Die Springer-Akademie geht unkonventionelle Wege in der geschichtlichen Aufklärung  

Dezember 13, 2016 – 13 Kislev 5777
„Sachor Jetzt!“ – Holocaust-Gedenken 2.0

Von Mike Delberg

Darf man im KZ snappen?
Diese Frage stellten sich die Volontäre der Axel Springer Akademie. Vor einigen Wochen erhielten die angehenden Jung-Journalisten eine durchaus knifflige Aufgabe: Seriösen Journalismus auf Snapchat präsentieren. Wie soll das funktionieren? Snapchat ist eine kostenlose Internetplattform, auf der es den Nutzern ermöglicht wird Fotos und kurze Videos an ausgewählte Freunde zu versenden, die sich nach dem Ansehen selbst „zerstören“. Auch das Erstellen von sogenannten „Stories“ ist eine beliebte Funktion. Hierbei sind die Aufnahmen 24 Stunden lang für alle Freunde sichtbar. Die meisten User sind Jugendliche und benutzen das Programm mehrmals täglich. „Wir wollten diese Zielgruppe bewusst mit einem Thema konfrontieren, das man sich im ersten Moment nicht auf einer solchen Plattform vorstellen kann“, sagt Abdullah Khan. Der 27-jährige ist einer der Initiatoren des Projekts und hat bereits durch eine spektakuläre Undercover-Reportage im Bundesministerium Migration und Flüchtlinge für Aufsehen gesorgt. „Der Holocaust und die Verfolgung von Juden im dritten Reich ist das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte. Wir, die heutige junge Generation, sind möglicherweise die Letzten, die noch mit Überlebenden sprechen können. Ihre Geschichten müssen weitererzählt werden“, so Khan. Deshalb begeben sich die sechszehn angehenden Journalisten auf eine einwöchige Reise durch die verschiedenen Facetten der europäisch-jüdischen Vergangenheit. So besuchen sie Gedenkstätten von Konzentrationslagern, fliegen in das ehemalige Ghetto in Minsk oder sprechen mit einer Überlebenden, gerettet durch Schindlers Liste. 

Holocaust im Unterricht
Seit Jahren diskutieren Lehrer und Bildungsexperten, wie zeitgemäß das Thema Holocaust in der Schule noch behandelt wird. Die Umwandlung der Shoa zu einem als vergangen betrachteten Teil der Geschichte, bereitet nicht nur der jüdischen Gemeinschaft große Sorgen. Wie bringen wir unseren Jugendlichen den Holocaust bei und wie schaffen wir es die immer größer werdende Distanz zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu überbrücken? "Sachor jetzt!" ist eine mögliche Antwort. Anstatt sich klassischer Varianten zu bedienen, sprechen die Springer-Journalisten die Jugend direkt an. Snapchat statt Schulbücher. Videos statt Frontalunterricht. 

Diesen Montag startete das innovative Social-Media-Projekt. Bis zum kommenden Sonntag (11.12.) kann man die spannenden Geschichten der jungen Volontäre verfolgen und das Springer-Team virtuell begleiten (Profilname: sachorjetzt). Aber aufgepasst: Nach 24 Stunden ist alles weg! Für all diejenigen, die noch nicht zur Snapchat-Gemeinschaft gehören oder eine Story verpasst haben gibt es jedoch Trost: Unter www.sachor.jetzt werden alle Aufnahmen samt Untertitelung nochmal online gestellt. 

Und zur Frage, ob man nun im KZ snappen darf, sagen wir: Bild dir deine Meinung! 

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