Zum Trauer- und Fastentag am 22. Juli – dem 9. Aw  

Juli 6, 2018 – 23 Tammuz 5778
Tischa beAw: Ein Tag voll Kummer

Der 9. Aw ist ein Fasten- und Trauertag in Erinnerung an die Zerstörung des ersten und des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem.
Laut TaNaCh wurde der erste Tempel vom babylonischen König Nebukadnezar im Jahre 586 v.d.Z. am 7. Aw bzw. am 10. Aw zerstört. Jedoch entschieden sich die religiösen Autoritäten schon ziemlich früh (wahrscheinlich noch in der Epoche vor der Mischna), dass die Trauer deswegen am 9. Aw gehalten werden soll. Ihrer Meinung nach (was später auch vom Talmud übenommen wurde), haben die babylonische Eroberer am 7. Aw den Tempel betreten, drei Tage lang dort gewütetet, am späten Nachmittag des 9. Aw den Tempel angezündet, so dass der Tempel den ganzen 10. Aw brannte.

Nach der Meinung von Josephus Flavius fiel die Zerstörung des zweiten Tempels auf den 10. Aw. Jedoch hält der Talmud auch in diesem Fall den 9. Aw als das Datum der Zerstörung fest. Entsprechend der Überlieferung, die in der Mischna niedergeschrieben wurde, passierten an diesem Tag noch drei weitere große Unglücke: „Über unsere Väter (die aus Ägypten herausgeführt wurden) wurde beschlossen, dass sie nicht in das Land (Israel) einziehen dürfen, die Stadt Beitar wurde von Römern eingenommen, und die heilige Stadt (Jerusalem) wurde umgepflügt“.

Vertreibung der Juden 1492 aus Spanien
Entsprechend der Überlieferung aus dem Mittelalter fand die epochale Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 auch an einem 9. Aw statt. Deshalb wurde dieser Tag aus jüdischer Perspektive zum Symbol aller Verfolgungen und Unglücke.
Alle Gesetze und Bräuche, die den 9. Aw betreffen, sind in „Mischne Torah“ von Maimonides und in „Schulchan Aruch“ von Rabbi Josef Karo kodifiziert. Das Hauptmerkmal dieses Tages ist, dass die Trauergesetze für alle Juden den Trauergesetzen beim Verlust eines nahen Verwandten gleichen.
Diese schwere Trauer beginnt schon am Vortag (8. Aw) mit dem Sonnenuntergang und dauert bis zum Sternenaufgang am nächsten Tag. Die letzte Mahlzeit vor dem Fastenanfang soll nur aus Brot und Salz bestehen, Fleisch und Wein sind dabei nicht erlaubt.

Die Fastenregeln
Folgende Regeln gelten während des gesamten Fastens: kein Essen, kein Trinken; kein Baden (man darf die Hände nur von Schmutz reinigen), kein Geschlechtsverkehr, keine Parfüme nutzen. Verboten ist auch das Tragen von Lederschuhen, Arbeit oder eine Beschäftigung, die von der Trauer ablenken würde. Bis zum Mittag des 9. Aw darf man entweder auf den Boden oder auf einem kleinen Hocker sitzen, bequemes Sitzen auf Stühlen ist verboten. Auch das Thora-Lernen ist nicht erlaubt, weil das Lernen der Thora Freude und Vergnügen bringt. Jedoch darf man die Texte lesen, in denen es um Leid und Kummer geht: das Buch der Klagelieder („Sefer Ejcha“), Midrasch Rabah zu diesem Buch, das Buch von Hiob, 3. Buch Moses 26:14-42, Abschnitte aus dem Buch von Jeremia und hagadische Texte aus dem Talmud, in denen von der Zerstörung Jerusalems berichtet wird.
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