Ludwig Börne – Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit  

Juli 7, 2016 – 1 Tammuz 5776
Weltenbürger und Patriot

Von Claudia Trache

Ludwig Börne zählte neben Heinrich Heine und Georg Büchner zu den führenden Vertretern der Vormärzliteratur. Er war Deutscher und Jude, Freiheitskämpfer und Patriot, revolutionärer Demokrat, politischer Journalist und Begründer des modernen Feuilletons. Er selbst bezeichnete sich als Zeitschriftsteller und deutsch-jüdischen Weltenbürger.

In seinen frühen Schriften behandelte er in erster Linie die Judenfrage. Als sich die politische Lage der Juden besserte, betrachtete er die Situation der deutschen Gesellschaft insgesamt. Er verfasste zahlreiche Aphorismen, „Ein bunter Reigen spöttischer Einfälle und eigenwilliger Ideen,…“ (S. 85, Helmut Bock: Ludwig Börne, 1962). Darin reflektierte er seine eigene Person und äußerte seine Ansichten über Literatur, Politik und Philosophie. Des Weiteren bevorzugte er Skizzen, Essays, Kritiken, Satire und Humoresken, vor allem aber auch Briefe, um sich zum Zeitgeschehen zu äußern.

1818 gegründete er seine Zeitschrift „Die Wage“, die in ganz Europa berühmt wurde. Bis 1821 erschienen 13 Hefte. Im Vorfeld ließ er seinen Namen von Louis Baruch in Ludwig Börne ändern und trat zum christlichen Glauben über. Ludwig Börne war ein Verfechter des bürgerlichen Fortschritts, setzte sich für Presse- und Meinungsfreiheit ein. 1830 siedelte er, angetrieben von der Juli-Revolution, nach Paris über, wo er am 12. Februar 1837 starb. Er war Frankreich dankbar verbunden, brachte doch bereits die Französische Revolution (1789-1799) den Juden die Befreiung, erschloss aber auch dem deutschen Volk die bürgerliche Epoche. Berühmt wurden seine „Briefe aus Paris“, eine Korrespondenz mit Jeanette Wohl, die er 1816 kennenlernte. Sie wurde seine Freundin, Vertraute, Lektorin und letztlich seine Nachlassverwalterin. In den 112 Briefen, die zwischen 1831 und 1834 erschienen, fing er die politischen und gesellschaftlichen Stimmungen und Ereignisse dieser Revolutionsjahre ein, wurde so zu einem Chronisten jener Zeit.
Deutsch-Jüdischer Weltenbürger
Geboren wurde Ludwig Börne als Juda Löb Baruch im Mai 1786 in Frankfurt/Main in der Judengasse. Über seinen genauen Geburtstag gibt es verschiedene Angaben, die vom 6. Mai, über den 22. Mai bis hin zum 24. Mai reichen. Er wurde in das Judenregister eingetragen, war nicht als vollberechtigter Bürger der Reichsstadt Frankfurt anerkannt. Sein Vater Jakob Baruch war ein wohlhabender Bankier und Kaufmann sowie ein angesehener Hof- und Finanzagent. Er vertrat die Israelitische Gemeinde nicht nur auf dem Reichsdeputationshauptschluss 1803, sondern auch 1814/15 im Umfeld des Wiener Kongresses. Bereits sein Großvater Simon Baruch war Geschäftsagent bei der Deutschordenskomturei in Neckarsulm und hatte enge Beziehungen zum Hofe des Kölner Kurfürsten sowie zur Wiener Hofburg.

Ludwig Börne wuchs in einer sehr religiösen, orthodoxen Familie auf. Er erhielt, wie seine vier Geschwister, Unterricht vom Hauslehrer Jakob Sachs. Seine schulischen Leistungen ließen zu wünschen übrig. Nach dem Willen des Vaters stand religiöser Unterricht im Vordergrund. Dennoch erfuhr Ludwig Börne durch seinen Hauslehrer, der ein begeisterter Anhänger Moses Mendelssohns war, eine recht offene Erziehung. Bereits der ganz junge Börne beobachtete sein gesellschaftliches Umfeld genau und nahm die ungleiche Behandlung von Juden und Christen wahr. Von 1800 bis 1802 besuchte Börne auf Wunsch des Vaters das Erziehungsinstitut in Gießen und genoss eine gymnasiale Ausbildung. Bereits in Gießen kam er mit weltoffenen Ansichten in Berührung.

Mediziner statt Kaufmann
Da er nicht die kaufmännische Familientradition fortsetzen wollte, entschied der Vater, dass er Medizin studieren solle, eine der wenigen Möglichkeiten, die sich Juden zur damaligen Zeit boten. So ging Börne 1802 nach Berlin und wohnte bei Marcus und Henriette Herz. Marcus Herz war Arzt am jüdischen Krankenhaus und der führende Vertreter der jüdischen Reformbewegung. Bereits 1803, nach dem Tod von Marcus Herz, ging er nach Halle, um seine Ausbildung fortzusetzen. Die politischen Entwicklungen der kommenden Jahre ermöglichten es Börne, das ungeliebte Medizinstudium aufzugeben und sich den Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaften zuzuwenden. 1806 wurde der Rheinbund gegründet, in dem sich 16 deutsche Staaten unter französischer Besatzung zusammenschlossen. Damit erhielten die Juden mehr Rechte.

Napoeleon brachte den deutschen Juden Freiheit
Als Jude empfand Ludwig Börne viel Sympathie für Napoleon, da die Juden in Frankreich die bürgerliche Gleichberechtigung erhalten hatten. Börne setzte sein Studium in Heidelberg fort und promovierte schließlich 1808 in Gießen zum Doktor der Philosophie. Daraufhin kehrte er nach Frankfurt zu seinen Eltern zurück. Im 1810 gegründeten Großherzogtum Frankfurt wurde nach großem Kampf die Gleichberechtigung der Juden erreicht. Damit ergab sich für Ludwig Börne die Möglichkeit in den Staatsdienst zu treten. So wurde er im November 1811 Aktuar bei der Frankfurter Oberpolizeidirektion, wo er bald die Leitung der Registratur übertragen bekam. Mit den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1814/15 war es jedoch schnell wieder vorbei mit der Gleichberechtigung der Juden. Der sogenannte Code Napoléon wurde aufgehoben und damit die bürgerlichen Reformen der Napoleonzeit wieder eingedämmt. Im März 1815 wurde damit auch Ludwig Börne aus dem Staatsdienst wieder entlassen. Es gelang ihm jedoch eine Rente für sich auszuhandeln. (…)

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