Gedanken zum 6-Tage-Krieg  

Juni 1, 2017 – 7 Sivan 5777
„Pardon, wir haben gewonnen.“

Von Dr. Rafael Korenzecher

„Pardon, wir haben gewonnen“ und „Unfair zu Goliath“ schrieb der Satiriker Ephraim Kishon nach dem Sechstage-Krieg, den der kleine israelische David vor 49 Jahren in diesen Juni-Tagen des Jahres 1967 in einem kaum zu gewinnenden Viel-Fronten-Kampf um seine nackte Existenz gegen den übermächtigen arabischen Goliath, in Form der verbündeten Streitkräfte Ägyptens, Jordaniens, Syriens, Libanons, aber auch des Iraks, Algeriens, Kuwaits und des Sudans für sich entscheiden und damit die Auslöschung des jüdischen Staates und einen weiteren Genozid an seinem Volk verhindern konnte.

Hierzu verkündete der ägyptische Präsident Nasser siegessicher am 26. und 30. Mai 1967:
„Wir beabsichtigen einen grundlegenden Angriff auf Israel. Dies wird ein totaler Krieg sein. Unser primäres Ziel wird es sein, Israel zu zerstören.“
(Gamel Abdel Nasser, Staatspräsident Ägyptens, 26. Mai 1967)

„Die Armeen Ägyptens, Jordanien, Syriens und des Libanon stehen einsatzbereit an den Grenzen Israels, während hinter uns die Armeen des Irak, Algeriens, Kuwaits, des Sudan und der gesamten arabischen Nation stehen. Die Stunde der Entscheidung ist gekommen.“
(Gamel Abdel Nasser, Staatspräsident Ägyptens, 30. Mai 1967)

Bereits zuvor, am 18. Mai 1967 hatte sich Radio Kairos Voice of Arabs auf Veranlassung Nassers ähnlich zurückhaltend geäußert:
„Die einzige Methode, die wir Israel gegenüber anwenden werden, ist der totale Krieg, der in der Vernichtung der zionistischen Existenz enden wird.“

Dem durften die anderen arabischen Führer natürlich nicht zurückstehen, die die von der UNO dem jungen, bereits durch den arabischen Überfall von 1948 vieler seiner Gebiete und der halben Hauptstadt Jerusalem beraubten Staat Israel eigentlich garantierte Unversehrtheit — natürlich völlig ungestört von der UNO — in folgender Weise auslegten:
„Ich, als Militärmann, glaube, dass die Zeit gekommen ist, um in einen Vernichtungskampf einzutreten.“
(Hafez al-Assad, Verteidigungsminister Syriens, 20. Mai 1967)

„Die Existenz Israels ist ein Fehler, der berichtigt werden muss. Unser Ziel ist klar – Israel von der Landkarte zu wischen.“
(Abdur Rahman Aref, Staatspräsident des Irak, 31. Mai 1967)

Folgerichtig und offensichtlich tief beeindruckt von so viel arabischer Friedensliebe zog der Sicherheitsgarant und ach so große Freund des jüdischen Volkes, Sithu U-Thant, in seiner Funktion als damaliger Generalsekretär der UNO auf Wunsch der arabischen Aggressoren und ganz im vorauseilenden Sinne der heutigen UNO-Liebe zu Israel seine Schutztruppen zurück und überließ Israel ohne internationalen Schutz seinem eigenen Schicksal.

Überwältigt von so viel UNO-Solidarität und internationalem Einvernehmen durchschnitt Nasser die wirtschaftliche Lebensader Israels und verhängte mit der Abriegelung der Meerenge von Tiran eine Seeblockade über Israel. Außerdem hatten die arabischen Nachbarländer in den ersten Junitagen des Jahres 1967 fast eine halbe Million Soldaten, mehr als 2.800 Panzer und 810 Kampfflugzeuge gegen Israel in Stellung gebracht.

Während Abba Eban, der israelische Außenminister, ebenso verzweifelt wie vergebens versuchte den bevorstehenden Vernichtungsschlag der arabischen Allianz auf diplomatischem Wege zu verhindern, konnte Kishon in einem seiner Beiträge für die Zeitung Ma’ariw noch verbittert schreiben: „Unsere gelegentlichen Beschwerden werden von den United Nations immer streng objektiv behandelt. Die UN wahren das Prinzip Gleiches Recht für beide – in Fachkreisen auch UN-Recht genannt.“
Dann ging aber alles ganz schnell – die Chronik des Geschehens liest sich wie folgt:

Am 5. Juni 1967 führte Israel einen Präventivschlag gegen Ägypten aus, der durch das natürliche Recht auf Selbstverteidigung, wie es völkerrechtlich in Artikel 51 der UN-Charta festgeschrieben ist, voll gedeckt war.
In den Morgenstunden starteten Flugzeuge der israelischen Luftwaffe und griffen ägyptische Luftwaffenstützpunkte auf dem Sinai und im ägyptischen Kernland an. In einem kurzen, effizienten und entschiedenen Schlag wurden innerhalb von zwei Stunden 300 ägyptische Flugzeuge, darunter Bomber, Kampfjets und Hubschrauber, zerstört
.
Die Hauptbedrohung für Israel aus der Luft war damit ausgeschaltet, und die Lufthoheit der israelischen Luftwaffe war gesichert, als jordanische, syrische und irakische Flugzeuge Ziele in Israel angriffen.
Am Ende des ersten Kriegstages waren die Luftwaffen aller beteiligten arabischen Länder zerstört. Die israelischen Bodentruppen konnten von nun an unter „freiem Himmel“ agieren. Die israelische Luftwaffe verlor an diesem Schicksalstag 20 Flugzeuge. 12 Piloten wurden getötet, fünf verwundet und vier gefangengenommen.

Der Kampf dauerte nur vier Tage und vollzog sich in einem einzigen, kontinuierlichen Schwung.
Die israelische Armee war sich angesichts ihrer quantitativen Unterlegenheit von vornherein bewusst, dass sie einen raschen Sieg erringen musste. Daher wählte sie eine schnelle Vorwärtsattacke und verzichtete auf die Sicherung der Flanken und Transportwege.

Am 8. Juni hatten die israelischen Soldaten unter dem Oberkommando von General Yeshayahu Gavish und seinen drei Divisionskommandeuren Ariel Scharon, Avraham Yoffe und Israel Tal die ägyptische Armee besiegt. Die Straße von Tiran war wieder frei und die gesamte Sinai-Halbinsel von ägyptischen Truppen entblößt.

Unter dem Oberkommando von General Uzi Narkiss gelang es der israelischen Armee an der Ostfront die Jordanier innerhalb von drei Tagen zu besiegen. Am 8. Juni wurde der Waffenstillstand vereinbart.

Bereits am 7. Juni hatten israelische Fallschirmjäger unter dem Kommando von Oberst Mordechai Gur nach blutigen Straßenkämpfen die 1948 geraubte Altstadt von Jerusalem zurückerobert.
Gemeinsam mit General Narkiss betraten Verteidigungsminister Mosche Dajan und Generalstabschef Jitzhak Rabin den Tempelberg.

Am Abend desselben Tages ließ der oberste Militärrabbiner der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, General Shlomo Goren, das Widderhorn (Schofar) an der Klagemauer ertönen. Die geteilte Hauptstadt Israels war wiedervereinigt.

Im Norden dauerte der Kampf gegen Syrien, Israels erbittertsten Feind, bis zum fünften Tag des Sechs-Tage-Krieges an. Der Durchbruch erfolgte am Morgen des 9. Juni nach zwei Tagen heftigen Bombardements. Die Speerspitzen bildeten dabei die Panzerbrigade unter Oberst Albert und die Golani-Infanteriebrigade unter Oberst Yona Efrat.
Am 10. Juni waren die Syrer endgültig besiegt.

Am Ende der sechstägigen Kampfhandlungen hatte Israel 679 Tote zu beklagen. Außerdem wurden 2.563 Soldaten und Zivilisten verwundet. Auf arabischer Seite gab es 21.000 Tote und 45.000 Verwundete.
Die Wiedervereinigung Jerusalems ist das symbolträchtigste Resultat des Sechs-Tage-Krieges.
Seit König David die Stadt im Jahre 1004 v.d.Z. zum Mittelpunkt seines Reiches gemacht hatte, ist Jerusalem die historische Hauptstadt des jüdischen Volkes geblieben – auch nach seiner Zerstörung durch die Römer im Jahre 70 n.d.Z.

Seit 1948 ist es die politische Hauptstadt des Staates Israel
Nach der Teilung Jerusalems durch die Völkerrechts-widrige jordanische Annexion von 1948 hatten Juden keinen Zugang mehr zu ihrer heiligsten Stätte, der Klagemauer.
Die Jordanier verletzten sämtliche Vereinbarungen des Waffenstillstandsabkommens, die Jerusalem betrafen. Zwischen 1948 und 1967 entweihten sie nicht nur Hunderte von jüdischen Gräbern auf dem Ölberg, sondern zerstörten auch 58 Synagogen im jüdischen Viertel der Altstadt Jerusalems. Nur eine einzige Synagoge entging dem Schicksal der Zerstörung und Plünderung.

Seit der Wiedervereinigung Jerusalems 1967 haben wieder Angehörige aller Religionen freien Zugang zu ihren heiligen Stätten, die von ihren jeweiligen religiösen Autoritäten verwaltet werden.
(Teile der Chronik entnommen von BotschaftIsrael.de)

Kaum eines der damaligen Ereignisse, der historischen Zusammenhänge und schon gar nicht die Kriegsursache, die in der absoluten Vernichtungs-Aggression der arabischen Nachbarn bestand, wird heute in der islam-devoten, faktenverdrehenden und den gesamten Staat Israel delegitimierenden Mainstream-Politik und Presse objektiv und sachrichtig dargestellt.

Insbesondere wird der israelische Anspruch auf sein gesamtes, ihm von der UNO 1947 zugesprochenes Territorium in Judäa, Galiläa und Samaria mit uralten jüdischen Städten wie Jericho, Hebron, Nazareth , Betlehem u.a.m. sowie vor allem auf seine ewige und ungeteilte jüdische Hauptstadt Jerusalem zu Gunsten einer in der Geschichte der Region niemals aufgetretenen, friedensfeindlichen und erst in den Jahren nach dem 6-Tage-Krieg erfundenen sogenannten „palästinensischen“ Identität in Abrede gestellt.

Einer der geschichtlich am längsten legitimierten Staaten in der Welt und erst recht in der Region sieht sich durch islamische Aggression, Israelhass und Antisemitismus wieder in nicht hinzunehmender Weise massiv in seiner Existenz bedroht.

1968 schrieb Kishon mit gewohnt bitterem Humor dazu:
„Israel ist ein so kleines Land, dass man auf den meisten Landkarten und Globen seinen Namen nicht einmal voll ausschreibt. Fast immer heißt es ‚Isr.‘ Und schon aus diesem Grund fällt es uns so schrecklich schwer, die im Sechstagekrieg wiedererlangten jüdischen Gebiete aufzugeben. Sie schaffen endlich Platz für das allzu lange fehlende ‚-ael‘.“

So soll und so wird es bleiben.

Allen Toten und Helden des jahrzehntelangen israelischen Kampfes um seine Existenz gewidmet – gegen Terror und Vernichtungs-Bedrohung.

Am Israel Chai!

Dr. Rafael Korenzecher

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