Vom (sub-)kulturellen jüdischen Innenleben in Judäa und Samaria  

April 7, 2016 – 28 Adar II 5776
Siedlermusik

Von Chaya Tal

Neben Politik, aktuellen Nachrichten, Leben unter Terror und Religion gibt es weitere interessante und vielschichtige Themen, welche ich Ihnen im Zusammenhang mit dem jüdischen Leben in Judäa und Samaria näherbringen möchte. Natur und Freizeit habe ich schon angeschnitten und auch einige Gesellschaftsthemen wie Frauen, Studium, Karriere und Wohltätigkeit.

Aber die jüdischen Israelis in Judäa und Samaria haben nach der Rückkehr in die alt-neue Heimat auch ihre eigene Kunst und Kultur entwickelt, welche langsam, aber sicher ins Bewusstsein der Obrigkeit rückt. „Siedlerkunst“ und „Siedlerkultur“ ist nichts Einheitliches, alles teilt sich in Subkulturen auf, verfolgt verschiedene Ideale und Ausdrucksweisen. Ich, als noch immer eine teilweise Außenstehende, fühle mich immer wieder voller Neugier in die neue Materie hinein. So beispielsweise in die “Siedlermusik”.

Siedlermusik? Gibt es so etwas? In den deutschen Medien ist speziell dieser Begriff natürlich noch nicht aufgetaucht – was aber angesichts der Stimmungsmache gegen Siedler auch kaum verwunderlich ist.

Zum Thema: Wir haben junge Leute in Judäa und Samaria – sogar ziemlich viele. Sie leben in unseren Städten und Dörfern, sind sehr musikalisch produzieren auch selbst Musik. Die Geschmäcker sind bei jedem verschieden und natürlich hat der Mainstream-Pop auch in die traditionsbewusste Gesellschaft nationalreligiöser Juden seinen Einzug gefunden. Es gibt aber nicht wenige unter ihnen, die ihr „eigenes Ding“ machen wollen und tatsächlich auch Kreativität und Talent vorweisen können. In den meisten Fällen sind diese Künstler, die sich entschieden haben selbst Musik zu machen und diese auch an die Öffentlichkeit zu bringen, in ihren 20ern und 30ern. Sie setzen in ihren Kompositionen in Wort und Klang Akzente auf Tradition, Spiritualität, Verbundenheit zur Natur, Idealismus und auf die Beziehung zwischen Gott und Mensch.

Die Lieder, die sie komponieren, bringen sie auf Hebräisch heraus. Die Texte, mit vielen Metaphern geschmückt, ermuntern zum Leben, zum Glauben und zur Hoffnung und drücken Liebe oder Sehnsucht zu dem Land und seiner Verbindung zum jüdischen Volk aus. Dabei machen die Musiker Gebrauch von Zitaten aus den Heiligen Schriften, ergänzen diese und wandeln sie zu neuen Texten um. Die Musikstile selbst vermischen akustische Instrumente – dabei sind die Gitarre und verschiedene Flötenarten sehr populär – und neueste Soundeffekte und finden ihre Inspirationen sowohl in mediterranen, fernöstlichen als auch europäischen Klängen.

Ich möchte hier einige der beliebtesten Musiker der Juden aus Judäa und Samaria und ihre Lieder vorstellen. Die Beispiel-Lieder auf Hebräisch habe ich für Sie ins Deutsche übersetzt, nach Möglichkeit in einer sinngemäßen Übersetzung.

Binyamin (Bini) Landau
Bini Landau ist eine Entdeckung der letzten sechs Jahre, obschon er als Künstler seit dem Jahr 2000 verschiedenen Projekten seine Stimme und sein Können geliehen hat. Von seinen Kritikern, soweit ich es den Rezensionen entnehmen konnte, wird er unter „authentische jüdische Musik“ mit Einflüssen aus Ethno und Rock eingeordnet. Zwei Alben hat der Musiker aus der Siedlung Havvat Ma’on in den Süd-Hevronbergen bisher herausgebracht und in beiden Alben, „Über die Grenzen hinweg“ (2010) und „Stiftszelt/Tempel“ (2013), widmen sich seine Lieder dem Thema Spiritualität. Das Genre „jüdische Musik“ bezieht sich in Israel nicht etwa nur auf Klezmer, wie man das aus der Musikszene in Deutschland kennt, sondern ist endlos dehnbar – darunter fallen ethnische Gesänge, von religiösen Weisen inspirierte moderne Musik, neu vertonte Texte aus der Liturgie, Kompositionen aus antiken Texten und Neuschöpfungen, und das mit Einflüssen sowohl aus dem Okzident, als auch aus dem Orient.

Vor der Veröffentlichung seines ersten Albums arbeitete Bini Landau mit Sängern wie Sinai Tur zusammen, z.B. an einem Album spiritueller hebräischer Gesänge („Piyyutim“ genannt). Sein Album „Über die Grenzen hinweg“ produzierte er im eigenen Studio bei sich, in Havvat Ma’on, schrieb Texte und Musik selbst, in Anlehnung an das „Hohelied Salomos“. Das Album wurde von einigen positiven Rezensionen aus der nationalreligiösen Gemeinschaft begleitet, fand jedoch keinen wirklichen Anklang und wurde unter anderem dafür bemängelt, eine geringe professionelle Qualität aufzuweisen und nach „Hügeljugend-Geplänkel“ zu klingen. Zumal hatte sich Bini Landau – passend zur „Hügel-Aura“ – einen alternativen Kleidungsstil, vielleicht in Anspielung auf biblische Zeiten, zugelegt: Schals, Wollhut, lange Gewänder, lange lockige Haare, Gitarre. (…)

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