Israel im Spannungsfeld Washington/Moskau und seine Öffnung nach Asien  

Mai 11, 2016 – 3 Iyyar 5776
Nicht allein auf Amerika fixiert

Von Ulrich Sahm

Die Spannungen zwischen Barack Obama und Benjamin Netanjahu haben den Austausch zwischen Israel und den USA zwar belastet, aber auch aus Eigeninteresse haben die Amerikaner parallel dazu die Militärbeziehung zu Israel nicht gebremst, sondern sogar hochgefahren. Denn ohne israelische Hightech wäre die Entwicklung von modernen Abwehrsystemen wie die „Eiserne Kuppel“ kaum denkbar. Und diese sind auch für die Amerikaner von höchstem Wert.

Kooperation mit Moskau
Gleichzeitig wurde Israels Position im Spannungsfeld zwischen Washington und Moskau wie auch zum Fernen Osten gestärkt. Denn da zwischen den USA und Russland vor allem in Syrien gewisse Meinungsverschiedenheiten existieren, boten die schlechten Beziehungen Netanjahus mit dem US-Präsidenten für die Israelis eine einmalige Chance, hier eigene, höchst pragmatische Wege zu gehen. Moskau und Jerusalem koordinieren ihre Tätigkeit über dem Luftraum Syriens schon seit längerem, da beide Seiten dort keinen „irrtümlichen Zusammenstoss“ ihrer Kampfflugzeuge wünschen. Die fast überstürzte Visite von Staatspräsident Reuven Rivlin in Moskau macht die Prioritäten deutlich – eine lang geplante Staatsvisite in Australien wurde dafür kurzerhand abgesagt. Auch das Treffen Putin/Netanjahu am 21. April zeigt, dass sich da über die Jahre fast intime Beziehungen angebahnt haben. Eine Annäherung zwischen Israel und Moskau hatte schon Außenminister Avigdor Lieberman eingeleitet. Der konnte ohne Dolmetscher mit Putin Vodka trinken.

Neue Partner finden
Von den USA weniger abhängig zu sein, bedeutet für Israel auch, sich in Asien neue Partner suchen zu können, speziell China und Indien.
Auf Hightech spezialisierte israelische Blogs und Israels Universitäten betonen die zahlreichen gemeinsamen Entwicklungsprojekte mit den Chinesen. Peking investiert kräftig in Israel, will die Eisenbahnstrecke von Tel Aviv nach Eilat bauen und kauft jetzt sogar die Kosmetikfirma „Ahava“ auf, ein Aushängeschild Israels. Ob und wie beide Länder auch militärisch kooperieren, ist weniger bekannt. Vor einigen Jahren noch hat die damalige US-Außenministerin Condoleezza Rice den Israelis verboten, eine typisch israelische Miniversion des Awacs-Aufklärungsflugzeugs zu verkaufen. Rice argumentierte, dass das israelische Flugzeug auch amerikanische Komponenten enthalte und deshalb nicht an Länder weitergegeben werden dürfe, durch die „unsere Jungs getötet werden könnten“. In der damaligen Bush-Regierung befürchtete man offensichtlich den Ausbruch eines (Welt-)Kriegs zwischen China und den USA. (…)

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