Die Ausrottung des jüdischen Stammes der Banu Quraiza in Medina  

Oktober 15, 2015 – 2 Heshvan 5776
Massenmord in Mohammeds Gegenwart

Von Miriam Magall

Bedingt durch die Zerstörung des Ersten Tempels im Jahre 70 d.Z. und die Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstands 135 d.Z., beide ein Werk der Römer, verschlägt es jüdische Flüchtlinge nach Arabien. Sie lassen sich hauptsächlich im Jemen und im westarabischen Medina nieder. Die Stadt Medina ist eine „jüdische Gründung“, eine unter Moslems wohl bekannte Tatsache, weshalb sie alsbald den Zusatz„Stadt des Propheten“ einführen. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts trifft eine weitere jüdische Flüchtlingswelle, diesmal aus Persien, in Arabien ein. Am Vorabend des Islam, um die Wende zum 7. Jahrhundert, dominieren Juden das wirtschatliche Leben des Hedschas (Westarabien). Sie stellen dank ihres überlegenen Wissens in Landwirtschaft und Bewässerung einen ernstzunehmenden Faktor dar, häufen ein erhebliches Vermögen an und wecken – das ist nicht neu in der jüdischen Geschichte – Begehrlichkeiten. In vorislamischer Zeit fallen sie durch ihren exklusiven Glauben auf, der sich erfolgreich dem heidnischen Kultbetrieb in Mekka mit der Kaaba entgegenstellt.

Als Mohammed 622 in Medina eintrifft, machen die Juden ungefähr die Hälfte der Bevölkerung aus. Sie sind in drei Stämmen organisiert: Die Qainuqa betreiben hauptsächlich die Goldschmiedekunst, während die Banu‘n-Nadir und und die Banu Quraiza vor allem von der Oasenwirtschaft leben. Schon früh nimmt Mohammed Kontakt zu den Juden auf und gibt sich die größte Mühe, sie für seine Offenbarungen zu begeistern. Er erkennt sie als auserwähltes Volk an und übernimmt eine Reihe jüdischer religiöser Praktiken wie das jährliche Fasten, die drei Gebetszeiten am Tag und die Gebetsrichtung (Qibla) nach Jerusalem. Außerdem empfiehlt er die Teilnahme am jüdischen Fastentag Jom Kippur. Aber trotz aller Bemühungen kann Mohammed die Juden nicht für sich gewinnen, sie erkennen ihn nicht als Propheten an, denn seine Offenbarungen sind für sie nicht göttlicher Natur. Vielmehr decken sie seine Schwächen auf und überhäufen ihn mit Hohn. Dafür zahlen sie schon bald mit blutiger Münze. Als Erstes lässt Mohammed ein grundsätzliches Gebot unter den Tisch fallen: das jüdische Tötungsverbot, aus dem ein Tötungsgebot wird, das sich als Erstes gegen die Juden richtet.

Denn im selben Jahr 624, gleich nach der für Mohammed erfolgreichen Schlacht bei der Wasserstelle Badr räumt er mit den Gegnern auf. Er überfällt den jüdischen Stamm der Qainuqa und, weil sie sich absolut weigern, ihn als Propheten anzuerkennen, nimmt er ihnen Waffen und Rüstungen weg. Aber nicht nur das: Dieser erste jüdische Stamm muss nun die Stadt verlassen, seine Güter werden als Beute verteilt, ein hübscher Zugewinn für die kurz zuvor in Medina mittellosen Zuwanderer. Ein Jahr später, 625, sollen die jüdischen Banu‘n-Nadir an einer Verschwörung beteiligt sein, die Mohammed vereiteln kann. Sie kapitulieren. Vergebung wird all jenen in Aussicht gestellt, die zum neuen, von Mohammed propagierten Glauben übertreten. Nur zwei der betroffenen Juden nehmen das Angebot an. Die anderen müssen, genau wie schon der erste jüdische Stamm, die Banu Qainuqa, Hab und Gut aufgeben und Medina verlassen. Beide Fälle zeigen, wovon der neue Glaube leben wird: Gewalt, Krieg und Beute.

627 ziehen die vertriebenen Juden zusammen mit einem großen mekkanischen Heer unter dem Befehl von Abu Safyan gegen Medina. Ein von einem genialen Verteidiger in aller Eile ausgehobener Graben rund um die Stadt rettet die Belagerten. Die Belagerer ziehen unverrichteter Dinge ab. In der solchermaßen geretteten Stadt darf der Prophet sich ungezügelt seiner Rache hingeben. Der letzte, in Medina verbliebene jüdische Stamm, die Banu Quraiza, ungefähr 600 bis 700 Männer (die Frauen und Kinder zählen nicht), schlägt sein Angebot, zum Islam überzutreten und dadurch das eigene Leben zu retten, aus.

Mohammed nimmt blutig Rache an ihnen. Es ist ein Tag, an den Juden sich seither schaudernd erinnern: Alle männlichen Juden müssen in ein eigens für sie ausgehobenes Massengrab steigen, – und sie werden in seiner Gegenwart durch Enthaupten hingerichtet.

Selbst für die an Gewalt gewöhnten arabischen Zeitgenossen eine drastische Tat. Die Frauen und Kinder werden in die Sklaverei verkauft, eine damals durchaus übliche Praxis, an der sich wohl kaum jemand stoßen dürfte. Unter den so Versklavten befindet sich auch die kurz zuvor zur Witwe gemachte Rayhana bint Zayd. Sie findet sich unvermittelt in Mohammeds Harem wider – und soll sich vorgeblich sogar in den Mörder ihres Gatten und ihrer gesamten Familie verliebt haben! Seltsam nur, dass sie bald darauf stirbt. Ist es ein früher Tod oder ein Selbstmord? Wie dem auch sei, danach leben keine Juden mehr in Mohammeds Stadt.

Diese geänderte Einstellung zu den Juden veranlasst Mohammed – es ist immer noch das Jahr 624 – zu einigen Änderungen in der Glaubenspraxis: Die Qibla, die Gebetsrichtung, wechselt von Jerusalem nach Mekka (Sure 2,138 f.), der moslemische Ruhetag wird der Freitag, und Moslems fasten nicht nur an einem Tag im Jahr, sondern haben fortan einen ganzen Fastenmonat, den Ramadan (an dem allerdings nur tagsüber gefastet wird); Moslems beten fünfmal am Tag, nicht mehr dreimal wie die Juden, und sie waschen sich vor dem Gebet nicht nur die Hände, sondern Kopf und Gesicht sowie Hände und Füße. Und natürlich ist Mohammed ihr Prophet – die Grundlage wird jedoch, auch für den Islam, Erzvater Abraham; um in der entstehenden islamischen Welt durchzusetzen, dass die Kaaba in Mekka allseits zuhöchst geachtet wird, braucht Mohammed Abraham, von dem in Sure 2 (121 f.), ausdrücklich die Rede ist.

629 gibt es Juden nur noch in der von ihnen bewohnten Oase Chaibar, einer mit Burgen befestigten Ortschaft. Zu jeder Burg gehört ein Gut. Durch Verrat fällt Mohammed eine Burg nach der anderen in die Hand. Diesmal lässt er den Besiegten ihr gesamtes Eigentum, schont ihr Leben und vertreibt sie auch nicht. Vielmehr dürfen sie weiterhin auf ihren Ländereien verbleiben. Sie müssen sich lediglich verpflichten, jährlich die Hälfte ihrer Einnahmen an die Moslems zu entrichten. Diese Vereinbarung wird später jedoch vom Kalifen Omar (634-644) gebrochen: Er ordnet die Vertreibung aller Juden aus der Oase Chaibar an. Denn er möchte das Land des Propheten, das heißt, den Hedschas, „judenrein“ sehen! Und judenrein ist er bis heute geblieben, sei nebenbei bemerkt. Selbst ein jüdischer Tourist oder Journalist wird nicht ins Land gelassen.

Am 8. Juni 632 stirbt Mohammed in den Armen seiner Lieblingsfrau Aischa. Allein in seiner Zeit in Medina bis zu seinem Tod unternimmt er über siebzig Kriegszüge und gibt damit die Richtung vor, die seine Nachfahren einschlagen werden: Bei seinem Tod ist Arabien politisch geeint, die arabischen Reiterscharen überrennen 635 Syrien, 637 wird Persien in einer einzigen Schlacht geschlagen, 638 ist Palästina in arabischer Hand und 642 Ägypten. Von dort aus geht es weiter in Richtung Westen und, 711, über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien und Südfrankreich.Erst Karl Martell schlägt sie 732 bei Poitiers zurück.

Zum Schluss erwähnt sei übrigens, dass Jerusalem in der Hebräischen Bibel über 800 Mal erwähnt wird – im Koran dagegen kein einziges Mal, und zwar trotz Mohammeds wunderbarer „Nachtreise auf dem Zauberpferd al-Buraq“.

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