Das Ende der kostenlosen Einweg-Plastiktüte in Israel  

Mai 11, 2016 – 3 Iyyar 5776
Umweltschutz steht in alter jüdischer Tradition

Von Patrick Casiano

Es raschelt unaufhörlich an Israels Supermarktkassen. Zumeist werden nur zwei – oder maximal drei – Produkte in eine Einweg-Plastiktüte gepackt, die sehr viel mehr fassen würde.

Am 1. Januar 2017 wird in Israel ein neues Gesetz in Kraft treten, demzufolge Geschäfte eine Gebühr von 10 Agorot (etwa 2,4 Cent) für jede Einweg-Plastiktüte erheben müssen und diese nicht mehr gratis an ihre Kunden ausgeben dürfen. Dieses neue Gesetz ist Teil einer breiten gesellschaftlichen Tendenz hin zu mehr Umweltbewusstsein. Trotz einiger Fortschritte, die in den letzten Jahren auf diesem Gebiet erzielt wurden, hängt Israel dennoch vielen der anderen entwickelten Industrienationen hinterher. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Einweg-Plastiktüten wird für den durchschnittlichen Israeli auf 275 Tüten pro Jahr geschätzt. Im Vergleich dazu liegt diese Zahl in Deutschland bei nur 75. International beginnt die Variationsbreite mit Dänemark und Finnland, deren Bewohner jährlich nur 4 Einweg-Plastiktüten verbrauchen und reicht bis zu den Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Portugal – als einzige Ausnahme nicht in Osteuropa – die alle etwa gleichauf bei einem Verbrauch von über 460 Tüten pro Person das weltweite Schlusslicht bilden. Ein extremer Unterschied angesichts der geringen Entfernung von nur 85 km besteht zwischen Helsinki und Tallinn.

Zur Umsetzung des am 29. März 2016 in der Knesset beschlossenen Gesetzes müssen die Geschäfte den für die Tüten berechneten Betrag auf dem Kassenzettel ausweisen und dem Umweltministerium vierteljährige Berichte über ihren Verbrauch an Tüten einreichen. Bei Nicht-Befolgung drohen finanzielle Strafen.

Umfragen zufolge befürwortet die Mehrheit der Israelis das neue Gesetz. Geäußerte Kritik betrafen vor allem den zu geringen Betrag von nur 10 Agorot (2,4 Cent), da angenommen wird, dass dieser nicht ausreichend ist um eine Änderung im Konsumverhalten zu verursachen. Dem ursprünglichen Gesetzesentwurf zufolge hätte der Preis bei 30 Agorot liegen sollen.

Umweltbewusstsein wird häufig als Monopol der links-liberalen politischen Richtung angesehen. Im Falle der Republikaner und Demokraten in den USA mag dies auch zutreffen. In Israel stimmt dies hingegen nicht. Die religiösen jüdischen Quellen, die für die Konservativen so richtungsangebend sind, enthalten viele Spuren eines frühen Umweltbewusstseins.

Im 5. Buch Moses, Kapitel 20, Verse 19-20 ist von einem Kriegsszenario die Rede. Während man eine Stadt belagert, darf man nicht die umliegenden Obstbäume fällen. Sicherlich wäre es militärtaktisch gesehen ein kluger Schritt die Obstbäume gerade doch zu zerstören. (…)

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