Ein Tag der Hilfe bei Asylbewerbern im Rahmen des „Mitzvah Days“  

Dezember 4, 2015 – 22 Kislev 5776
Besuch im Rathaus Wilmersdorf

Von Tobias Rötter

Es ist das heißeste Eisen der Republik: Die Debatte um Asyl und Zuwanderung. Die einen warnen, die anderen warnen wiederum vor denjenigen, die warnen. Und nur in einer Sache sind sich in diesen politisch hitzigen Zeiten alle einig: Die jeweils andere Seite ist a) dumm, b) gefährlich und c) verdient sie es nicht, dass man ihr Gehör schenkt.

In dieser aufgeladenen Atmosphäre ist es schön Menschen zu begleiten, die ganz unpolitisch einfach nur Gutes tun wollen.

Zu diesen „Machern des Guten“ gehören die Beter der Synagoge am Fraenkelufer. Unter der Leitung der umtriebigen Nina Peretz haben sie Sach- und Geldspenden für Asylsuchende gesammelt, die sie nun im Rahmen des „Mitzvah Days“ den Menschen im alten Rathaus von Wilmersdorf brachten.

Die Beter versteckten ihre jüdische Identität nicht, einige von ihnen trugen Kippa, der Davidstern auf den T-Shirts der Helfer war unübersehbar. Von Feindlichkeit oder Ablehnung der jüdischen Helfer durch die zumeist moslemischen Asylsuchenden war nichts zu bemerken. Im Gegenteil: Iranische Frauen mit Kopftuch freuten sich sehr, dass die jüdischen Helfer ihren Kindern etwas Unterhaltung in Form von Spielen boten, und den Kindern war die religiöse Zuordnung der Helfer ohnehin gleichgültig.

Unterstützt wurden die Gemeindemitglieder vom Fraenkelufer von ihrer Partnerorganisation „Morus14“, einer Gruppe, der auch einige arabische Jugendliche angehörten, die natürlich sehr einfach mit den zumeist ebenfalls arabischen Asylbewerbern kommunizieren konnten. Morus14 ist ein Jugend- und Gemeinschaftshaus, das sich in Neukölln für Bildung, Kultur und Gewaltprävention engagiert. Im Projekt „Shalom Rollberg“ arbeiten junge Israelis (meist ehrenamtlich) mit den Kindern und Jugendlichen im Kiez und setzen sich somit unter anderem für Antisemitismusprävention ein.

Mehr jedoch als über alle materiellen Spenden schienen sich die Asylsuchenden über die bloße Anwesenheit ihrer Helfer zu freuen. Gesichtsmalerei, Fußballspielen und Schnittchen – eine große Party grade aus der Sicht eines Kindes!

Während die Männer im Heim gelangweilt, aber friedlich wirkten, sprühten die Kinder geradezu vor Energie. Ihnen scheint der Aufenthalt in dem steril wirkenden Ex-Rathaus am wenigsten auszumachen und wenn man sie auf den langen Fluren toben sieht, muss man unwillkürlich an einen großen Kindergarten denken. Ihre Mütter wiederum waren froh, dass die Kleinen beschäftigt waren.

Es ist ganz egal, welche politische Meinung man in aktuellen Debatte vertritt – fest steht, dass die „Fraenkelufler“ und „Morus14“ voller guten Willens etwas Gutes getan haben – nämlich Freude gegeben.

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