Der vergessene Krieg in Israel: Nach dem 6-Tage-Krieg von 1967 schwiegen die Waffen noch lange nicht  

August 4, 2017 – 12 Av 5777
The War of Attrition

Von Tal Leder

Nach dem berauschenden Sieg der Israelis im Sechs-Tage- Krieg von 1967 schwamm das Land auf einer Welle der Euphorie. Vor allem sein Militär, die Zahal oder IDF galt fortan als unschlagbar. Dieser „glücksbesoffene“ Zustand endete spätestens mit dem Jom-Kippur-Krieg von 1973, sechs Jahre später. Doch zwischen diesen beiden Konflikten gab es einen Krieg in Israel, der oft in Vergessenheit gerät, obwohl er die längste Auseinandersetzung in der doch noch so jungen Geschichte des jüdischen Staates ist. Die Rede ist vom sogenannten „Abnutzungskrieg.“

Als im Juni 1967, nur 19 Jahre nach seiner Staatsgründung, der kleine jüdische Staat vor seiner Vernichtung stand, startete es einen Präventivschlag gegen mehrere arabische Armeen, dessen Kriegsausgang die Geopolitik des Nahen Ostens bis zum heutigen Tag beeinflusste. In nur sechs Tagen eroberte Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, Judäa und Samaria sowie den Ostteil von Jerusalem.

Scherzte man eine Woche vorher noch sarkastisch, dass der „Letzte im Flughafen Lod das Licht ausmachen sollte“, so erlebte das damals noch recht junge Israel einen noch nie dagewesenen Erfolg. 22 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Schoah sah man seine eigenen Streitkräfte als die „beste Armee der Welt“. Man war wie berauscht vom Sieg über seine Nachbarstaaten.
Die Menschen sprachen vom Beginn des ewigen Friedens und Gesangsgruppen des Militärs trällerten Lieder wie „... die Sonne wird jetzt über Gaza und Rafah aufgehen…“.

Die Vereinten Nationen, sowie die USA und die UdSSR versuchten vergeblich, eine diplomatische Lösung für den Konflikt zu finden. Diplomatische Mittel führten jedoch zu nichts. Am 1. September 1967 kam es in Khartum zu der berühmten „Dreimal-nein-Resolution“, in der alle arabischen Staaten erklärt hatten „keinen Frieden mit Israel, keine Anerkennung Israels und keine Verhandlungen mit Israel“ zu wünschen, und welche die Basis der Außenpolitik der arabischen Staaten bis zum Jom- Kippur-Krieg im Jahre 1973 bestimmte. Der ägyptische Präsident Nasser erklärte, dass es klar sei, dass „was durch Gewalt genommen wurde, durch Gewalt zurückgewonnen werden muss.

Dank der Sowjets war Ägypten bald wieder so stark wie vor dem 6-Tage-Krieg
Hunderte von sowjetischen Militärberatern und Piloten kamen nach Ägypten. Die kommunistische Supermacht lieferte Flugzeuge, Artillerie und Waffen aller Art nach Kairo und schon ein halbes Jahr nach der schmerzlichen Demütigung vom Junikrieg 1967, hatte sein Militär fast schon die gleiche Stärke wie vor dem Krieg erreicht.

Da sich die Ägypter noch nicht hundertprozentig für eine neue Eskalation gerüstet fühlten, war es die Strategie von Nasser, Israel mit seiner relativ kleinen Bevölkerung schmerzliche Verluste zuzufügen. In einem Interview sagte er: „Wenn es dem Feind gelingt, uns einen Verlust von 50.000 Mann zuzufügen, so können wir dennoch weiterkämpfen, weil wir menschliche Reserven haben. Wenn es uns gelingt, ihm einen Verlust von 10.000 Mann zuzufügen, wird er sich unvermeidlich in einer Situation wiederfinden, wo er aufhören muss zu kämpfen, weil er keine menschlichen Reserven hat.“

Doch obwohl die Israelis vor allem der ägyptischen Armee auf ganzer Linie eine Niederlage zufügte und sie demütigte, wurde Nassers Armee weder total vernichtet, noch hatte die ägyptische Führung den Appetit verloren, sich zu reorganisieren, um sich an dem jüdischen Staat zu rächen. Und selbst der damalige Verteidigungsminister Mosche Dajan prophezeite eine Fortsetzung der Auseinandersetzungen mit Ägypten.

Und diese fanden schon knapp einen Monat später statt. Im Juli 1967 wurden mehrere israelische Stellungen auf der eroberten Sinai-Halbinsel zu Lande, zu Wasser und in der Luft angegriffen. Die Antwort der Israelis ließ nicht lange auf sich warten und konnte die Angreifer zurückdrängen.

47 israelische Matrosen starben
Der erste große Zwischenfall zwischen den beiden Ländern nach dem „Junikrieg“ fand mit der Versenkung des israelischen Zerstörers „Eilat“ durch ägyptische Raketenboote am 21. Oktober 1967 statt. 47 israelische Matrosen starben dabei.

Solche Scharmützel sollten sich an fast allen Grenzen Israels bis zum Juni 1968 ereignen, als Nasser dann auch offiziell den Waffenstillstand beendete und dem jüdischen Staat den Krieg erklärte. Und dies tat er mit einem gut durchdachten Plan, welcher einen totalen Krieg gegen Israel in drei Hauptphasen vorsah: Die erste war das „Aushalten“ oder die „Standhaftigkeit“, dann der „Zustand der Abschreckung“ und zum Schluss ein „totaler Abnutzungskrieg“ gegen Israel. Nassers Plan war, seinen Gegner nicht nur militärisch, sondern auch psychologisch zu treffen.

Die Israelis legen die ägyptische Stromversorgung lahm
Doch obwohl die Ägypter den Israelis durch heftiges Artilleriefeuer schwere Verluste zufügten, drangen israelische Spezialkommandos immer wieder tief in ägyptisches Territorium ein und zerstörten mehrere Stromübertragungsstationen. Dieser Erfolg brachte ungefähr ein halbes Jahr Ruhe an der Südfront. (…)

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