Die Israelin Gill Rosenberg kämpfte mit kurdischen Truppen gegen den „Islamischen Staat“  

August 7, 2015 – 22 Av 5775
Rückkehr einer Heldin

Die verkehrt herum aufgesetzte Baseball-Kappe ist ihr Markenzeichen. Das modische Accessoire durfte auch bei dem Gespräch mit den Politikern nicht fehlen. Als Gill Rosenberg Mitte Juli mit dem stellvertretenden Mi- nister Ajub Kara und anderen politischen Würdenträ- gern in der Knesset in Jerusalem zusammenkam, lagen neun lange Monate des Ausnahmezustands hinter ihr. Wenn die 31-Jährige von ihren Erfahrungen berichtet, tut sie dies mit ruhiger, unaufgeregter Stimme. Sie ist nicht schüchtern, aber doch zurückhaltend. Sie drängt sich nicht auf. Die Fragen der Politiker beantwortet sie ohne großes Ausschmücken. Das Medieninteresse ist sie inzwischen gewohnt. Schon bei ihrer Ankunft am Tel Aviver Ben-Gurion-Flughafen ein paar Tage zuvor standen die Journalisten Schlange.

Die in Vancouver an der kanadischen Westküste geborene und 2006 nach Israel ausgewanderte Gillian Chelsea Clarissa „Gill“ Rosenberg war im Krieg. Sie war an der Front in Syrien und im Irak. Mit dem Maschinengewehr als ständigem Begleiter hat sie im eiskalten syrischen Sindschar-Gebirge nächtelang Wache gehalten. Sie war auf riskanten Erkundungsmissionen. Sie ist an ihre körperlichen und psychischen Grenzen gegangen. Sie hat gekämpft. Zusammen mit kurdischen Peschmerga-Einheiten. Gegen die Terrormilizen des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS). Rosenberg war damit die erste weibliche Freiwillige überhaupt, die sich den Kurden in ihrem Kampf gegen die Islamisten angeschlossen hat. Nicht nur in Israel betrachten viele die junge Frau als eine Heldin. Als ein kanadischer Journalist ihr in einem Interview die Frage stellt, ob sie sich selber auch als Heldin sieht, antwortet sie: „Absolut nicht. Ich habe nur das gemacht, was ich für richtig gehalten habe und ich habe nur das gemacht, was jede normale Person wollen sollte: Das Böse auf dieser Welt zu bekämpfen.“

Ihr Vorbild seit Kindheitstagen ist Yoni Netanjahu. Der IDF-Oberstleutnant war 1976 bei dem Versuch, die Passagiere eines von einem palästinensischen Terrorkommando entführten Flugzeugs zu befreien, in Entebbe in Uganda gefallen. An diese Stufe des Heldentums komme sie nicht heran, sagt sie. Sich selber als eine Kriegsheldin zu sehen, entspricht nicht ihrem Naturell. Doch genau wie ihr Vorbild steht Rosenberg für Mut und Tapferkeit. Was aber hat die junge Frau überhaupt dazu bewogen, vergangenen Herbst kurzentschlossen ihre Sachen zu packen, ihre Wohnung in Tel Aviv-Mitte zu verlassen und über die jordanische Hauptstadt Amman nach Arbil in die autonome Kurdenprovinz im Nordirak zu reisen und sich damit ins Kriegsgebiet zu begeben?

Es waren die Bilder, wie die Islamisten Gefangene vor laufenden Kameras enthaupten. Es waren die Berichte über die jesidischen und christlichen Minderheiten, die von den Dschihadisten gnadenlos verfolgt werden. Es waren die unschuldigen Mädchen und Frauen, die von den IS-Terroristen ver- gewaltigt und versklavt werden. „Wir als Juden sagen mit Blick auf die Schoah: nie- mals wieder. Ich denke, dass gilt aber nicht nur für das jüdische Volk, sondern für alle Menschen auf der Welt. Insbesondere für die hilflosen Frauen und Kindern in Syrien und im Irak“, sagt Rosenberg im israelischen Rundfunk. (...)

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