Das Herzog-Lager versucht Enklaven ohne Juden zu schaffen  

April 7, 2016 – 28 Adar II 5776
Und plötzlich sind Israels Linke gegen Multikulti

Von Ulrich Jakov Becker

(…) Der neue „Abtrennungsplan“ ist eigentlich der alte „Beendet-die-Besatzung-bis-auf-ein-paar-kleine-Blöcke-Plan“ nur mit einem entscheidenen Unterschied:
Damals schunkelte man mit Palituch auf dem Rabinplatz zu hebräisch-arabischen Liedern, trunken von „Schalom/Salam“, angeekelt von der eigenen „Besatzung“ und dem „beherrschten Volk“, das man entlassen wollte und ihm „sein Land“ wiedergeben, um dann in alle Ewigkeit friedlich und freundlich Schulter an Schulter zu leben und sich ab und zu gegenseitig weiße Tauben zuzuschicken.

Heute betont die Linke dagegen lautstark, dass dieselbe Landabgabe nicht etwa aus Menschen-, Feindes- oder Friedensliebe, oder für eine eventuelle Gerechtigkeit der Sache durchgeführt werden müsse, sondern aus ganz dringenden, und höchst egoistischen nationalen Interessen.

Apokalyptisch beschreiben sie die furchtbare „zweivölkische“ Einstaatenlösung, die wegen den ollen „Siedlungen“ im Westjordanland vor der Tür stehe, und mit all den Arabern daherkomme, mit denen man dann verdammt wäre für immer zusammenleben zu müssen. Man solle die Araber lieber abspalten, bevor es zu spät ist, denn sonst würde ein „jüdischer und demokratischer Staat“ vor dem Aus stehen.

Die „Rechte“ laufe blind und dumpf territorialen Träumen und Interessen hinterher und verbeiße sich in Land, das Israel nur Millionen ungewollte Araber bescheren würde. Wer ein wenig Verstand hätte (wie „Linke“), müsse doch sehen, dass man so schnell wie mögliche beide – Land und Araber – über Bord werfen müsse, damit das israelische Schiff nicht untergeht.

Was ist hier auf einmal los? Wo ist die Araberfreundlichkeit der Linken geblieben? Wo die Selbstgeißelung und die Verklärung der arabisch-moslemischen Kultur? Woher diese plötzliche Aversion?

General Eyal Ben-Reuven, Knessetabgeordneter der „Zionistischen Union“, erklärte in einem Radiointerview: „Natürlich hat die Regierung Schuld am Terror.“ Ihre rein taktische Bekämpfung des Terrors sei sinnlos. Nur der Abtrennungsplan seiner Partei würde helfen. Auf die Frage, wie genau er sich diesen Plan z.B. im dem gemischten Jerusalem vorstelle, antwortete er:
„An diesen 28 [arabischen] Dörfern haben wir keinerlei Interesse und keinerlei Verwendung für diese Dörfer. Sie sind nur eine Last für uns und es gibt keinen Grund, dass wir uns um sie kümmern sollten.“

Die Armee könne Grenzen beschützen, aber nicht Bevölkerungsgruppen im Inneren auseinanderhalten, und dieses Dorf von jenem trennen. Und deswegen sei ihr Plan die einzige Antwort auf die Frage, was gut für Israel ist.
Ein „Erfolgsversprechen“ könne er dabei auch nicht geben, aber eine „Chance auf Erfolg“. (Wie gesagt - die „Linke“ hat ein Abo auf Hoffnung.) Der Moderator hakte nach, ob in Gasa nicht so ein Abzug ganz gegenteilige Ergebnisse brachte? Nein, in Südisrael sehe es heute viel besser und sicherer aus als vor dem Abzug. Aha. Ich vergaß oben bei der Charakterisierung des „linken“ israelischen Lagers also noch: „Leichter Wirklichkeitsverlust“. Gerade gestern flogen die Raketen wieder.
Der Parteiführer der „Zionistischen Union“ Herzog (Zitat vor der Wahl: „Ich werde Netanjahu besiegen.“ und „Ich bin der nächste Premier.“) nutzte den Besuch von US-Vizepräsident Biden gerade für das gleiche Mantra: „Nur eine Abtrennung wird den Terror beenden. Wenn wir uns nicht von den Palästinensern abtrennen werden hier weiter Juden ermordet.“

Sein Parteigenosse Chasson kommentierte unterdessen einen schweren Schusswaffenanschlag in Jerusalem in diesem Monat: „Schon wieder ein Schusswaffenanschlag gegen Juden in Jerusalem als Konsequenz des Versagens des Sicherheitskonzepts von Mr. Sicherheit [Netanjahu]. Die israelische Regierung weigert sich die palästinensischen Dörfer um Jerusalem aus Israel herauszunehmen und das ist das Ergebnis. […] Wenn Netanjahu und der Likud darauf bestehen, Palästina mit dem jüdischen Jerusalem zu verbinden, sollten sie sich nicht wundern, wenn Juden in der israelischen Hauptstadt tagtäglich erstochen werden.“

Zur Klarstellung sollte nochmal gesagt werden, dass es ich bei diesen Zitaten nicht um Produkte des Propagandaverantwortlichen der PA, der Hisb'Allah oder des Irans handelt, sondern um Aussagen israelischer Knessetabgeordneter, die behaupten israelische Interessen besser vertreten zu können als die jetzige (böse) „rechte“ Regierung. (…)

Komplett zu lesen in der Druck- oder Onlineausgabe der Zeitung. Sie können die Zeitung „Jüdische Rundschau“ hier für 39 Euro im Papierform abonnieren oder hier ein Onlinezugang zu den 12 Ausgaben für 33 Euro kaufen.


Sie können auch diesen Artikel komplett lesen, wenn Sie die aktuelle Ausgabe der "Jüdischen Rundschau" hier online mit der Lieferung direkt an Sie per Post bestellen oder jetzt online für 3 Euro statt 3,70 Euro am Kiosk kaufen.

Brief an die Redaktion schreiben

Soziale Netzwerke