbewerber bringen möglicherweise ein bedenkliches Frauenbild mit? Wie infam! Sexuelle Gewalt ist schließlich ein gesamtgesellschaftliches Problem, vor allem ein bayerisches. Ganz gleich, um welches Gastgeschenk es sich handelt - wir haben es schon viel länger.

Das wiederum ist ja grundsätzlich nicht falsch. In Sachen Antisemitismus hat es seit 70 Jahren niemand geschafft, den Rekord der Deutschen zu brechen. Und Frauen, die ohne Zustimmung ihres Gatten keinen Job antreten dürfen, hat man auch schon mal in Deutschland angetroffen. Genauso übrigens wie in Polen, Frankreich oder den Vereinigten Staaten. Allerdings ist das nun schon etwas länger her. (...)

Und wer in Deutschland fremde Frauen auf offener Straße nach Kölner Vorbild entkleidet, zählt zu einer Minderheit im Promille-Bereich. Wer dagegen mit einem Migrationshintergrund ausgestattet ist, der viel mit Machokultur und wenig mit Alice Schwarzer zu tun hat, der greift nicht einfach nur zu – der findet auch mühelos hunderte Männer, die euphorisch mitmachen, mindestens aber tatenlos zusehen und so de facto rechtsfreie Räume schaffen. Im Gegensatz dazu tut sich der einzelne Wiesnzelt-Grapscher dann doch etwas schwer. Mit so viel Unterstützung kann er eher nicht rechnen.

Vielleicht ist dieser Unterschied nicht ganz nebensächlich, wenn es um die Frage geht, wie die Kölner Domplatte zum Tahrirplatz mutieren konnte. Wo sexuelle Gewalt innerhalb von Milieus und Communities auf Akzeptanz trifft, da tritt sie auch vermehrt auf. Sie lässt sich dann ebenso hervorragend in Gruppen anwenden. Schämen muss man sich ja nicht. Wenn sie zusätzlich auf lasche oder fehlende strafrechtliche Verfolgung trifft, gilt das freilich umso mehr. Eine unbegleitete Frau zu „begrapschen“ mutiert zu der Selbstverständlichkeit, mit der andere bei Grün über die Ampel fahren.

Man kann den Deutschen vieles vorwerfen. Aber verglichen mit den islamisch geprägten Gesellschaften, aus denen nahezu alle Flüchtlinge kommen, haben sie ihre Flaschengeister mittlerweile relativ gut im Griff. Das nennt man Zivilisation. Im Vergleich dazu befinden sich manche Migranten-Milieus in Sachen Antisemitismus dort, wo die Deutschen 1933 waren. Und in puncto Frauenrechte müsste man eigentlich vielerorts bei null anfangen. Was schwierig wird, da es in der islamischen Welt keinen Immanuel Kant, und dementsprechend auch keine Suffragetten gibt, die nicht umgehend inhaftiert würden. Dafür aber ein Patriarchat, das im Zuge seiner Beseitigung auf beträchtliche Privilegien verzichten müsste.

Ein empathiefreier Reste-Rampen-Feminismus
Da hilft es den Vertretern der Machokultur freilich sehr, dass Deutschland lediglich über einen empathiefreien Resterampen-Feminismus verfügt, der nichts mehr riskieren will. Der sein Ziel im eigenen Land erreicht hat und nun erfolgreich für Unisex-Toiletten, Binnen-Is und Quoten kämpft, anstatt sich mit Frauenrechtlerinnen aus Teheran und Zwangsehefrauen in Berlin-Neukölln zu solidarisieren. Hinzu kommt eine Intelligentsia, die nicht zwischen Handkuss und Vergewaltigung unterscheiden kann.

Für die neu eingereisten Antisemiten hingegen haben wir Antisemitismusexperten, die tagein tagaus damit beschäftigt sind, die Muslime zu den „neuen Juden“ zu küren. Und falls all das nicht klappt, so bieten wir auch großartige Integrationskurse an, in denen wir uns gegenseitig das Grundgesetz in mehreren Sprachen vorlesen. Lauter tolle Dinge also, die dringend benötigt werden, wenn die Anhänger des Islams eines Tages damit beginnen sollten, kollektiv ihre Werte und Normen zu hinterfragen.

Solange müssen eben das das Oktoberfest und weitere gesamtgesellschaftliche Altlasten bewältigt werden. Das zumindest dürften wir schaffen.

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